Landesmusikschule Seewalchen

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Landesmusikschule Seewalchen

Schulweg 3
Die Landesmusikschule Seewalchen am Attersee besteht seit 1991. Sie befindet sich im Gebäude der ehemaligen Volksschule am Schulweg.
Mit dem Reichsvolksschulgesetz 1869 stellte sich für Seewalchen die Frage einer neuen Schule.
Das heutige „Mesnerhaus“ – die alte Schul aus 1748 - am Kirchenplatz entsprach bei einer nun 8-jähjrigen Schulpflicht in keiner Weise mehr den Anforderungen.

Die alte (zweite) Volksschule

Schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Baugrund. Nachdem drei Angebote allesamt zu teuer waren, überlegt man, die alte Schule zu erweitern. Im Februar 1874 erwarb die Gemeinde vom Bauern Kletzl den Grund zu einem angemessenen Preis.
Im Herbst 1874 wurde mit dem Bau begonnen, im April 1876 zog die erste Klasse ein, im Herbst die zweite.
Die Gesamtkosten lagen bei rund 17.000 Gulden. Eine feierliche Eröffnung wurde nicht ausgerichtet.

In einem Artikel in der Linzer Tagespost vom 1. November 1876 zur Schuleröffnung kommt der Redakteur ins Schwärmen: „…Auf einem ausgesuchten Höhepunkt in nächster Nähe zur Kirche steht das neue Schulhaus, ein wahrhaftiges Lehrer-Idyll, wie kein zweites in Oberösterreich. Frei blickt dessen Längenseite, den See zu Füßen, in die Weite. Vorne, eingerändert von einem hübschen kleinen Garten für die Lehrer, zu dem einige Steinstufen führen, rückwärts umsäumt von einem noch unvollendeten Turnplatze, entspricht allen Anforderungen, die man in Neuzeit mit Recht an ein ländliches Schulhaus stellt. Das Erdgeschoß enthält die geräumigen Wohnungen des Schulleiters, des zweiten Lehrers und der jeweiligen Lehrerin. Eine in zwei Arme gebrochene Treppe führt in das Stockwerk, wo sich die Lehrzimmer für die drei Klassen nebst einem Lehrmittelzimmer befinden. Licht, Ventilation, Höhe, Subsession und Heizung, kurz alle die nothwendigen Erfordernisse zu einem gesunden, zweckentsprechenden zweiten Daheim für die Jugend sind in gehöriger Weise berücksichtigt.“
(ein Johann Sompek war damals bis 1879 Schulleiter)
Die Vollendung des Schulbaus wurde am 28.10.1877 dem OÖ. Landesamt angezeigt.

Was hier so euphorisch dargestellt wurde, hatte aber auch Grenzen:

Die alte Volksschule um 1930

Brauchbares Wasser wurde erst 1895 eingeleitet, wirklich gelöst konnten die Probleme erst 1910 mit der neuen Wasserleitung der Wassergenossenschaft werden.
Und 1895 findet man in der Schulchronik auch die bemerkenswerte Feststellung: „Der neue Ofen ist eine wahre Wohlthat, den die Kinder brauchen nicht mehr zu frieren, während früher die Schüler mit 8 bis 9 Grad (Reaumur = ca. 11° C) den Vormittag in der Classe sitzen mussten.”
Das elektrische Licht wurde 1907 in das Schulhaus eingeleitet.

106 Jahre sollte dieses Haus mit der Nummer 82, später Schulweg 3 - den Seewalchner Kindern als Schulhaus dienen. Manche „legendäre“ Lehrkräfte wie Margarethe Reisinger, Maximilian Zweimüller, Anton Schmoller oder Adolf Bocksleitner unterrichteten dort fast ein Leben lang.
Die Zahl der Klassen stieg kontinuierlich: 1876: 2 Klassen; 1877: 3 Klassen, 1910: 4 Klassen, 1925: 5 Klassen,… 1947: 8 Klassen,… 1971: 10 Klassen. Da wurde es eng, im Juni 1970 wurde mit dem Bau der „neuen Volksschule“, Schulweg 17 begonnen. Im September 1972 übersiedelten die Klassen. Mittlerweile ist dieses Haus auch Geschichte, es wurde 2018 abgerissen und durch die jetzige Volkschule (Dr.-Rudolf-Schuh-Straße 2a) ersetzt.

Hauptschule

Nach dem 2. Weltkrieg wurde es zunehmend üblich, nach vier Klassen Volksschule die Hauptschule zu besuchen. Nur in Seewalchen gab es keine! So mussten die Kinder nach Schörfling oder Lenzing zur Hauptschule. Und diese Schulen platzten bald aus allen Nähten. Der Bau eines Hauptschulgebäudes in Seewalchen dauerte, so fand man im alten Volksschulgebäude eine Zwischenlösung.
1974 als „Expositur“ der Hauptschule Schörfling, ein Jahr später wurde die Hauptschule Seewalchen Wirklichkeit.
Ein Haus, welches für eine Volksschule nicht mehr geeignet war, konnte auch für eine Hauptschule nicht taugen. Raum- und im Winter Heizungsprobleme zogen sich durch die Jahre. Mit dem Bau der Hauptschule in der Dr.-Schuh-Straße 2 waren die Probleme beendet. 1982 wurde der Klassentrakt bezogen.
Nun stand das Gebäude am Schulweg 3 für neun Jahre leer.

Landesmusikschule

Das Begehren der Öffentlichkeit, den Seewalchner Kindern eine eigene Musikschule zur Verfügung zu stellen, wurde immer lauter.
Nach einigem Hin und Her entschied man sich, die alte Schule gründlich zu sanieren und hier die Landesmusikschule zu installieren.
Der entsprechende Beschluss im Gemeinderat erfolgte im April 1986. In der Folge wurde die Fa. Ploner, Seewalchen, mit der Realisierung beauftragt. Am 17. August 1991 fand die Eröffnung durch Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck statt. Hans Roland Peschke wurde zum Direktor bestellt.
Bei der Eröffnung der Landesmusikschule sagte der Landeshauptmann Dr. Ratzenböck: „Dies ist eine der schönsten Musikschulen Oberösterreichs; - das sage ich in vielen Gemeinden, aber hier meine ich es wirklich so.“ Die Gesamtkosten für den Umbau betrugen rund 18,5 Mio. Schilling.
Im ersten Jahr wurden 234 Schüler von 11 Lehrern unterrichtet. Zuvor gingen die Musikschüler in die LMS Vöcklabruck, LMS St. Georgen i.A., LMS Mondsee, oder LMS Frankenmarkt.

Konzert im Festsaal der Musikschule

Eine Reihe von Schülern erhielt Privatunterricht bei Musikern aus den umliegenden Kapellen.
2019/2020 hat sich die Schülerzahl auf 436 und die Zahl der Lehrer auf 25 erhöht. Die Kinder werden nun in Seewalchen bzw. in der Zweigstelle Lenzing und den dislozierten Klassen in Gampern oder Weyregg unterrichtet.
Durchschnittlich werden jährlich um die 80 Konzerte angeboten.

Kulturangebot

Dieses Haus sollte jedoch nicht nur der Musikausbildung dienen, sondern auch eine Reihe von kulturellen Angeboten ermöglichen.

So wurde neben einer gründlichen Sanierung der Räume der ehemalige Dachboden zu einem Festsaal umgebaut, an Stelle der Gärten vor dem Haus entstand eine Terrasse mit einem Musikpavillon sowie ein künstlerisch gestalteter Brunnen.

Der Brunnen beim Aufgang der Musikschule (mit Bgm. Josef Limberger und LHStv. Dr. Karl Grünner)

Der Entwurf stammt von Josef Baier (*1951 in Salzburg), einem Freund von Hannes Rohringer.
Der Brunnen – errichtet 1991 - soll symbolhaft zeigen, wie die Musik aus der ungestümen Unordnung der Natur (hier das bewegte Wasser im Brunnentrog) zu Höherem strebt und sich zu Ordnung und Harmonie entwickelt.
Den Orgelpfeifen können Töne entlockt werden. 2006 wurde das Wasser durch Steine ersetzt.

  • Noch im August des Eröffnungsjahres fand das erste Konzert im Musikpavillon statt. Seither gibt es in den Sommermonaten mit den Musikkapellen Seewalchen und Rosenau ein wöchentliches Abendkonzert.
    Die Firma Tostmann Trachten veranstaltete Modeschauen meist in Verbindung mit einem Konzert mit den „Tanzgeigern“ (Rudi Pietsch).
Konzert im Musikpavillon
  • Im Jahr 1994 wurde das Internationale Orchesterinstitut im Attergau (IOIA) von Wolfgang Schuster gegründet. Ende Juli und Anfang August veranstaltete das Orchesterinstitut Seminare, um 61 Studenten aus aller Welt mit dem Wiener Klangstil vertraut zu machen. In mehreren Konzerten in Seewalchen, Vöcklamarkt und St. Georgen (dort unter Lord Yehudi Menuhin) traten die jungen Leute an die Öffentlichkeit.
    Auch in den Folgejahren gab es Seminare und die Abschlusskonzerte fanden in Lenzing (Kulturzentrum), St. Georgen (Attergauhalle), Vöcklamarkt und Seewalchen (Kultursaal) statt. Weltstars der klassischen Musik wie Mariss Jansons, Ricardo Muti oder Elīna Garanča kamen an den Attersee. 2002 gründete Prof. Schuster den Verein Attersee Klassik zur Fortführung der künstlerischen Linie des Attergauer Kultursommers.
  • Die „kult.is“ (Verein: Kultur in Seewalchen, Obfrau Mag. Stefanie Irrgeher) führte von 2005 bis 2019 über 50 Musik-bzw. Kabarettabende durch, die größtenteils im Festsaal stattfanden.
  • Im März 1995 wurde das „Kulturforum Seewalchen“ von den Musikschullehrern gegründet, sein Obmann war Andreas Karácsonyi. Bis ca. 2009 fanden Festwochen, Konzerte und andere Veranstaltungen im Gebäude der Landesmusikschule aber auch an anderen Orten wie in der Villa Paulick oder in der Kematinger Kirche statt.
  • Während der Festtage anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Markterhebung fand im Festsaal eine Retrospektive mit Bildern von Anton Schmoller statt. Die Bevölkerung war eingeladen, „ihr“ Schmollerbild für die Ausstellung zu verleihen. So konnten eine Fülle von Bildern ausgestellt werden.
    1993 und 1998 wurden Aquarelle von Walter Andorfer, 1988 von Gernot Fussenegger ausgestellt.
  • Weiters fanden Lesungen statt und im Sommer 1994 wurde das Buch „Seewalchen in alten Ansichten“ (Autoren: Rudolf Romankiewicz und Johann Rauchenzauner) der Öffentlichkeit vorgestellt.

Link und Quellen

Schulchronik der Gemeinde Seewalchen
Österreichische Nationalbibliothek (Web: www.onb.ac.at)
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)

Homepage der Musikschule Seewalchen