Protestantismus in Seewalchen

Aus Atterwiki
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Das 16. Jahrhundert war durch soziale Konflikte, Aufstand und Protestantismus gekennzeichnet.

Die ersten Unruhen im Attergau

Die Habsburger verpfändeten aus Geldmangel häufig ihre Besitzungen und die Pfleger der Pfandherren suchten so viel wie möglich aus den Herrschaften herauszupressen.

Im Jahre 1511 sandten die Untertanen von Kogl und Kammer den Albrecht vom Schweighof und den Sixt von Steindorf zu Kaiser Max I., um sich über die Willkür der Pfleger zu beschweren. Die Beschwerde wurde zwar untersucht, aber die Bedrückung hörte nicht auf. So suchten sich die Bauern selbst Hilfe. Sie wollten eine Erleichterung bezüglich der Steuern, der Strafen und der Robot erzwingen.

Bei der Versammlung (Taiding) in St. Georgen am Georgitag 1525 gab es einen so großen Tumult, sodass diese abgebrochen werden musste. So nahm der erste Bauernaufstand seinen Ausgang in St. Georgen i.A. Er war aber nach wenigen Monaten unterworfen. Die Obrigkeit mahnte die Rebellen ab und es gelang, „die Bauern dahin zu bringen, dass sie selbst um Gnade begehren.“

Protestantismus

Unter den Unzufriedenen fasste die neue Lehre Martin Luthers rasch festen Fuß. Mit den Seelsorgern war man ohnehin nicht zufrieden. Ihr Leben und Treiben sowie ihre Habgier führten zu Unmut. Oft bezogen die Pfarrer die Einnahmen, die oft ungebildeten Vikare mussten die Arbeit machen.

In dieser Situation fiel die Lehre des „reinen Evangeliums“, also die Lehre Martin Luthers auf guten Boden. Da anfänglich auch fast der gesamte Adel hinter Luther stand, verbreitete sich seine Lehre rasch. Schon 1528 dürfte die Hälfte der Bevölkerung protestantisch gewesen sein.

Während der Regierungszeit Kaiser Maximilian II (1564-1576) hatte die evangelische Lehre die größte Ausbreitung gefunden. Im Land ob der Enns war nur mehr jeder Zwanzigste katholisch. Mit einem Erlass im Jahr 1571 wurden dem Herrenstand große religiöse Freiheiten gewährt. Graf Bartholomäus Khevenhüller war eine Säule des Protestantismus in Österreich.

Zu dieser Zeit konnte der katholische Ritus mangels Priester kaum mehr aufrecht erhalten werden. Und die verbliebenen katholischen Priester hatten schwere Zeiten. 1547 berichtete der Seewalchner Pfarrvikar P. Georg Stockhammer seinem Abte in Michaelbeuern, dass drei Prädikanten aus Wittenberg um ihn herum wirken, einer zu Puchheim, einer zu Vöcklabruck und einer zu Schörfling.

Fast in allen Nachbarpfarreien gab es protestantische Prediger, Schörfling hatte dann bis zur Jahrhundertwende drei protestantische Pfarrer.

Nach P. Georg waren in Seewalchen einige Jahre Weltpriester tätig, darunter ein Baltasar Fabri. Bocksleitner schreibt in seinem Heimatbuch: „Einen schwachen Begriff von den Zuständen in und um Seewalchen gibt uns der Brief des Balthasar Fabri von Hersbruck. Er hatte die Pfarre Seewalchen vom Kloster Michaelbeuern auf drei Jahre verliehen bekommen, räumte aber bereits nach sechs Wochen das Feld.

Im Februar 1565 schreibt er an den Abt Emeram Mayrhofer: „... Finde vieles, dessen ich mich nimmer versehen hätte .... aber so ich solches gewüßt und mir wäre zuvor angezeigt worden, hätte mich fürwahr gen Seewalchen kein Mensch nimmer gebracht ... “

Protestantische Pfarrer in Seewalchen

Über diese Jahre berichtet Michael Fitz in der „Geschichte des Benediktinerclosters Michaelbeuern“ 1833): „Auf der Pfarre Seewalchen war im Jahre 1578 dem Nicolaus Astner der Conventual Hanns Scherer gefolgt. Da in der ganzen Gegend herum lutherische Pastoren verehelichten Standes waren, so litt auch der Pfleger zu Kammer, welcher sich die Vogtey über die Pfarre Seewalchen angemasst hatte, keinen unvermählten Pfarrer daselbst." Hanns Scherer musste sich demnach eine Frau nehmen, wurde aber im Jahre 1590 wegen Unfleiß und übler Aufführung abgesetzt.

Wahrscheinlich hatte die arme Frau des abgesetzten Hanns Scherer der Kummer getötet; denn es findet sich in dem Pfarrbuche jener Zeit angemerkt: „1590 am 8 Sonntag nach Trinitate wurde die Frau Pfarrerin begraben.“

1590 schickte der Abt von Michaelbeuern Stephan Niggl nach Seewalchen, um hier, aber auch in den umliegenden Pfarren, die katholische Messe zu lesen. Die weltliche Obrigkeit war nicht zufrieden, aber „obgleich seine Probepredigt keinen Beyfall erhalten hatte, konnte er bleiben. 1591, in der 4. Fastenwoche, verehelichte sich Herr Pfarrer Niggl.“ Vom Pfleger in Kammer wurde er erst 1593 anerkannt.

Gegenreformation

Die Auseinandersetzung zwischen den Katholiken und den Protestanten begann in den Habsburgerländern mit Kaiser Rudolf II (1576-1612). Er erhielt in Spanien eine streng katholische Erziehung, in Spanien war jedwelche „Ketzerei“ durch die Inquisition im Keim erstickt worden.

1578 wurde angeordnet, dass alle Städte und Märkte die evangelische Religion aufgeben und alle Prediger entlassen werden müssen. Bis zu echten Maßnahmen sollte es noch dauern.

In der Geschichte von Michaelbeuern heißt es: „Zu seinem Glücke und zum großen Heile der ganzen Gegend ward im Jahre 1597 und 1598 die katholische Reformation unter Landeshauptmann Freyherr von Löbl allen Ernstes begonnen. Am 15. Jänner wurden die Pfarren Vöcklabruck und Regau mit katholischen Priestern besetzt. Zur gleichen Zeit wurde auch den Pflegern von Kammer, Kogl und Zwischenwalden (=Frankenburg) aufgetragen, daß sie innerhalb eines bestimmten Termines alle Prädicanten in 18 Filialen entlassen, und dafür katholische Priester anstellen sollen.

Somit blieb auch dem Pfarrer zu Seewalchen, Stephan Niggl, keine andere Wahl, als entweder sich mit seiner Frau in ein protestantisches Land zu begeben, oder sie zu entlassen, und in sein Stift zurückzukehren. Wohl mochte ihm Beydes ungeheur schwer gefallen seyn. Er wählte das Letztere, weil es das Sicherste für ihn war.“

So verließ er, hoch verschuldet, seine Frau, kehrte ins Stift zurück und wurde wieder Mönch.

Im Juni des Jahres 1598 wurde der ehemalige Abt Wolfgang Burger Pfarrvicar zu Seewalchen. Er hatte hier große Schwierigkeiten in Seewalchen, ließ sich aber nicht beirren. Er setzte Initiativen und ließ den gegenwärtigen Pfarrhof bauen, der 1610 vollendet wurde.

Er blieb katholisch, auch als ihm im Frühjahr 1612 die Pfarrgemeinde ersuchte, es ebenso wie sein Vorgänger Niggl zu halten und ihr einen evangelischen Prediger zu vergönnen. Man korrespondierte in dieser Frage mit dem Abt und dieser erteilte dem Pfarrer den Auftrag, die Schlüssel gut zu verwahren. Es half nichts. Als die Schulmeisterin zum Läuten ging, riss man ihr die Schlüssel mit Gewalt aus der Hand und gab sie nicht wieder her.

Am 30. Dezember 1612 starb Burger und wurde mit allen Insignien seiner äbtlichen Würde in der Seewalchner Kirche beigesetzt.

Der Protestantismus in Litzlberg blieb noch länger erhalten. Der Besitzer der Herrschaft Litzlberg, Simon Engl, ließ 1615 außerhalb des Schlosses eine lutherische Kirche erbauen, der dortige Prädikant konnte bis 1624 tätig sein.

Bauernkrieg

Die Zeiten blieben noch für einige Jahrzehnte unruhig. „Im großen oberösterreichischen Bauernkrieg 1626 ging man bei der Rekrutierung des Bauernheeres nicht zimperlich vor. Am 28. Mai 1626 wurde der Seewalchner Amthof von rebellanten, sonderlich Timelkhameern geplündert. Der Pfarrer verklagte zwar die Plünderer, die Rädelsführer entzogen sich aber der Verantwortung und die Mitbeteiligten stellten sich unschuldig.“

Das traurigste Ereignis spielte sich am Haushamer Feld ab. Als die Einsetzung eines katholischen Pfarrers in Frankenburg im Mai 1625 auf Widerstand stieß, reagierte Graf Herberstorff fürchterlich: er ließ die Leute um ihr Leben würfeln.

Der für die Rebellen verlorene Bauernkrieg 1626 bedeutete das Ende des offiziellen Protestantismus in Österreich.

Rekatholisierung

Im Februar 1633 begann dann in einer „großartigen Mission“ die Bekehrung der Untertanen. Über 12.000 Leute (von insgesamt rund 25.000 Bewohnern) hatten sich in Kammer einzufinden. Widerspenstige sandte Graf Franz Christoph Khevenhüller (er war in Spanien strenger Katholik geworden) zur weiteren und längeren Belehrung nach Linz, ledige Burschen kamen zum Militär. Nützte auch das nichts, wurde in dem Ort Militär einquartiert und dann gab es auch noch die Güterkonfiskation. Die Bevölkerung wurde also im 17. Jahrhundert mit drakonischen Maßnahmen „katholisch gemacht“. Bald gingen die Leute wieder „abspeisen“, aber im Geheimen lebte der Protestantismus weiter.

(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)

Quellen:

  • Adolf Bocksleitner: Seewalchen am Attersee, ein Heimatbuch; Verlag Julius Wimmer, Linz, September 1929
  • Hans Dickinger: Geschichte von Schörfling, Marktgemeinde Schörfling am Attersee, 1988
  • Anton Roither: Nussdorf am Attersee, Eigenverlag 2010, ISBN 978-3-900841-05-8
  • Alois Zauner: Vöcklabruck und der Attergau; OÖ. Landesarchiv; Verlag Böhlau, Graz, 1971, ISBN 3 205 01111 2
  • Michael Fitz: Die Geschichte des salzburgischen Benedictinercloster Michealbeuern, 1833.