Notgeld

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Notgeldscheine

Im Jahr 1920 gab es in vielen österreichischen Gemeinden Ersatzgeldscheine, das sogenannte Notgeld.

Die Lage nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es zwar genug Geld, aber kaum Lebensmittel oder Kleidung. Die Folge war eine große Inflation. Die Krone sank auf Bruchteile ihres früheren Wertes. Bald war der Metallwert der Heller-Münzen größer als ihr Nennwert. Dazu kam, dass während des Krieges kaum Münzen geprägt wurden, das Metall wurde für Kriegszwecke gebraucht.
Gleich nach Gründung der Republik im November 1918 hatte die Deutsch-Österreichische Regierung die Ermächtigung zur Herstellung von „Geldersatzzeichen“ gegeben. Man fürchtete, dass ein Mangel an Zahlungsmittel auftreten könnte.
1919 verschwanden die 10- und 20-Heller-Münzen beinahe völlig aus dem Verkehr. Da in manchen Nachbarstaaten das Geld stabiler blieb, waren dort die österreichischen Münzen von großem Interesse.

Südtirol

So flossen die Münzen zunehmend ins Ausland, besonders nach Südtirol. In den Nachfolgestaaten der Monarchie behielten diese vorerst ihre Gültigkeit und die Grenzen zwischen Nord- und Südtirol waren leicht zu überschreiten. Es entstand also ein wahres Paradies für Münzschmuggler.
Beim Geldwechsel der alten Münzen in Lire war vorerst der Wechselkurs 1:1 gültig. Der Wertunterschied zwischen Krone und Lire verschlechterte sich aber ständig, im Juni 1919 bekam man für eine Lire 3 Kronen, im August 4 Kronen 60 Heller und im Dezember bereits 12 Kronen.
So war es nicht verwunderlich, dass in Innsbruck zuerst ein Kleingeldmangel auftrat und dort bereits Ende 1918 ein Notgeld in Umlauf gebracht wurde.

Oberösterreich

Im Jahr 1919 erreichte die Kleingeldkrise Oberösterreich. Im Februar 1920 gaben die ersten oberösterreichischen Städte ein Notgeld heraus, im April waren es bereits 40 Gemeinden.
Die Praxis zeigte, dass das Notgeld weniger als Zahlungsmittel, sondern rasch als Spekulationsobjekt verwendet wurde. Im September 1920 hatten in Oberösterreich von 503 Gemeinden fast 400 verschiedene Gutscheine ausgegeben. Schließlich waren es 425 Gemeinden, aber auch andere Institutionen (Pfarren, Parteien, Bezirkshauptmannschaften,...), die ihr Notgeld herausgaben. Die Herausgeber des Notgeldes erwarteten sich Gewinne, da viele Scheine (wegen des durch die Inflation immer geringeren Wertes) gar nicht mehr eingetauscht wurden. So kamen auch die Gemeinden meist zu schönen Gewinnen.
Eine Vielfalt von Motiven und durchaus bemerkenswerte künstlerische Darstellungen waren auf den Scheinen zu finden. Nun wurde auch die Sammelleidenschaft geweckt und es entstand ein reger Handel, nicht nur mit Notgeld, sondern auch mit Probedrucken und Fälschungen. Schließlich griff die Behörde ein und versagte ab 28. August 1920 weitere Bewilligungen zur Herstellung von Notgeld.

Notgeld aus den Gemeinden

Notgeld auf der Seite der OÖ. Landesregierung

Bildergalerie Notgeld

Quellen und Links

  • Das österreichische Notgeld 1917-1922, G. Meyerbeck, 1986.
  • Emil Puffer: Notgeld in Oberösterreich in den OÖ Heimatblätter, 1 / 2, 1978
  • Notgeld in Oberösterreich