Pfarrkirche Nußdorf: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Atterwiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Pfarrkirche in Nußdorf am Attersee''' gehört zum [[Pfarrkirche Schörfling|Dekanat Schörfling]].
Die '''Pfarrkirche in Nußdorf am Attersee''' gehört zum [[Pfarrkirche Schörfling|Dekanat Schörfling]].


== Pfarrkirche zum hl. Mauritius ==
== Beschreibung ==
Ursprünglich gab es eine kleine spätgotische Landkirche, die durch einen modernen Umbau 1987/88 erweitert wurde. Der gotische Chorbogen und das Presbyterium (Altarraum) mit dem Netzrippengewölbe blieben erhalten. Der Hochaltar in spätbarock-klassizistischer Form stammt aus dem Jahr 1837; das Altarbild von einem namentlich nicht bekannten Maler zeigt den hl. Mauritius in der Kleidung eines römischen Soldaten mit den Gefährten Johannes und Paulus sowie zwei römische Palastbeamte. Die beiden (Wetter-) Heiligen Johannes und Paulus sind auch als Barockstatuen (in römischer Legionäuskleidung und mit der Palme als Märtyer-Kennzeichen) an der Wand vor dem Chorbogen präsent. Ob die Wahl dieser Heiligen auf frühchristliche Spuren aus der Römerzeit zurückgehen könnte, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, erstaunlich ist es aber schon, dass so viel "Römisches" in der Kirche ist.
Ursprünglich gab es eine kleine spätgotische Landkirche, die durch einen modernen Umbau 1987/88 erweitert wurde. Der gotische Chorbogen und das Presbyterium (Altarraum) mit dem Netzrippengewölbe blieben erhalten. Der Hochaltar in spätbarock-klassizistischer Form stammt aus dem Jahr 1837; das Altarbild von einem namentlich nicht bekannten Maler zeigt den hl. Mauritius in der Kleidung eines römischen Soldaten mit den Gefährten Johannes und Paulus sowie zwei römische Palastbeamte. Die beiden (Wetter-) Heiligen Johannes und Paulus sind auch als Barockstatuen (in römischer Legionäuskleidung und mit der Palme als Märtyer-Kennzeichen) an der Wand vor dem Chorbogen präsent. Ob die Wahl dieser Heiligen auf frühchristliche Spuren aus der Römerzeit zurückgehen könnte, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, erstaunlich ist aber schon, dass so viel "Römisches" in der Kirche ist.
 
Berühmt ist das Marienbild auf der linken Seite im Kirchenraum. Der Maler E. Oberhauser verwendete als Modell für das Gesicht der Madonna ein Porträt von Emma Adler (1858-1935), der Gattin von Victor Adler (Gründer der sozialdemokratischen Partei Österreichs). Das Ehepaar Adler verbrachte mehrmals den Sommer in Parschallen. Dem Vorwurf, dass er eine "jüdische" Frau bzw. eine "Rote" (Sozialistin) abgebildet habe, konnte der Maler entgegnen, dass Maria selbst ja schließlich auch eine Jüdin gewesen sei. - Interessant ist in Zusammenhang mit dem Mariengemälde die Bildung einer Legende, welche besagt, die Kirche sei bei einem Brand zerstört worden, nur das Bild sei dabei unversehrt geblieben. Offensichtlich werden hier historische Tatsachen wie die Brandkatastrophe von Nussdorf (1857) und das Aufsehenerregende des Marienbildes in eine Beziehung gebracht.


Die nach dem Kirchenumbau vom belgischen Orgelbauer Patrick Collon in den 1990er Jahren errichtete einmanualige Orgel mit geteilten Registern und angehängtem Pedal ist nach Art der alten spanischen Orgeln aufgebaut.  
Die nach dem Kirchenumbau vom belgischen Orgelbauer Patrick Collon in den 1990er Jahren errichtete einmanualige Orgel mit geteilten Registern und angehängtem Pedal ist nach Art der alten spanischen Orgeln aufgebaut.  


An der südseitigen Friedhofsmauer steht eine interessante Grabkapelle mit beschrifteten Totenschädeln und bemalten Reliefbildern (Geburt Christi, Flucht nach Ägypten - 1868).
An der südseitigen Friedhofsmauer steht eine interessante Grabkapelle mit beschrifteten Totenschädeln und bemalten Reliefbildern (Geburt Christi, Flucht nach Ägypten - 1868).
== Marienbild ==
Berühmt ist das Marienbild auf der linken Seite im Kirchenraum. Der Maler E. Oberhauser verwendete als Modell für das Gesicht der Madonna ein Porträt von Emma Adler (1858-1935), der Gattin von Victor Adler (Gründer der sozialdemokratischen Partei Österreichs). Das Ehepaar Adler verbrachte mehrmals den Sommer in Parschallen. Dem Vorwurf, dass er eine "jüdische" Frau bzw. eine "Rote" (Sozialistin) abgebildet habe, konnte der Maler entgegnen, dass Maria selbst ja schließlich auch eine Jüdin gewesen sei.
Interessant ist im Zusammenhang mit dem Mariengemälde die Bildung einer Legende, welche besagt, die Kirche sei bei einem Brand zerstört worden, nur das Bild sei dabei unversehrt geblieben. Offensichtlich werden hier historische Tatsachen wie die Brandkatastrophe von Nussdorf (1857) und das Aufsehenerregende des Marienbildes in eine Beziehung gebracht.
<gallery>
Bild:MarienbildEmmaAdler.jpg|Marienbild
Bild:AdlerEhepaar.jpg|Ehepaar Adler
</gallery>


== Quelle ==
== Quelle ==

Version vom 5. Januar 2011, 17:23 Uhr

Die Pfarrkirche in Nußdorf am Attersee gehört zum Dekanat Schörfling.

Beschreibung

Ursprünglich gab es eine kleine spätgotische Landkirche, die durch einen modernen Umbau 1987/88 erweitert wurde. Der gotische Chorbogen und das Presbyterium (Altarraum) mit dem Netzrippengewölbe blieben erhalten. Der Hochaltar in spätbarock-klassizistischer Form stammt aus dem Jahr 1837; das Altarbild von einem namentlich nicht bekannten Maler zeigt den hl. Mauritius in der Kleidung eines römischen Soldaten mit den Gefährten Johannes und Paulus sowie zwei römische Palastbeamte. Die beiden (Wetter-) Heiligen Johannes und Paulus sind auch als Barockstatuen (in römischer Legionäuskleidung und mit der Palme als Märtyer-Kennzeichen) an der Wand vor dem Chorbogen präsent. Ob die Wahl dieser Heiligen auf frühchristliche Spuren aus der Römerzeit zurückgehen könnte, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, erstaunlich ist aber schon, dass so viel "Römisches" in der Kirche ist.

Die nach dem Kirchenumbau vom belgischen Orgelbauer Patrick Collon in den 1990er Jahren errichtete einmanualige Orgel mit geteilten Registern und angehängtem Pedal ist nach Art der alten spanischen Orgeln aufgebaut.

An der südseitigen Friedhofsmauer steht eine interessante Grabkapelle mit beschrifteten Totenschädeln und bemalten Reliefbildern (Geburt Christi, Flucht nach Ägypten - 1868).

Marienbild

Berühmt ist das Marienbild auf der linken Seite im Kirchenraum. Der Maler E. Oberhauser verwendete als Modell für das Gesicht der Madonna ein Porträt von Emma Adler (1858-1935), der Gattin von Victor Adler (Gründer der sozialdemokratischen Partei Österreichs). Das Ehepaar Adler verbrachte mehrmals den Sommer in Parschallen. Dem Vorwurf, dass er eine "jüdische" Frau bzw. eine "Rote" (Sozialistin) abgebildet habe, konnte der Maler entgegnen, dass Maria selbst ja schließlich auch eine Jüdin gewesen sei.

Interessant ist im Zusammenhang mit dem Mariengemälde die Bildung einer Legende, welche besagt, die Kirche sei bei einem Brand zerstört worden, nur das Bild sei dabei unversehrt geblieben. Offensichtlich werden hier historische Tatsachen wie die Brandkatastrophe von Nussdorf (1857) und das Aufsehenerregende des Marienbildes in eine Beziehung gebracht.

Quelle

Fritz Göschl, Helmut Pachler, Franz Hauser: Attersee-Attergau - Porträt einer Kulturlandschaft, 2. Auflage AtterWiki 2013 (1. Auflage REGATTA 2003)

Lageplan

Nord: +47° 88' 22.72" / Ost +13° 52' 36.76" - Pfarrkirche Nußdorf am Attersee in Google Maps

Kapellen in Nußdorf am Attersee
WappenNussdorf.jpg
Bräu-Kapelle | Dickau-Kapelle | Dommerlbauer-Kapelle | Kölblinger-Kapelle | Leidner-Kapelle | Niedermayr-Kapelle | Schneiderbauer-Kapelle | Wastlmann-Kapelle | Wied-Kapelle