Weyregger Rohrleitengraben

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Abb. 1: Das weitverzweigte oberflächliche Entwässerungssystem am Rohrleitengraben im Jahr 1898

Der im nördlichen Gemeindegebiet von Weyregg am Attersee, im Bereich von Seeberg, gelegene Rohrleitengraben wird auch als Italienergraben bezeichnet.

Weyregger Rohrleitengraben

Um zu den Wurzeln dieses Namens zu gelangen, müssen wir das Rad der Zeit bis ins Jahr 1890 zurückdrehen, in dem im Einzugsgebiet des Rohrleitengrabens lediglich im Bereich der Wasserscheide das Steinwandtner-Haus (bzw. Haus des Forstner) und am Unterlauf des Rohrleitengrabens das Kaisengut des Jacob Reichl bestanden hat, sowie im Seeuferbereich der Rohrleitengraben von der Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße gequert wurde.

Zu dieser Zeit wird berichtet, dass am Rohrleitengraben seit Menschengedenken immer Bewegungen festzustellen waren und dass gegenwärtig 2 Häuser und die Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße, welche wiederholt bereits durch Vermuhrung aus dem Rohrleitengraben in Abbruch versetzt wurde akut gefährdet sind.

Im Jahr 1893 trat die k.k. Statthalterei an die erst vor kurzem mit dem Wildbachverbauungsgesetz im Jahr 1884 gegründete k.k. forsttechnische Abtheilung für Wildbachverbauung mit dem Ersuchen um Verfassung eines Verbauungsprojektes heran. Im Jahr 1895 wurde mit dem Landesgesetzblatt Nr. 27 die Verbauung des Rohrleitengrabens beschlossen und in der Folge diese unter Federführung durch die Wildbach- und Lawinenverbauung ausgeführt. Bis zum Frühjahr 1897 wurde am Rohrleitengraben ein umfangreiches Entwässerungssystem - bestehend aus etwa 970 lfm offenen Erdgräben, etwa 3.500 lfm Sickerschlitzen unterschiedlicher Bauart und einer etwa 600 m langen und mit Stützrippen versehenen Steinschale - errichtet.

Entwässerungssystem

Abb. 2: Regelprofil der Steinschale („Italienergraben“) und Bautypen der ausgeführten Sickerschlitze

Durch das Entwässerungssystem konnte eine weitgehende Beruhigung der Rohrleitenrutschung erreicht werden, sodass noch Ende Mai 1897 berichtet werden konnte: Trotz der außerordentlich niederschlagsreichen Witterung des Monats Mai, welche am 20. Mai das Entstehen eines neuen Murbruches am Gahberge, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rohrleitengrabens, zur Folge hatte, stellten sich im Rutschgebiete des letzteren keinerlei Anzeichen einer Bodenbewegung ein.

Jedoch beschädigte ein Seitenarm der „Neuen Mure“ vom Süden her im Bereich des Kaisengutes die soeben erst fertiggestellte Entwässerungsanlage. Dies führte in der Folge auch im Rohrleitengraben zu neuerlichen Bodenbewegungen, die sich unweit des Kaisengutes beginnend nach aufwärts ausbreiteten. Die ganze Lage war so gefahrdrohend, dass eheste Sanierungsmaßnahmen am Rohrleitengraben und die Beruhigung des „Neuen Murbruches“ äußerst dringlich erschienen. Noch im Herbst 1897 wurde ein weiteres Projekt zur Vervollständigung der Entwässerungsmaßnahmen erstellt, in dem die Errichtung eines Entwässerungsstollens unter dem Murstrom der Rohrleitenrutschung das Kernstück der Verbauungsmaßnahmen bildete.

Mit dem Bau des Stollens wurde bereits im Februar 1898 etwa 140 m oberhalb des Kaisengutes begonnen. Der Stollen weist im Endausbau eine Länge von 84 m auf, wurde bergmännisch gezimmert und im Rückzug mit Steinen ausgekleidet. Zur Belüftung des Stollens wurden zwei Vertikalschächte angelegt.

Italienergraben

Da diese Verbauungsanlagen, insbesondere die auffällige 600 m lange Steinschale im Rohrleitengraben von in Oberitalien rekrutierten Facharbeitern ausgeführt wurden, hat sich lokal der Name Italienergraben gebildet und bis heute erhalten.

Historische Zeichnungen

Situation heute

Lageplan der Weyregg Rohrleitenrutschung

Ausgedehnte Gebiete unserer Region werden von Jahr zu Jahr durch Rasenschalbrüche, Schuttrutschungen, Erdfließen, Fels - und Bergstürze weitgehend umgeformt. Seit jeher sind als Rutschgebiet das Flyschbergland und die Schlierhügel des Alpenvorlandes bekannt. So auch der Rohrleitengraben in Weyregg am Attersee.

Die Wildbachverbauung Seewalchen hat ein Projekt ausgearbeitet, um die aktuelle Rutschung zu stabilisieren. Das Gebiet, in dem sich die Rutschung befindet, ist, wie oben beschrieben, bereits aus dem 19. Jahrhundert bekannt und hatte damals eine Länge von rund einem Kilometer und eine Breite von 20-140 m. Die gegenwärtige Rutschung ist seit dem Jahre 2006 aktiv. Seit 2006 sind folgende Maßnahmen erfolgt:

  • Laufende Erstellung und laufender Umbau von provisorischen Wasserleitungen
  • Errichtung von Tiefendrainagen
  • Materialabfuhr vom Rutschungsfuß (ca. 8.500 m3)

Das Projekt Rohrleitenrutschung hat seit 2009 das Ziel, den Erdschuttstrom nachhaltig zu stabilisieren, um das am Hangfuß gelegene Siedlungsgebiet und die Bundesstraße B152 vor Zerstörung zu schützen. Das Herzstück des Projektes ist die Errichtung eines Dammes aus Drahtkörben auf einer Seehöhe von etwa 620 m, um die Erdmassen von rund 130.000 m3 zu stabilisieren.

Weblinks

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Quellen

(Die Verwendung des Artikels und der Bilder ist nur mit Erlaubnis der Quelle erlaubt)
  • Gemeinde-Nachrichten Weyregg am Attersee, Ausgabe 7/2010