Villa Paulick

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Villa Paulick
Villa Paulick Herbst 2015
Villa Paulick Frühjahr 2010
Hannes Rohringer: Villa Paulick 1877-1988

Die Villa Paulick gehört zu den bekanntesten Villen in Seewalchen.
Friedrich Paulick, k.u.k. Hoftischler in Wien, erbaute sich 1877 in Seewalchen eine Villa mit 432 m² Grundfläche, die bald als Sehenswürdigkeit galt.

Geschichte

Es heißt, als einmal ein Kunde nicht zahlen konnte, bot dieser Paulick sein Grundstück in Oberösterreich an. So kaufte Paulick am 24. Dezember 1875 vom Wiener Bürger Isidor Zehdnicker das 876 Klafter (= ca 3150 m²) große Grundstück um 1500 Gulden (fl.).

Um in den wirtschaftlich schlechten Zeiten keine Arbeiter entlassen zu müssen, entschloss er sich, auf diesem Grund eine Villa zu errichten. Die gesamte Inneneinrichtung und die Dachkonstruktion hat er dann in seinem Betrieb in Wien herstellen lassen.

Da damals die Bahnverbindung nach Kammer noch nicht bestand, musste das ganze Material mit Pferdefuhrwerken von der Station Timelkam nach Seewalchen transportiert werden.

Die Baukosten betrugen, wie in der Familie erzählt wird, 80.000 fl., nach anderen Quellen sollen es 90.000 fl. gewesen sein.

Die Villa war bald ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Wiener Gesellschaft in der Sommerfrische. Sie beherbergte als Gäste auch zahlreiche Künstler und Persönlichkeiten des kulturellen Lebens (wie Gustav Klimt, Richard Teschner u. a.), was durch die verwandtschaftlichen Beziehungen der Paulicks begünstigt wurde. Gustav Klimts Entdeckung des Attersees als Refugium für die Sommerfrische begann im Sommer 1900, fast 50 Jahre nach den ersten touristischen Impulsen in dieser Region. Auf der Suche nach ruhigen Plätzen für Erholung und künstlerische Inspiration fand er diese zunächst am Nordufer des Attersees in Litzlberg bei Seewalchen. Gustav Klimt verbrachte von 1900 bis 1916 beinahe jede Sommerfrische am Attersee und war häufiger Gast in der Villa Paulick. Gewohnt hat er allerdings woanders, im Bräuhaus Litzlberg, in der Villa Oleander in Kammerl oder im Forsthaus in Weißenbach. Bei einer Wanderung am Gustav Klimt Themenweg, der entlang der Promenade in Kammer-Schörfling und in Seewalchen verläuft, erhalten Besucher einen Überblick zu Klimts Leben und Werk sowie zu den Motiven seines Schaffens in der Umgebung seiner Sommerdomizile Villa Paulick und Villa Oleander am Nordufer des Attersees.

Nach dem Tode Friedrich Paulicks ging die Villa in den Besitz der ältesten Tochter Therese über, die später den Prokuristen Hermann Flöge heiratete. Therese vererbte den Besitz ihrer Tochter Gertrude (Trude) Flöge, die am 28. Juli 1971 starb. Danach kam die Villa an die Familie Messner.

Im Sommer 1876 erfolgte die Baubewilligung der Villa. Die Entwürfe und Pläne stammen aus dem Wiener Architekturbüro Friedrich König (* 1842, † 1906) und Rudolf Feldscharek (* 1845, † 1919) , die den Bau auch ausführten.

Sämtliche Holzarbeiten wurden von der Kunsttischlerei des Bauherrn durchgeführt, der durch die Inneneinrichtungen vieler Monumentalbauten an der Wiener Ringstraße und durch die Mitwirkung an anderen Prachtbauten der Gründerzeit berühmt geworden war. Die Bildhauerarbeiten stammten vom Bildhauer Koschatzky, Wien, die Schlosserarbeiten von Mild und Wilhelm, Wien, sowie von einem Schlossermeister aus Schörfling am Attersee.

In die Villa baute Paulick Teile des Kaiser-Pavillons der Wiener Weltausstellung 1873, den er hergestellt hatte, als Salon ein. Ein Arbeitskabinett, das auf der internationalen Ausstellung, gleichfalls von Paulick ausgeführt, zu sehen war, diente als Bibliothek.

Die Villa hat zwei Hauptgeschosse und ein Dachgeschoss. Besonders eindrucksvoll ist die bastionartige Terrasse und die Veranda an der Südseite.

Die künstlerische Eigenart wird von einer außerordentlichen, malerisch stark wirksamen Vielfältigkeit der architektonischen Struktur bestimmt. Der runde schlanke Eckturm mit seinen runden Bögen, der Aussichtsgalerie und dem spitzem Pyramidenhelm stellt ein typisches Villenmotiv dieser Zeit dar.

Der Bau hat keine Hauptansicht. Das Vor- und Zurückspringen des Umrisses mit den erwähnten Terrassen, Veranden, Loggien, Balkonen und Erkern stellen nicht nur einen gestuften Übergang von innen nach außen her, sondern sind auch auf die wechselnden Stimmungen, Licht- und Sonnenverhältnisse der verschiedenen Tageszeiten ausgerichtet.

Das Innere der Villa ist dem künstlerischen Metier des Bauherrn angemessenen. Besondere Erwähnung finden in der vielfältigen Literatur die opulente Ausstattung im Stile der Neorenaissance sowie Kasettendecken im Erdgeschoss, wobei die Decke im Salon durch ihre reiche Ornamentik in Schwarz-Gold von besonderer Eleganz ist.

Zu erwähnen ist auch die bemerkenswerte Dachlandschaft mit den Kaminen und verschiedenen Dachreitern.

Aktuelles

Klimt und seine Gefährtin, die Modeschöpferin Emilie Flöge, verewigten sich am 27. Juli und am 10. August 1900 im Gästebuch der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee und waren seither gerngesehene Gäste in der historistischen Sommerfrische-Villa des k.u.k. Hoftischlermeisters Friedrich Paulick. Anlässlich ihres dreijährigen Bestehens hat die Klimt-Foundation als Betreiber des Gustav Klimt Zentrums bei der oberösterreichischen Autorin Clara Gallistl das Stück „Süße Wiener Dunkelheit / tiefheller See“ beauftragt. Der Titel des Monologs stellt die immer noch anziehende, besondere Emotion der kulturgeschichtlichen Epoche „Wien 1900“ neben das einzigartige Erleben der Seenlandschaft Attersee. Die Uraufführung mit Schauspielerin Maxi Blaha aus der Perspektive der gealterten Emilie Flöge fand am 3.9.2016 in dem einzigartigen, historischen Ambiente in der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee statt und gelangt auch 2017 wieder zur Aufführung (siehe: [1]).

Lage

Quellen

  • Gutachten des Bundesdenkmalamtes
  • Monika Oberhammer: Sommervillen im Salzkammergut, Salzburg 1983
  • Martina Glechner: Die Villa Paulick..., Magisterarbeit 1999, Universität Wien
  • Secession LXXXVIII: Inselräume, 1988
  • Erich Bernard, Judith Eiblmayr, Barbara Rosenegger-Bernard, Elisabeth Zimmermann: Der Attersee - Kultur einer Sommerfrische; Verlag Christian Brandstätter, 2008, ISBN 978-3-85033-022-0

Weblinks