Katastralgemeinde Freudenthal

Aus Atterwiki

Die Katastralgemeinde Freudenthal und die Katastralgemeinde Weißenkirchen bilden die politische Gemeinde Weißenkirchen im Attergau.

Die folgende Beschreibung der Katastralgemeinde Freudenthal aus dem Jahr 1833 gibt einen guten Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse einer bäuerlichen Kleingemeinde im Attergau zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Catastral Schätzungs – Elaborat der Steuergemeinde Freudenthall[1]

Oesterreich ob der Enns, Kreis Hausruck - SchätzungsDistrict Nr 7, Steuerbezirk Kogl
Catastral Schätzungs – Elaborat der Steuergemeinde Freudenthall

§ 1 Topographie

Eine Gränzgemeinde mit dem Kreise Salzburg, 1 1/2 Stund südlich von Frankenmarkt und 2 Stunden westlich von St. Georgen an der nördlichen Abdachung des Grenzgebirges zwischen dem Bezirk Kogl und Mondsee. Südlich von den Weißenberger und Lichtenberger Forst, der die ganze steile Höhe einnimmt, umgeben, ziehen sich in ziemlich breiten langen Rücken die Bergfüße nach Norden, und bilden zwischen sich tiefe und enge Täler, daher alles bergicht, hüglich und von Gräben durchschnitten ist.

Die hohe Lage dieser Gemeinde, und ihre plattseitige Abdachung zeigen von einen sehr rauhen Klima. Die nordwestlichen Gewitter ziehen furchtbar heran verheeren periodisch wiederkehrend durch Hagelschläge und Sturmwinde die anzuhoffenden Fechsungen (Anm. = Ernte).

Wenn auch Spätfroste und Reife durch die steten Winde auf den Anhöhen nicht bedeutend sind, so betreffen sie doch die Niederungen und tiefliegenden Gründe,

Das Gebiet der eigentlichen Gemeinde bildet einen wohlarrondirten Körper, welchem der Weißenberger und Lichtenberger Forst zum Theil zugetheilt ist, und sich nach Süden und Osten unförmlich ausdehnt; daher auch der ganze Flächenraum in 2263 Joch 16  Klafter besteht.

Die Gemeinde führt den Namen von der zwischen den Wäldern in tief eingeschnittenen Thale liegenden Glasfabrike Freudenthal, welche mit ihren Gewerkshäusern eine Ortschaft bildet und zu welcher folgende conscribirte Dörfer gehören:

Ortschaft Häuser
Freudenthall 9
Giger 10
Pabingen 10
Raithern 18
Schwaigern 5
Stadlen 11
Winneröth 15
Im Ganzen 79

Häuser, die großtentheils zwei bis 4 beisammen, sonst aber so zerstreut stehen, daß sich Theile ihrer Besitzungen um sie arrondieren (Anm. fz. arrondir = abrunden, zusammenlegen), und die dann zwei und drey Häuser zusammen eine Nachbarschaft bilden und mit einem vulgo Namen versehen sind, daß folgende Rieden entstehen; als:

Flur: Gwend Giger Reiter

Hofbauer GmoserWaldung Schwaigern

SchwaigerWiesen Mühlstadt Piezleiten

Winerroither Stadler Pabinger Feltler

Redtbauer Schrankbauer Scheiterholz Hollmühl

Freudenthall

Die eigentlichen Ortschaften sind voneinander höchstens eine Viertl Stunde entfernt, zuerst von Gärten, dann von Feldern auf den trockenen Anhöhen, die Wiesen durchaus in Thälern zusammenhängend.

Die Waldungen, einige Schachweise in den nördlichen Ebenen, die großen zusammenhängende Forste aber im südlichen Bergrücken.

Das Landgericht, Comißariat und SteuerBezirksObrigkeit ist die Herrschaft Kogl.

Pfarre und Schule ist Weißenkirchen, bis auf die Ortschaft Schwaigern, wo fünf Häuser in die Pfarre Pöndorf, Comißariat Walchen, dann eine im Nordosten jenseits des Vöcklabaches liegende Flur mit 3 Häusern von Stadeln, welche in das Pfleggericht Neumarkt und Pfarre lrssdorf nach Salzburg gehören.

In merkwürdiger oder geschichtlicher Beziehung ist hier nichts vorhanden.

§ 2 Gränzen

Diese Gemeinde gränzt:

westlich mit der Gemeinde Bruckmoos im Salzburgerkreise

östlich mit Weißenkirchen

südlich mit Pabing (Anm. = Straß) und Zell am Moos

nördlich mit Frankenmarkt und Stauf.

§ 3 Bevölkerung

Nach den ConscriptionsResultaten vom Jahre 1830 bestehen
männlich 192
weiblich 214
zusammen 406 Seelen
in 79 Häusern und 79 Familien, wovon sich
a) mit der Landwirtschaft 43
b) mit Gewerben 4br> c) mit Gewerben und Landwirtschaft 6
d) mit keinem von beiden 26
Zusammen 79 Familien beschäftigen, wobei zu bemerken, daß letztere meistens aus Arbeitern zur Glasfabrik und sonst Taglöhnern und Auszüglern bestehen.

Die gewöhnliche Nahrung der Bewohner besteht in Lins, Hafer und Kornbrot, selten Fleisch jedoch Mehlspeisen von Weizen und Kornmehl, Milchspeisen und Gemüse von Erdäpfeln, Kraut, Rüben u.s.w. Zum Trunke ist Waßer gebräuchlich.

Die größeren Bestiftungen haben nebst ihrer Familien noch zwei Knechte und zwei Mägde im Solde.

§ 4 Viehstand

an Nach der Conscript.
v. Jahre 1830
Nach der Katastral
Erhebung
Pferden 22 24
Ochsen 44 43
Kühen 214 163
Jungvieh -- 89
Ziegen -- --
Schafen -- 43
Schweinen -- 22

Daß der Viehstand nach der KatastralErhebung für die Ertragsschätzung der Düngerezeugung anwendbarer ist, zeigt schon der vorstehende Ausweis.

Die Pferde bestehen aus kleinem deutschen Schlage, theils durch Einkauf aus dem lnnkreise, theils eigene Zucht, sie werden spärlich mit Häckerling von Stroh und Klee, sauren Heu und Futterstroh bei schwerer Arbeit aber mit Hafer genährt, und durchaus zur Wirthschaft verwendet.

Die Ochsen meistens Lungauer, von starken Schlage, braun gefleckt, wenig eigene Zucht erhalten die Nahrung der Pferde und gehören zum wirthschaftlichen Gebrauche.

Die Kühe, kleiner Land und Gebirgsschlag weiß und braungefleckt erhalten im Sommer das Gras von den Gärten und auch grünen Klee, und im Winter Heu und Futterstroh - beim Kälbern Tränke von Mehl und Kleien - sie sind ausschließlich eigene Zucht, und werden im Stalle aufgezogen, deßhalb wie überhaupt bei der Stallfütterung die Viehzucht sehr aufnimmt, der Milch - Schmalz und Kälbernutzen samt den Verkauf des jungen Viehes der größere Erwerbszweig der Bewohner ist. Die Schafe gemeiner Art, wie auch die Ziegen, genießen im Sommer die Weide, im Winter Stroh, die Nutzung ist Wolle zum Hausbedarf und Lämmer zum Verkauf.

Die Schweine werden im Sommer eingekauft, im Herbste mit Erdäpfeln und Schrott gemästet - und das Fleisch und Schmalz im Jahre hindurch beim Haus verwendet.

Von sämtlichen Viehstand wird der Dünger, der sich durch die naheliegende Waldungen an Streu sehr vermehrt auf das Acker und Wiesenland venvendet.

Bei größeren Stiftungen besteht der Viehstand

an Stück
Pferden 2
Ochsen 2
Kühen 5
Jungvieh 3
Schafe 4
Schweine 1

Außer wenigen Hühnern ist keine Federviehzucht bemerkbar.

§ 5 Flüsse und Bäche

Der Goldbach auch Vöckelbach genannt, kommt aus dem Mondseer Gebiethe und läuft an der nordwestlichen Seite im Thale von Süd gegen Nord nach Frankenmarkt, wo er alsbald den Namen Vöckla annimmt. Er treibt auf seinem Laufe 2 Mühlen mit 5 Sägen.

Der Achbach im Walde ober der Freudenthaler Glashütte entspringend, treibt daselbst die Glasschleiferey und läuft dann nördlich an der Gränze von Weißenkirchen treibt in der Weißenkirchner Gemeind einige Mühlen und Sägen. Sein Lauf ist in die Gemeinde Stauf.

Nebst diesen Wässern bestehen noch der Steinbach an der Gränze mit Frankenmarkt; Hollmühlenbach, Vöckla Ader, Moosbach und Mühlbach - alle mit nördlichen Abfluß gegen Frankenmarkt und Stauf.-

Bei Schneeauflösungen im Frühjahre, schwellen diese Bäche an, und überrieseln die anliegenden Wiesen - der Vöcklabach bewäßert auch sonst einige Wiesen.

§ 6 Straßen und Wege

Die Pfarrverbindungsstraßen nach Weißenkirchen und so fort nach St.Georgen von der Pfarrkonturrenz erhalten, ist schlecht.

Der Glashüttenweg von den Eigenthümern der Glashütte erhalten, ist schlecht.

Die übrigen Verbindungswege von einer Ortschaftzur andern und in die angränzenden Ortschaften - sind sehr schlecht von den Ortseinwohnern erhalten.

§ 7 bis § 12

Anmerkung des Übersetzers:
Weiters sind in der Beschreibung der Steuergemeinde Freudenthal von §7 bis § 12 Marktplätze, Grunderzeugnisse, Cultur des Bodens, Grunderzeugniss – Qualität und Anwerth derselben, Gattung des Grundeigenthums und Anzahl der Bestiftungen, Schätzungsberichte über Grundstücke und Naturalerträge sowie Gelderträge enthalten.

§ 13 Häuser

Im Durchschnitte der Gemeinde sind die Häuser von Holz erbaut, wenige die besten haben ein gemauertes Stöckel angeschoben. Die Wirthschaftsgebäude aber meistens von Holz alles mit Wohngebäuden im Zusammenhange, die kleine niedere Fenster haben; jedoch alles ziemlich reinlich; von Innen und Außen bemerkt man manche neue Gebäude, welche überhaupt dem zunehmenden Wohlstande zuzuschreiben kömmt; die Glashüttengebäude sind einige gemauert und im guten Stande.

§ 14 Industrialgewerbe

Als solche werden aufgezählt:

Zwei Mahlmühlen, welche 5 Gänge haben und zwei Arbeiter beschäftigen.

Die 3 Sägemühlen verschneiden 1700 Plöcher und ezeugen 560 Fuhren Zeugholz im Durchschnitte der Jahre.

Dann zwei Weber auf zwei Stühlen 20 Stück Leinwand a 30 Ellen, wozu sie 300 Sp. Garn benöthigen.

Endlich die Glashütte, die im Durchschnitte der Jahre 36 Arbeiter benöthigt, und auf einem Feuer mit 2 Maschinen 800 Schock weißes und grünes Glas ezeugt, wozu im Durchschnitt

200 Z, Scherben

600 Z. Kies

200 Z. Pottasche und

800 Kl. Holz verwendet werden,

Das Holz bezieht die Glashütte aus den umliegenden Forsten und den Kies von Eggenberg und Oberalberting.

Das erzeugt werdende meistens Grüne Glas wird nach Tirol und Italien verführt.

Ferner ein Kleinzeugschmied, welcher aus 10 Zt. Eisen und Stahl, dann einem Verbrauch von 15 M. Kohlen 8 Zt. Eisenwaren verfertigt; hiezu dient 1 Feuer und 1 Arbeiter.


Das Protokoll vom 4. Oktober 1830 wurde unterzeichnet von:

Karl Meergraf, Oberbeamter der B.L. Obrigkeit Kogl
Joseph Vogl, Leitungsbeamter

Georg Kritzinger, Ortsrichter der Gemeinde
dem Ausschuß
Adam Schachl
Johann Herzog
Johann Gruber
Simon Meinhart
Philipp Rauchenzauner
Sebastian Göbl

Original-Übersetzung

Quelle

  • Schätzungs-Elaborat: OÖ. Landesarchiv, aus der Kurrentschrift übertragen von Kons. OSR Herbert Saminger, März – Mai 2009