Pfarrkirche Attersee

Aus Atterwiki

Die Katholische Kirche auf dem Kirchenberg steht auf der Stelle der ehemaligen Burgkapelle der Königpfalz Atarhoven. Eine Marmortafel im Inneren des Gotteshauses besagt: „Diese Pfarrkirche Maria Attersee, um das Jahr 1010 von dem Fürstbischof Eberhard der Erste von Bamberg als Schlosskapelle gegründet, ist im 14. Jahrhundert neu erbaut. 1652 wurde mit der Übertragung eines Marienbildes (Gnadenbild) durch Pfarrer Anton Balster von Sankt Georgen im Attergau nach Attersee, das Gotteshaus zu einen Wallfahrtsort für den ganzen Attergau. 1722 bis 1728 vom Patronatsherrn Franz Ferdinand Graf Khevenhüller umgebaut und mit dem Turme versehen und weitgehend barockisiert. Im Jahre 1910 wurde aus besonderer Verehrung für die Himmelskönigin von der Patronatsfrau Theodora Gräfin Kottolinsky, geborene Freiin Mayr von Melnhof, die Kirche vollkommen restauriert.“

Stolz erhebt sich der mit einer Zwiebelhaube gekrönte Turm weit über den See blickend. Beiderseits des Kirchenportals sind zwei köstliche Weihbrunnschalen angebracht, von denen die rechte von einer verspielten Engelputte gestützt wird. Erhebend wirkt die Harmonie des nun barocken Innenraumes, in dem man noch die aufstrebende gotische Raumseele spürt. Wie auf der Marmortafel berichtet, wurde im 14. Jahrhundert über den Resten der ehemaligen Schlosskapelle eine gotische Kirche zu Ehren der Himmelfahrt Mariens gebaut. In diese gotische Kirche, von der heute nur mehr der Innenraum besteht, übertrug Anton Balster, der Pfarrer von St. Georgen im Attergau, aus der dortigen Kirche das Muttergottesbild als Gnadenbild in die Kirche zu Attersee. (In den Kirchenbüchern der Pfarre St. Georgen befindet sich eine Rechnung für die Restaurierung des Bildes: „ ein einfach alt Gemälde aus den 15. Jhd. Maria in der Sonne.....“ Dieses Bild wurde Anlaß zu einer bald darauf einsetzenden Wallfahrtbewegung aus dem ganzen Attergau und darüber hinaus zur Muttergottes nach Attersee. Als 19 Jahre später Pfarrer Balster starb, fand man in seinem Testament die Bitte, er möchte bei der Mutter Gottes zu Attersee begraben werden. An seiner Grabstätte, am linken Seiteneingang, dem ehemaligen Haupteingang der Kirche, befindet sich eine Grabplatte und Büste von Pfarrer Anton Balster in der Mauer eingelassen. Der Zustrom der Wallfahrer machte bald eine Kirchenerweiterung notwendig und diese erfolgte 1722 – 1728 durch große seitliche Anbauten sowie durch die Erhöhung des Turmes und Barockisierung des Innenraumes. Im ebenfalls barockisierten Presbyterium wurde der jetzige barocke Hochaltar aufgestellt. Er mutet trotz reinstem Barock wie ein gotischer Flügelaltar an, dessen Seitenbilder man sich als Flügel über Tabernakel und Marienbild denken könnte. Das ehemalige Altarbild, eine barocke Dreifaltigkeit-Darstellung, welches 1896 sehr entstellend übermalt und 2002 restauriert wurde, hängt heute im Hauptschiff, rechts an der Wand. Es musste nach der Kirchenrestaurierung im Jahre 1910 einer gotischen Marienstatue, die vermutlich aus dem gotischen Hochaltar stammt, weichen. Sie wurde in Anpassung an den neuen Altar in eine barocke Umrahmung gestellt. Weitere Reste des gotischen Hochaltars sind zwei Statuen, die 1910 dem Verfall entrissen wurden. Die eine stellt den Apostelfürsten Petrus, mit dem Himmelsschlüssel als Atribut, dar. Das zweite den Erstmärtyrer Stephanus, in der rechten Hand die Steine an seine Steinigung erinnernd. Beide stehen links und rechts im Presbyterium über der schönen, kraftvoll geschwungenen Kommunionbank. Diese sollte, als der schöne, vom Atterseer Tischlermeister Robert Kollross angefertigte, Volksaltar aufgestellt wurde, entfernt werden. Sie konnte jedoch nach zahlreichen Protesten und auf strikte Weigerung des damaligen Pfarrgemeinderates vor dem Abriß gerettet werden. Doch wieder zurück zum Barock. Links vom Gnadenbild steht eine überlebensgroße Statue der hl. Anna, der Mutter Mariens. Das Flügelbild stellt Sankt Josef, den Bräutigam Mariens und Nährvater von Jesu, dar. Ihm zu Füßen das alte Zimmermannswerkzeug und in der Händen den Stab, aus der eine Lilie erblüht, bezugnehmend auf eine Legende, dass Maria durch Gottesurteil der Bräutigam ausgewählt werden sollte. Rechts vom Gnadenbild sind die Eltern des Vorläufer Jesu, Johannes des Täufers, dargestellt. Seine Mutter Elisabeth und sein Vater, der Priester Zacharias, im Tempel bei der Offenbarung der Geburt Johannes. Die beiden goldenen Sanktusleuchter, bis zur letzten Restaurierung rechts und links des Hochaltars stehend, haben jetzt in der Vorsakristei bei den Aufgängen zur Obersakristei und dem Chor im linken Kirchenanbau, einen würdigen Platz gefunden.

Die beiden Seitenaltäre sind sehr sinnvoll für einen Wallfahrtort gewählt. Das Altarbild des rechten Seitenaltares zeigt St. Judas Thaddeus, einen Verwandten Jesu und Helfer in allen verzweifelten Anliegen des Lebens. Als Begleitfiguren links der hl. Franziskus und rechts der hl. Antonius. Rechts und links des kleinen Altarschrankes befanden sich früher die drei lateinischen Kirchenlehrer Ambrosius, Augustinus und Hyronimus. Die Statuette des hl. Augustinus wurde einst von einem unredlichen, im Attersee-Raum arbeitenden Restaurateur gestohlen und über verschlungene Wege im Dorotheum in Wien zur Versteigerung gebracht. Durch den Hinweis eines Priesters, der die Statuette nur einmal im Leben gesehen hat und von ihrer kunstvollen Gestaltung sehr beeindruckt war, gelang es dem damaligen Pfarrer Franz Lackner, mit Unterstützung von Spezialisten der Kriminalpolizei, die Statue vor der Versteigerung zu retten. Der Dieb bekam nicht seine erhofften Tausender, sondern nur drei Jahre gesiebte Luft. Die Statuetten werden jetzt in einem sicheren Raum aufbewahrt und sollen dem Vernehmen nach wieder an ihrem alten Platz aufgestellt werden. Es ist zu befürchten, daß die Befürworter dieses Vorhabens die Tragweite ihres Entschlusses nicht ermessen können. In der Weihnachtszeit steht auf dem Judas Thaddeus Altar eine von den Gebrüdern Osterrieder aus München geschaffene Krippe. (Ein Werk der Gebrüder Osterrieder ist auch die große Krippe im Linzer Dom.) An der Wand auf der linken Seite des Altares befindet sich ein alter, schwer mit Eisen bestückter Opferstock.

Auf dem linken Seitenaltar zeigt das Altarbild Maria Magdalena, die sündige Büsserin. Als Begleitfiguren stehen hier die hl. Barbara, Schutzpatronin der Bergleute und Artilleristen. Sie ist die Fürbitterin um eine glückselige Sterbestunde. Als zweite Figur der hl. Johann von Nepomuk, Domherr von Prag und Märtyrer des Beichtgeheimnisses. Hier stand als kostbarer Rest vom gotischen Hochaltar ein Hochrelief, die Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande darstellend. Es ist jetzt wegen seiner Kostbarkeit und als Sicherung vor Diebstahl, durch ein hochwertiges und nur von Fachleuten erkennbares Duplikat ersetzt.

Ein Juwel, schon reines Biedermeier ist die Kanzel, die sich demütig zum Abschluß des Presbyteriums in den Kirchenraum einschmiegt. Auf dem Schalldeckel ist Moses aus dem Wolkendunkel des Berges Sinai kommend, mit den Gesetzestafeln dargestellt. Am Rande drei verspielte Engelputten mit den Symbolen der drei göttlichen Tugenden: mit Euchristie-Kelch als Symbol des Glaubens, Anker für Hoffnung und das flammende Herz als Symbol der Liebe.

Gegenüber der Kanzel befindet sich ein Gemälde des hl. Martin, des Kirchenpatrons der ehemaligen Pfarrkirche des Ortes. Wie bereits oben berichtet, ist sie die jetzige Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde des Attergaues. Der Orgelchor mit barocker Chorbrüstung birgt eine wertvolle alte, leider schon etwas gebrechliche Orgel in einem leider unscheinbarem neugotischen Gehäuse. Diese ist zwar ein schwer zu spielendes Instrument, entfaltet jedoch ein herrliches Klangvolumen, wenn ein guter Pianist in ihre Tasten greift. Es ist daher ein Segen, wenn man bisher verhindern konnte, dieses Klangjuvel durch eine neue Orgel zu ersetzen. Die sehr ansprechenden barocken Kreuzweg-Bilder haben durch ihre Restaurierung im Herbst 2002 bedeutend an Farbkraft gewonnen. So ist es bisher auch fast niemanden aufgefallen, dass eines von ihnen bei der Platzanordnung mit seinem Gegenüber nicht korrespondiert. Im Besitze der Kirche befinden sich verschiedene wertvolle gottesdienstliche Geräte: So aus der Barockzeit ein vergoldeter Festtagskelch. Er trägt Wappen und Inschrift eines salzburgischen Bischofs namens Leopold. Dazu zwei aus Silber getriebene Kännchen für Wasser und Wein, sowie ein edelgeformtes, massiv versilbertes Weihrauchgefäß mit Schiffchen. Eine kleine alte Monstranz mit Kreuzreliquie, deren Siegel leider nicht mehr lesbar ist und eine weitere kleine lieblich wirkende Reliquienmonstranz, welche auf etwa 300 Jahre geschätzt wird. Eine weitere eucharistische Segenmonstranz mit großer Sorgfalt und Liebe gestaltet, zeigt deutlich Anklänge an den barocken Hochaltar. Denselben barocken Stil zeigen alte Matrikelbücher mit Datierung von 1701.

In der Turmvorhalle befindet sich links das in Marmor gestaltete Kriegerdenkmal für die gefallenen der beiden Weltkriege. Die rechte Seite der Turmvorhalle gewährt einen eindrucksvollen Durchblick auf dem Buchberg und den schön gestalteten Bergfriedhof mit vorwiegend prächtigen stilvollen geschmiedeten Eisen-Kreuzen.