Khevenhüller

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Schloss Kammer 1622
(Zeichnung von Hans Dickinger).
Bartholomäus Khevenhüller
Franz Christoph Khevenhüller I.

Die Khevenhüller waren ab 1581 die Grafen im Attergau (Grafen von Frankenburg). Sie stammen von einem Adelsgeschlecht aus Kärnten. Ursprünglich stammen die Khevenhüller aus Franken. Richard Khevenhüller kam um 1300 nach Kärnten. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden zwei Hauptlinien

  • Khevenhüller-Frankenburg (ab 1593 Reichsgrafen) und
  • Khevenhüller-Hochosterwitz (ab 1725 Reichsgrafen, ab 1763 Fürsten als Khevenhüller-Metsch

Die drei Herrschaften des Attergaus - Kogl, Frankenburg und Kammer - waren 1379 durch Kauf in habsburgischen Besitz gekommen. Zur Deckung von Schulden mussten die Habsburger den bereits mehrmals verpfändeten Besitz 1581 an Hans Khevenhüller veräußern. Die Grafen Khevenhüller prägten seit dieser Zeit bis ins 19. Jahrhundert die Geschichte dieser Region. Die Khevenhüllers führten das prunkvolle Leben der Landadeligen mit großen Jagden und aufwendigen Festen, wie es in der Barockzeit üblich war.

Stammtafel der Khevenhüller im Attergau

  • Hans (Hannß) Khevenhüller (* 1538, † 1606)
Sohn des vermögenden Kärntner Adeligen Christoph Khevenhüller.
Er war 26 Jahre ständiger Gesandter des Kaisers am spanischen Hof und Träger des „Goldenen Vlieses“.
Am 1. Juli 1578 bekam er Kammer als Pfand, da ihm Kaiser Rudolf II. viel Geld schuldete.
Am 1. Juni 1581 kaufte er in Prag die Herrschaft Kammer (zusammen mit Frankenburg und Kogl).
1606 starb Hans Khevenhüller in Madrid und ist dort in einer Grabkapelle zu St. Hieronimo begraben.
Er war der 1. Graf von Frankenburg (1593 in den Reichsgrafenstand erhoben). Die Grafschaft Frankenburg (die Attergauer Herrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl) wurde ein Fideikommiss (d.i. im Prinzip ein unveräußerbares und nicht teilbares Eigentum, das immer dem ältesten Erben samt dem Grafentitel zufiel).
  • Bartholomäus (Bartlme) Khevenhüller (* 1539, † 1613), Bruder von Hans
Da Hans kinderlos war, vererbte er seinen Besitz dem Bruder Bartlme.
Bartlme baute Kammer zum Mittelpunkt der Grafschaft Frankenburg aus.
In seiner Zeit wurde die ursprüngliche Verteidigungsanlage zu einem Wohnschloss umgestaltet.
Bartlme lebte aber großteils in Kärnten und galt als das Haupt der Evangelischen Kirche Kärntens. Seine Kinder wurden in der Lehre Luthers erzogen.
  • Franz Christoph Khevenhüller I. (* 1588, † 1650), Sohn von Bartlme
Er konvertierte wieder zum Katholizismus und konnte so seine Besitzungen behalten.
Er war bis 1631 Gesandter am Spanischen Hof;
dann die treibende Kraft der Gegenreformation im Attergau.
Er baute Schloss Kammer großzügig aus.
Er rundete seine Besitzungen durch den Kauf der kleinen Attergauer Sitze Weyregg, Unterach, Walchen, Wildenhag, Litzlberg und Frein bei Frankenburg ab. Teilweise musste er das Neuerworbene aus finanziellen Gründen wieder abstossen.
  • Franz Christoph Khevenhüller II. (* 1634, † 1684), Sohn von Franz Christoph I.
Er war Oberst-Landesjägermeister und führte im Gegensatz zu seinem Vater ein eher beschauliches Leben.
  • Franz Ferdinand Anton Khevenhüller (* 1682, † 1746), Sohn von Franz Christoph II.
Er ließ durch Johann Michael Prunner ab 1710 das Schloss (und den Vorhof) in der heutigen Form umbauen.
Ab 1721 ließ er die Wallfahrtskirche in Attersee barockisieren.
Sein Bruder Ludwig Andreas war unter Prinz Eugen und Maria Theresia erfolgreicher Feldmarschall.
  • Johann Ludwig I. Josef Khevenhüller (* 1707, † 1753), Sohn von Franz Ferd. Anton
Seine Regierungszeit dauerte nur 7 Jahre.
  • Johann Ludwig II. Anton Khevenhüller (* 1743, † ? ). Sohn von Johann Ludwig I.
Bekannt sind die schlechten wirtschaftlichen Zustände in seiner Regierungszeit.
  • Josef Johann Khevenhüller (* 1768, † 1819) Sohn von Johann Ludwig II.
In seiner Zeit war im Schloss Kammer ein Lazarett für französische Soldaten eingerichtet.
Er hat die Verbindung zum Festland aufschütten lassen, in der dabei entstandenen Aushubgrube wurden 1805/1806, die im Schloss verstorbenen Franzosen bestattet.
Er löste 1812 das Fideikommiss, was durch die Tatsache, dass Teile der Grafschaft (Kogl und Frankenburg) seit 1810 (bis 1816) in Bayern lagen, möglich war.
Er verkaufte Kogl und Frankenburg um 1810 an den Wiener Hofadvokaten Dr. Andreas Pausinger, der später von den Bayern geadelt wurde.
Dessen Sohn Karl von Pausinger verkaufte Frankenburg 1849 an Franz Schaupp.
Kogl wurde 1872 von Felix von Pausinger an Baron Mayr von Melnhof verkauft.
  • Johann Anton Ferdinand Khevenhüller (* 1769, † 1830), Bruder von Josef Johann
Nach dem großen Brand von 1828 sollte der Patronatsherr die Hauptlast beim Wiederaufbau der Pfarrkirche tragen, aber von der Herrschaft Kammer war nichts zu hoffen. denn sie war selbst in Geldnöten.
  • Hugo Anton Khevenhüller (* 1817, † 1884) Sohn von Johann Anton Ferdinand
Gründer und Kommandant der Schörflinger Nationalgarde 1848, wofür er letztlich in Ungnade des Kaiserhaues fiel.
Erster Bürgermeister der Gemeinde Schörfling am Attersee.
Mit den Geldern der Ablöse der Grundherrschaft (1848) lebte er vorwiegend in Wien.
Sie war verheiratet mit August Horváth von Stg. György
Sie setzte Initiativen für den Tourismus (Attersee-Schifffahrt, Hotel Kammer, Bahnanschluss)
Ihr Sohn Anton kam nach einem Unfall 1889 ums Leben.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die wirtschaftliche Lage immer schlechter, 1903 wurde die Herrschaft Kammer versteigert.

Feldmarschall Graf Khevenhüller

Feldmarschall Khevenhüller Maria-Theresia-Denkmal in Wien
  • Ludwig Andreas Khevenhüller (* 1683, † 1744), Bruder von Franz Ferdinand Anton
Er war ein bedeutender Kriegsheld unter Maria Theresia, Reichsfeldmarschall unter Prinz Eugen und kämpfte im Österreichischen Erbfolgekrieg.
Er vertrieb die bayerischen Truppen aus Östereich und eroberte 1742 München.
Er rettete so den Thron für die Habsburger.
Er war Träger des „Goldenen Vlieses“ und Namensgeber für das k.k. Infanterieregiment Nr. 7.
Er wurde als Feldmarschall am Maria-Theresia-Denkmal in Wien verewigt.
In Friedenszeiten hielt er sich vielfach bei seinem Bruder Franz Ferdinand in Kammer auf und nahm Anteil an den Vorgängen im Attergau.

Quelle

  • Hans Dickinger: Geschichte von Schörfling, Marktgemeinde Schörfling am Attersee, 1988


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