Katastralgemeinde Weißenkirchen

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Die Katastralgemeinden Weißenkirchen und Freudenthal bilden die politische Gemeinde Weißenkirchen im Attergau.

Die folgende Beschreibung der Katastralgemeinde Weißenkirchen aus dem Jahr 1831 gibt einen guten Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse einer bäuerlichen Kleingemeinde im Attergau zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Catastral Schätzungs – Elaborat der Steuergemeinde Weißenkirchen[1]

Oesterreich ob der Enns, Kreis Hausruck - SchätzungsDistrict Nr 7, Steuerbezirk Kogl
Catastral Schätzungs – Elaborat der Steuergemeinde Weißenkirchen

§ 1 Topographie

Diese Katastral Gemeinde liegt am nördlichen Fuß des Lichtenbergerforstes südlich 1 ¼ Stunde von Frankenmarkt und westlich 1 ½ Stunde von St.Georgen. Eine Mittelgebirgsgemeinde die die höchste Lage bildet, südlich von Gebirgen und Waldungen eingeschlossen, auf deren nördlich abdachenden Bergfüßen die Kulturen und Ortschaften liegen, daher alles bergicht und hügellig von tiefen und engen Gräben durchschnitten ist.

Die hohe Lage dieser Gemeinde, und ihre Schattseitigen Abdachungen zeigen von einem sehr rauhen und naßkalten Klima, das ganz offen allen rauhen Winden preisgegeben.

Die nordwestlichen Gewitter ziehen furchtbar heran, und verheeren periodisch wiederkehrend durch Hagelschläge und Sturmwinde die anzuhoffenden Fechsungen ( Anm.d.Ü. Ernte, Gesamtheit des eingebrachten Futters und Getreides).

Wenn auch Spätfröste und Reife durch die steten Winde auf den Anhöhen nicht bedeutend sind, so treffen sie doch die Niederungen und tiefliegenden Gründe. Schneedruck und winterliche Strenge sind vorzüglich fühlbar. Das Gebieth dieser Gemeinde bildet einen gut geschlossenen Körper, dessen südliche Höhe mit zugetheilten Forsten gekrönt ist, und samt diesen eine Fläche von 2381 Joch 468  Klafter zählt.

Die Gemeinde führt den Namen von dem Pfarrdorfe Weißenkirchen auf dominierenden untern Wald befindlichen Gebirgshöhe, die von beiden Seiten durch sanfte Wölbungen abdacht.
Folgende Ortschaften sind noch in dieser Steuergemeinde concentriert als:

Ortschaft Häuser
Brandstatt 13
Eck 6
Geßlingen 21
Haitigen 9
Hölleiten 14
Röth 16
Steinwand 10
Truchtlingen 10
Weißenkirchen 7
Zieglstadl 9
Tuttigen 8
Zusammen 123

Die durchaus in geschlossenen Ortschaften, wenige Mühlen ausgenommen, auf den von Süd gegen Norden abdachendem Bergrücken halb Viertl-stunde weit entfernt auseinander sich befinden, deßhalb auch keine besondere Fluren Eintheilung vorhanden ist. Diese Ortschaften sind durchaus von Grasgärten umschlossen, an welche sich die Felder in breiten kurzen Streifen nach Ost oder West anhängend befinden; unter den Feldern schmale Wiesenstreifen, die durchaus in den Niederungen und in der östlichen Flur gegen St. Georgen zu angetroffen werden. Die Hochwaldungen sind in Süden und in der verflachten Abdachung in Nordosten in großer Ausdehnung vorhanden, im Westen die steilen Leitenabhängen in schmalen kurzen Streifen sind durchaus bewaldet.

Das LandgerichtCommissariat und SteuerBezirksObrigkeit übt die Herrschaft Kogl aus, die Pfarre und Schule ist in Curio, worüber das Patronat und Vogtei-Recht ebenfalls der Herrschaft Kogl zusteht.

Geschichtliches ist hier nichts zu bemerken, als daß im Jahre 1349 der sehr begüterte Otto von Hohenfels Stiftungen zur Pfarre Weißenkirchen machte. Diese Pfarre war übrigens bis zum Jahre 1777 eine Filiale von St.Georgen und bekam erst da einen eigenen Seelsorger.

Die Kirche ist zu Ehren der St. Margaretha consecrirt, wovon auch vormals der ganze Pfarrsprengel den Namen führte, da aber die Kirche auf einen hohen Landrücken weit in das Land hineinsieht und stets in einem geweißten Zustande erhalten wird, so bemerkt man schon viele Meilen weit diese weiße Kirche, die durch den rückwärtigen Schwarzwald herausgehoben, und von der Mittagssonne stets beleuchtet durch ihre blendend weiße Farbe sowohl im Schiff als im Thurme der Kirche sich spiegelt; deßhalb scheint es, daß der Name St. Margarethen abgekommen ist, und die allgemeine Stimme, das sichtlich auffallende und ausgezeichnete Bild Weißenkirchen taufte.

§ 2 Gränzen

Diese Gemeinde gränzt:
Gegen Osten mit Eggenberg
Westen mit Freudenthal
Süden mit Pabing
Norden mit Stauf.

§ 3 Bevölkerung

Nach den ConscriptionsResultaten vom Jahre 1830 bestehen
männlich 342
weiblich 361
zusammen 703 Seelen
welche in 123 Häusern und 136 Familien abgetheilt sind, von welchen sich:
a) mit der Landwirtschaft 72
b) mit Gewerben 15
c) mit Gewerben und Landwirtschaft 5
d) mit keinem von beiden 44
zusammen wiederum 136 Familien beschäftigen, wobei bemerkt wird, daß letztere aus Taglöhnern, Holzarbeitern und Auszüglern bestehen.

Die gewöhnliche Nahrung der Bewohner besteht in Lins, Hafer und Kornbrot, selten Fleisch jedoch Mehlspeisen von Weizen und Kornmehl, Milchspeisen und Gemüse von Erdäpfeln, Kraut, Rüben u.s.w. Zum Trunke ist Waßer gebräuchlich. Die größeren Bestiftungen haben nebst ihrer Familien noch 2 Knechte und 2 Mägde im Solde.

§ 4 Viehstand

an Nach der Conscript.
v. Jahre 1830
Nach der Katastral
Erhebung
Pferden 28 67
Ochsen 81 82
Kühen 337 275
Jungvieh -- 178
Schafen 12 25
Schweinen 11 21
Ziegen -- 3

Die Pferde bestehen aus kleinem deutschem Schlage. Theils durch Einkauf aus dem Innkreise, theils eigene Zucht, sie werden spärlich mit Häckerling von Stroh und Klee, sauren Heu und Futterstroh, bei schwerer Arbeit aber mit Hafer genährt, und durchaus zur Wirthschaft verwendet.

Die Ochsen meistens Lungauer von starkem Schlag, braun gefleckt, wenige eigene Zucht, erhalten die Nahrung der Pferde und gehören zum wirthschaftlichen Gebrauch. Die Kühe, kleiner Land und Gebirgsschlag, weiß und braun gefleckt erhalten im Sommer das Gras von den Gärten und auch grünen Klee und im Winter Heu und Futterstroh – beim Kälbern Tränke von Mehl und Kleyen – sie sind ausschließlich eigene Zucht und werden manche im Stalle aufgezogen, deßhalb, wie überhaupt bei der Stallfütterung die Viehzucht sehr aufnimmt, der Milch, Schmalz und Kälbernutzen, samt dem Verkaufe des jungen Viehes der größere Erwerbszweig der Bewohner ist. Die Schafe gemeiner Art, wie auch die Ziegen genießen im Sommer die Weide, im Winter Stroh, die Nutzung ist Wolle zum Hausbedarf und Lämmer zum Verkauf. Die Schweine werden im Sommer eingekauft, im Herbste mit Erdäpfel und Schrott gemästet, und das Fleisch und Schmalz im Jahre hindurch beim Hause verwendet. Von sämtlichen Viehstand wird der Dünger, der sich durch die naheliegenden Waldungen an Stand sehr vermehrt auf das Acker und Wiesenland verwendet.

Bei größeren Stiftungen besteht der Viehstand

an Stück
Pferden 2
Ochsen 2
Kühen 7 und 1 Stier
Jungvieh 6
Schafen 1
Schweinen 2

Außer wenigen Hühnern zum Hausbedarf ist keine Federviehzucht bemerkbar.

§ 5 Flüsse und Bäche

An der westlichen Gränze von Weißenkirchen mit Freudenthal kömmt südlich die Ach und übergeht nördlich in die Gemeinde Stauf. – Sie betreibt auf ihrem Laufe 3 Mahlmühlen mit 7 überschlächtigen Gängen und 3 Sägen. - Nur bei Schneewasser und Regengüssen übertreten diese Bäche die Ufer und überschlammen Wiesen, darunter gehört auch ein Waldbach, der im Lichtenbergerforste entspringt, und nördlich die Gemeinde durchschneidend bei der Brandstattermühle in die Ach einmündet, einige nennen ihn Redel, andere Saußbachel – Schneewasser und Regengüsse füllen den Bach, sonst ist er trocken. Der Steinbach entspringt südlich im Lichtenberg und geht in Hainberg in die Wiesen nach Eggenberg über, hat nur Wasser bei Regen und Schneewasser, sonst ist er trocken.

§ 6 Straßen und Wege

Pfarrverbindungswege die aus der Pfarrkonturrenz erhalten werden, führen von Weißenkirchen nach Stauf, und nach St.Georgen wie auch nach Freudenthal.

Es müssen über diese Straßen auch fünf kleine hölzerne Brücken erhalten werden.

Uibrigens sind hier noch breite Gemeinden und Verbindungswegen von einer Ortschaft zur anderen, die aber samt den Pfarrverbindungswegen im allerschlechtesten Zustande sind.

§ 7 bis § 12

Anmerkung des Übersetzers:
Weiters sind in dieser Beschreibung der Steuergemeinde Weißenkirchen von §7 bis § 12 Marktplätze, cultivierte, unbenützte und unbenützbare Grundstücke, Grunderzeugnisse, Cultur des Bodens, Grunderzeugniss – Qualität und Anwerth derselben, Gattung des Grundeigenthums und Anzahl der Bestiftungen enthalten.

§ 13 Häuser

Mit Ausnahme des Pfarrhofs und Schulgebäudes und baufälligen Wirthshauses, sind die meisten Häuser von Holz erbaut, wenige der besten haben ein gemauertes Stöckel angeschoben. Die Wirthschaftsgebäude aber ganz von Holz sind mit den Wohngebäuden zusammenhängend, die kleine und niedere Fenster – und flache Lagerdächer haben – welche mit Brettern eingedeckt und mit Steinen beschwert sind.

§ 14 Industrialgewerbe

Es zeichnen sich als Industrialgewerbe aus:
3 Mahlmühlen mit 7 Gängen
3 Sägen, die im Durchschnitt des Jahres 360 Plöcher verschneiden und 120 Fuhren Zeugholz liefern
9 Weber, die 484 Stück a 30 Ellen Leinwand von 3900 Sp. Garn auf 11 Stühlen und 17 Arbeitern erzeugen ( = ca. 160 - 170 lfm; Anm. d.Ü.).

Ein Kleinzeugschmied verfertigt jährlich aus 4 Ztn. Eisen und Stahl bey einem Verbrauch von 3 Muth Kohlen 3 Zentner Eisenwaren.

Anmerkung des Übersetzers:
Weiters sind noch angeführt: Schätzung des Natural=Ertrages in der Gemeinde Weißenkirchen (Tabellen,Einstufungen,Festsetzung der Besteuerung).

Darüber wurde am 12. Mai 1831 ein Protokoll nieder geschrieben, das von folgenden Personen unterzeichnet wurde:

Karl Meergraf, Oberbeamter der B.L. Obrigkeit Kogl
Karl Meergraf jun., Leitungsbeamter

Anton Köttl, Ortsrichter der Gemeinde
Georg Lohninger, Ausschussmann
Josef Karl, "
Franz Falli, "
Anton Unteregger, "
Joseph Schönberger, "
Sebastian Lugstein, "

Original-Übersetzung

Quelle

  • Schätzungs-Elaborat: OÖ. Landesarchiv, aus der Kurrentschrift übertragen von Kons. OSR Herbert Saminger, März – Mai 2009