Schnaps

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Der Schnaps, im Attergau meist aus Obst gewonnen, wurde meist in der Winterzeit erzeugt und wurde neben dem Trinkgenuss auch oft als Heilmittel für Mensch und Tier eingesetzt.

Das Schnapsbrennen

Das Schnapsbrennen ist auf vielen Bauernhöfen im Attergau nach wie vor gebräuchlich. Zur Herbstzeit wird das Obst zum Schnapsbrennen in Maischefässern zum Gären gebracht. Es dauert meist bis zum Winter bis die Maische den richtigen Alkoholgehalt aufweist. Die kalte Jahreszeit ist auch Schnapsbrennzeit. Das Brennen muss beim Zollamt für eine genau bestimmte Zeit angemeldet werden, während der dann Tag und Nacht ohne Unterbrechung die ganze Maische in einem Stück verarbeitet wird. Natürlich muss die Qualität des Schnapses stichprobenweise und unter Mithilfe von Freunden und der Nachbarschaft regelmäßig verkostet werden, was Zeit und Kälte leichter vergessen lässt. Um ein Anbrennen der Maische zu vermeiden, ist der Kupferkessel mit gewöhnlich etwa 100 Liter Volumen von einem Wasserbad umgeben. Ein Brennvorgang ergibt etwa drei Liter Obstler oder an die fünf Liter Zwetschkenschnaps.

Rechte zum Schnapsbrennen auf Bauernhöfen reichen bis in die Zeit Maria Theresias im 18. Jahrhundert zurück. Das Destillieren von Alkohol wird schon seit dem Mittelalter von der Obrigkeit geregelt. Einerseits um den Missbrauch in Grenzen zu halten und andererseits als ergiebige Quelle für Steuereinnahmen. Mengen und Steuern unterliegen strengen Regeln, Kontrollen und Strafen. Sogenannte bäuerliche Abfindungsbrenner dürfen bis zu 200 Liter – manche sogar bis 400 Liter - Schnaps brennen, 15 Liter davon sind steuerfrei. Je nach Anzahl der Hausbewohner kann der Hausbrand bis 27 Liter steigen. Für den Rest gelten begünstigte Steuersätze. Die Steuer wird nicht von der Menge des erzeugten Schnapses sondern von der Menge der Maische berechnet und ist vor dem Brennen fällig. Abfindungsbrenner dürfen nur eigenes Obst verwenden, kein Obst zukaufen und nur an private Konsumenten und Wirtshäuser verkaufen. Das bäuerliche Schnapsbrennen kann zu einem kleinen Nebeneinkommen beitragen.

Das verwendete Obst

Üblicherweise wird auf den Bauernhöfen Schnaps aus Birnen und Äpfeln zusammen und extra aus Zwetschken gebrannt. Es gibt den Obstler und den meist bevorzugten Zwetschkernen. Gewöhnlich werden die reiferen Früchte wegen des höheren Zuckergehalts für den Schnaps verwendet. Ist das Obst überreif und teilweise schon angefault, leidet jedoch die Qualität erheblich. Die Bekömmlichkeit hängt stark von der Erfahrung und Sorgfalt des Schnapsbrenners sowie der richtigen Abstimmung auf einen verträglichen Alkoholgehalt ab.

Auf Bauernhöfen wird der selbstgebrannte Schnaps seit jeher vielseitig angewendet. Vom zumeist sparsamen Genuss in der Hausgemeinschaft, unter Freunden, zu freudigen aber auch betrüblichen Ereignissen, gegen manche Beschwerden, vom Schutz gegen Krankheitserreger, bei schlechtem Magen bis zum Zahnweh. Auch zum Ansetzen von Nußschnaps und Likören wird er gebraucht. Ebenso zum Herstellen mancher Arzneien mit Kräutern, wie Arnika für Wunden und zum Einreiben bei Verstauchungen und vieles mehr.

Schnaps als Heilmittel

Nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Tiere am Hof ist Schnaps ein geschätztes Hausmittel. Für die äußerliche Anwendung, zur Desinfektion und Reinigung eignet sich auch der zum Trinken ungeeignete Vorlauf, der am Beginn der Destillation anfällt. Die Wirkungen auf Körper und Geist sind ebenso vielfältig wie die mit dem Schnaps verbunden Meinungen, Erwartungen, Befürchtungen und Mythen. Jedenfalls ist er ein unentbehrliches Elixier des bäuerlichen Lebens und weit darüber hinaus. Nicht umsonst wurden die großen gläsernen Schnapsblutzer häufig unter dem Bett der Bauersleute aufbewahrt.

Neben dem Schnapsbrennen auf den bäuerlichen Höfen, haben sich auch einige zu professionellen Schnapsbrennereien entwickelt, wie z. B. die D'Brennerin Rosi Huber in Weyregg am Attersee. Vor allem am östlichen Atterseeufer sind noch viel Zwetschkenbäume existent, die für den geliebten Zwetschkernen die Früchte liefern. In neuerer Zeit werden neben Birnen, Äpfeln und Zwetschken zum Teil auch sehr exotische Früchte für Spezialschnäpse eingemaischt.

Quellen

  • Manfred Hemetsberger, Nußdorf