Postamt Kammer

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Das Postamt in Kammer zwischen Bahnhof und Dampfersteg
Daneben die Villa Peratoner; Ferdinando Peratoner hat 1887 die Attersee-Schifffahrt übernommen.
Correspondenzkarte aus dem Jahr 1896, welche am Schiff gestempelt wurde.

Das Postamt Kammer war eine Poststelle am Attersee.

Geschichte

Post per Schiff

Fast über 100 Jahre wurde von Kammer aus per Schiff der Atterseeraum postalisch versorgt.
1845 wurde in Weißenbach am Attersee eine „Post-Relais-Station“ aufgestellt. Über Mitterweißenbach erfolgte der Transport von Poststücken und Personen. 1861 wurde in Schörfling am Attersee ein Postamt eröffnet. In Seewalchen gab es ab 1899 ein „Sommerpostamt“, ab 1905 wurde der Betrieb ganzjährig geführt.
Mit der Gründung der „I. Concessionierte-Atterseedampf-Schiffahrts-gesellschaft“ (I.C.A.D) 1869 wurde Kammer zum Mittelpunkt des Postwesens am See.
1870 kam es zu einer Vereinbarung mit der Post- und Telegraphendirektion, wonach die Postzustellung an den Atterseeorten mit der Linienschifffahrt erfolgen sollte. In Kammer wurde ein Postamt errichtet. Das Gebäude befand sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes (heute: Bahnhofstraße 17) am Weg zum Landungsplatz.

Die Schiffe fuhren während des gesamten Jahres, einige Zeit gab es am Schiff sogar eigene Poststempel. Das Postamt Kammer versorgte die anderen Postämter am See. Der Kammerer Hansl brachte die Post. Nach Schörfling oder Seewalchen kamen Briefe und Pakete per Handwagen.
Zu Beginn der 1950er Jahren erfolgte eine Umstellung. An Stelle der Bahn wurden die Postämter auf dem Straßenweg per „Kraftgüterpost“ versorgt.
Für Kammer bedeutete dies, dass am 1. August 1951 das Postamt in eine Postnebenstelle umgewandelt wurde. Im Jahre 1964 gab es bei der Atterseeschifffahrt den letzten Jahresfahrplan, im gleichen Jahr wurde die Postbeförderung eingestellt.
Die abgelegene Lage und der Rückgang der Schifffahrt begünstigte dann anfangs der 1960er-Jahre die Übersiedlung in ein anderes Gebäude in Hauptstraße 14.
Theresia Höfler leitete dieses Aufgabepostamt ab 1963.

Telegraphenamt

In Kammer befand sich das auch das Telegraphenamt, von dort wurden die Telegramme weitergeleitet (Die Telegraphenleitung von Vöcklabruck nach Kammer wurde bereits 1899 errichtet). In älteren Prospekten und Briefen findet sich gelegentlich die Angabe: „Telefon: Kammer...“. Das Fernmeldeamt befand sich nämlich beim Postamt Kammer. Bis zur Einführung des Selbstwählverkehrs in den 1960er Jahren wurden die Verbindungen (Tag und Nacht) vom „Fräulein vom Amt“ hergestellt. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass diese Damen die bestinformiertesten Leute des Ortes waren. Eine strenge Beachtung und Kontrolle der Amtsverschwiegenheit waren damals selbstverständlich. Durch die technischen Neuerungen schwand die Vielzahl der Aufgaben und damit auch die Bedeutung der Kammerer Post.
Amt 22. Februar 2002 wurde das Postamt 4862 Kammer geschlossen und der letzte Postmeister von Kammer, Josef Loy, ging in den Ruhestand.

Quellen

  • Wilhelm Ploner
  • Maria und Hubert Grausgruber
  • Johann Rauchenzauner
  • Hans Dickinger: Geschichte von Schörfling, Marktgemeinde Schörfling am Attersee, 1988
  • Heimatbuch der Gemeinde Steinbach am Attersee