Holz als Energieträger

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Restholz aus dem Wald wird zu Hackschnitzel zerhackt

Durch die Preisentwicklung fossiler Energieträger wird Holz zunehmend mehr zur Wärmegewinnung genützt. In den Attergauer Wäldern wächst deutlich mehr Holz dazu als geerntet wird. Die Waldinventur weist für den Bezirk Vöcklabruck einen Holzvorrat von etwa 17,3 Millionen Festmeter (m³) aus. Jährlich wachsen etwa 515.000 Festmeter dazu, wovon etwa 327.000 Festmeter genutzt werden.

Nahwärme aus Biomasse

Am Beispiel des Biomasse Nahwärme Heizwerkes Ragginger in Nußdorf am Attersee wird die Wärmegewinnung aus heimischer Biomasse dargestellt. Diese, 2013 errichtete, Anlage versorgt das Hotel, den Gasthof und die Fleischhauerei Ragginger und ein benachbartes Privathaus und Kaufhaus. Das Holz kommt ausschließlich aus dem eigenen Wald der Familie.

Ergänzend dazu sind noch weitere Formen der energetischen Nutzung von Restholz angeführt.

Biomassegewinnung im Wald

Holz für die Hackschnitzelerzeugung fällt vorwiegend bei Waldpflegemaßnahmen, Durchforstungen und als Restholz bei Schlägerungen an. Sturm- und Windwurfereignisse verursachen periodisch einen großen Anfall an Schadholz. Auch Holz, das wegen starkem Pilz- und Insektenbefall für andere Zwecke qualitativ ungeeignet ist, wird einer energetischen Nutzung zugeführt.

Die Durchforstung und der Transport von Biomasse aus dem Wald zum Trockenlager erfolgt vorwiegend mit Traktoren, Harvestern und Lastwägen, die mit Kränen und entsprechenden Aufbauten ausgestattet sind. In den Artikeln Forstwirtschaft und Holzfuhrwerk sind diese Themen beschrieben.

Aufbereitung von Hackschnitzeln

Ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Nutzung von Holz als Energieträger ist sein Feuchtigkeitsgehalt. Mit zunehmendem Wassergehalt im Holz sinkt die Energieausbeute stark ab. Durch die luftige Lagerung des Rohholzes, wie es aus dem Wald kommt, über eine Zeitspanne von ein bis zwei Jahren kann eine wirksame und kostengünstige Trocknung auf natürliche Weise erreicht werden.

Das Zerhacken des Rohholzes zu Hackschnitzeln erfolgt üblicherweise mit leistungsfähigen Hackmaschinen, die auf Lastwägen oder Traktoranhängern aufgebaut und somit unabhängig vom Einsatzort sind. Mit modernen Hackmaschinen können auch relativ dicke Baumstämme zerkleinert werden.

In Form von Schüttgut ist das zerhackte Holz mit Schaufelladern, Traktoren und LKW schnell und leicht transportabel und kann platzsparend gelagert werden. Während der Lagerung erfolgt zum Teil noch eine künstliche oder natürliche Nachtrocknung. Spezielle LKW-Aufbauten mit Luftgebläsen können Hackschnitzel mit Schläuchen und Rohren auch in schwer zugängliche Silos und Lagerräume blasen und erschließen damit weitere Einsatzmöglichkeiten.

Holz-Hackschnitzel finden neben Heizzwecken auch Verwendung im Garten- und Spielplatzbereich, als Belag für Wege und Plätze, zur Dekoration auch in verschiedenen Farben gefärbt und diversen anderen Anwendungen.

Die Heizanlage

Um über möglichst lange Zeiträume ohne Wartung auszukommen, ist dem Heizhaus ein Hackschnitzelbunker mit einem Vorrat für mehrere Wochen vorgelagert. Die automatische Heizanlage besteht im Wesentlichen aus

  • der Bunkeraustragung,
  • der Hackschnitzelzuführung zum Feuerraum mit Rückbrandsicherung,
  • dem Heizkessel mit Wärmetauscher und automatischer Entaschung,
  • dem Ausgleichs-Wasserspeicher,
  • der Elektro- und Wasserinstallation mit Umlaufpumpen und Armaturen
  • dem Rauchgaskamin mit Rauchgasreinigung
  • der elektronischen Steuereinrichtung
  • dem Leitungsnetz zu den Verbrauchern

Über den Kamin wird nur mehr Wasserdampf von der Restfeuchtigkeit des Holzes und Kohlendioxyd an die Atmosphäre abgegeben. Das Kohlendioxyd haben die Bäume zuvor während des Wachstums aus der Luft entnommen und durch Fotosynthese mit Hilfe des Sonnenlichtes im Holz gespeichert. Bei der Verbrennung reagiert das Holz umgekehrt und wird wieder zu Kohlendioxy und Wärme. In der Asche sind die unverbrennbaren Mineralstoffe enthalten, die wieder als Dünger den Boden zurückgeführt werden können. Somit ist die Nutzung von Biomasse ein geschlossener Naturkreislauf.

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Land- und Forstwirtschaft

Durch technisierte und automatisierte Arbeitsabläufe nützen zunehmend mehr Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe im Attergau das Restholz aus dem eigenen Wald zur Selbstversorung mit Wärme. Darüber hinaus versorgen Landwirte bzw. bäuerliche Gemeinschaften, wie der Maschinenring, auch andere Verbraucher mit Hackschnitzel. Ein Beispiel dafür ist das Gemeindeamt in Nußdorf am Attersee, welches im Zuge der Neuerrichtung eine moderne Hackschnitzel-Heizanlage erhielt und von regionalen Landwirten versorgt wird.

Holzverarbeitungsbetriebe

In Tischlereien, Zimmereien. Sägewerken und sonstigen Holzverarbeitungsbetrieben fallen großteils sehr trockene Holzreste an, die sich für Heizzwecke eignen. Durch die energetische Nutzung entfallen einerseits Entsorgungskosten und andererseits wird Wärmeenergie gewonnen. Wurden in früheren Zeiten die Öfen händisch beheizt, so haben seit den 1960er Jahren vollautomatische Heizanlagen allgemeine Verbreitung gefunden. Die Entwicklung ist so weit fortgeschritten, dass die Heizanlagen über lange Zeit nahezu wartungsfrei laufen. Moderne elektronische Steuerungsanlagen melden allfällige Störungen automatisch per SMS an die zuständigen Personen.

Das Restholz von Tischlereien besteht aus Hobelspänen, Hackschnitzel aber auch aus Holzstaub der aus dem Luftstrom der Absauganlagen gefiltert wird. Mit Wärmerückgewinnungsanlagen kann die abgesaugte Warmluft weiter genützt werden.

Das Restholz von Sägewerken wird vorwiegend als Rohstoff für Holzwerkstoffe, wie Spanplatten, Faserplatten und Zellstoff verwendet. Der Wärmebedarf für Trockenkammern und sonstige Heizzwecke wird in Sägewerken vorwiegend aus der anfallenden Baumrinde gedeckt.

Die Nutzung von Sägeabfällen zur Energiegewinnung ist im Attergau nicht neu. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre wurde im ehemaligen Sägewerk Häupl in Attersee - jetzt Tourismusbetrieb - eine Dampfmaschine zum Antrieb der Maschinen genützt. Der entweichende Abdampf wurde in einer Dämpfgrube geleitet und damit Buchenholz gedämpft um dessen Eigenschaften zu verbessern und die Spannungen im Holz zu vermindern. Dem Sägewerk Häüpl war auch eine Weiterverarbeitung zu Parkett, Holzfußböden und ein Hobelwerk angeschlossen.

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Heizung mit Holzpellets

Pelletheizungen, die in den 1970er Jahren in den USA entwickelt wurden, finden in Europa, von Scandinavien und Österreich ausgehend, zunehmend mehr Verbreitung. Holzpellets sind mittlerweile zu einem international in großen Mengen gehandelten Energieträger geworden. Große Schiffsladungen mit Holzpellets werden weltweit transportiert. Die Nähe zu regionalen Herstellern haben die Verbreitung von Pelletsheizungen auch im Attergau begünstigt. In Oberösterreich stellen sieben Erzeuger mit 1600 Mitarbeitern jährlich 60.000 Biomasseheizkessel her und sind damit führend in Europa.

Holzpellets werden vor allem aus trockenen Säge- und Hobelspänen aber auch aus Baumrinde mit hohem Druck zu zylindrischen Presslingen mit einem Durchmesser von 6 mm und einer Länge von etwa 1 - 3 cm gepresst. Sie haben durch die hohe Dichte und geringe Feuchtigkeit einen hohen Energiegehalt, lassen sich auf engem Raum lagern und relativ störungsfrei und sauber manipulieren und automatisch verheizen. Dadurch eignen sich Pelletsheizungen vorwiegend im privaten Bereich sowohl als Zentralheizungsanlagen als auch für Kaminöfen in Wohnungen. Die Energiekosten von Pellets haben sich bisher etwa bei der Hälfte von üblichem Heizöl bewegt.

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Kraft-Wärmekopplung

Große Mengen an Biomasse aus den Attergauer Wäldern, aber auch Restholz aus den Abfallsammelzentren des Attergaues werden im Heizkraftwerk der Energie AG in Timelkam energetisch verwertet. Daraus wird in erster Linie elektrische Energie erzeugt. Mit der Restwärme wird ein Fernwärmenetz in der Umgebung versorgt.

Zahlen

Aus 100 Schüttraummetern Hackschnitzel üblicher Qualität können etwa 73.000 Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie gewonnen werden. Für die selbe Energiemenge sind etwa 15 Tonnen Pellets, 7300 Liter Heizöl oder 7600 m³ Gas notwendig.

Quellen

  • Familie Ragginger
  • Manfred Hemetsberger