Holzfuhrwerk: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:BergwegHornschlitten1950.jpg|Die Hornschlitten wurden auf dem Rücken hinauf getragen
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Bild:Hörnerschlitten.jpg|Mit Blochholz beladener Hornschlitten
Bild:Hörnerschlitten.jpg|Mit Blochholz beladener Hornschlitten
Bild:Scheiter Ziehen 1946.jpg|Holzknechte bereit zum Scheiter Ziehen 1946
Bild:Scheiter Ziehen 1946.jpg|Holzknechte bereit zum Scheiter Ziehen 1949
Bild:Holzbringung_01.jpg|Forstarbeiter mit Hornschlitten
Bild:Holzbringung_01.jpg|Forstarbeiter mit Hornschlitten
Bild:Hörnerschlitten Scheiterziehen 1949.jpg|Holzbringung von Schleif-, oder Hallholz mit Hornschlitten 1949
Bild:Hörnerschlitten Scheiterziehen 1949.jpg|Holzbringung von Schleif-, oder Hallholz mit Hornschlitten 1949

Version vom 5. Dezember 2012, 21:53 Uhr

Holzbringung im Winter mit Hornschlitten um 1950

Das Holzfuhrwerk wurde von den Bauern aus den eigenen Wäldern, aber auch gegen Fuhrlohn vom Kaiserwald, heute Österreichische Bundesforste, von angestellten Forstarbeitern und gewerblichen Fuhrleuten betrieben.

Holzbringung - vom Bergwald zum Wasser

Der Holztransport aus den Wäldern des Attergaues war bis zur Aufschließung durch ein Netz von Forststraßen ab den 1950er Jahren schwierig und gefahrvoll. Das Holz wurde mit handgezogenen Hornschlitten und mit Pferde- und Ochsengespannen vor allem im Winter über steiles Gelände ins Tal gebracht.

Die weiterführenden Wasserwege über den Attersee, die Ager, Traun und Donau eröffneten seit jeher große Absatzgebiete. Die technische Entwicklung ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts revolutionierte die Holzbringung und den Transport grundlegend.

Mit den Möglichkeiten, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung standen, war der Winter die beste Jahreszeit für die Holzbringung aus dem Wald. Nur ausreichend Schnee und Kälte ermöglichten geeignete Schneefahrbahnen. Der Verwendungszweck bestimmte die Holzart, die Länge und Größe der Baumstämme und damit auch die Wahl der Transportmittel und -methoden. Blochholz für die Sägewerke waren überwiegend Fichten, Tannen und Lärchen mit einer guten Qualität, einem Durchmesser von etwa 15 cm aufwärts und einer Länge von drei bis sechs Metern. Zu Brennholz (für die Salzversiedung Hallholz genannt) mit einer Länge von einem bis zwei Metern wurden andere Holzarten, mindere Qualitäten und kleinere Durchmesser aufbereitet.

Bei wenig Schnee blieb viel Holz bis zum nächsten Winter im Wald liegen. Bereits im Herbst wurden die oft tiefen und steilen Hohlwege von großen Steinen und Hindernissen befreit. Die schweren Sägebloche wurden mit Pferde- oder Ochsengespannen und das Brennholz überwiegend mit sogenannten Hornschlitten, von Hand gezogen, aus den Wäldern gebracht. Der gefahrvolle Umgang mit den unterschiedlichsten Bedingungen, der Witterung, dem unwegsamen Gelände, den Zugtieren und dem Werkzeug, erforderte viel Voraussicht, Kraft, Geschicklichkeit und gegenseitige Hilfestellung. Täglich standen Leben und Gesundheit auf dem Spiel.

Was nicht direkt zu Abnehmern in der Nähe kam, wurde am Seeufer zu sogenannten „Glägern“ gestapelt. Eigens für die Holzlagerung hergerichtete Ufergrundstücke mit befestigten Verladerampen wurden Aufsätze genannt. (z.B. Zeller Aufsatz, Kohlbauern Aufsatz und andere). Diese standen zum überwiegenden Teil im Eigentum der Bundesforste – ehemals Kaiserwald – oder der Herrschaft Kogl und werden heute vor allem als öffentliche Badeplätze genutzt. Das Holz aus den Bauernwäldern wurde in der Regel direkt zu den örtlichen Sägewerken geliefert. Zusätzlich standen Plätze am Seeufer mit Lagerrechten für die örtlichen Waldbesitzer zur Verfügung. Großteils im Eigentum der Gemeinden stehend, dienen sie jetzt ebenfalls als öffentliche Badeplätze.

Gefahrvolle Arbeit

Die Waldarbeit und das Holzfuhrwerk war mit vielen Gefahren verbunden. In den Attergauer Wäldern erinnern noch manche Holzknechtmarterl an verunglückte Forstarbeiter. Die Schindelbaumstube, eine von Freiwilligen wiedererrichtete alte Holzknecht - Sölln, gibt Einblick in die Waldarbeit vergangener Zeiten und ist ein beliebtes Wanderziel.

Holztransport auf der Waldbahn

In Thalham bei St. Georgen im Attergau wurde 1920 eine Waldbahn vom Klauswald/Saurüssel bis zum Holzplatz in Thalham von der Eisenbahnabteilung Oberösterreich errichtet. Die Bahn verwendete einen 4,2-PS-Puch-Motor als Antriebseinheit und nützte auch das leicht fallende Gelände. Auf der "Startneigung" im Klauswald wurde der Holzzug mit Seilen gesichert und talwärts gebremst. Die Fahrt ging durch das Tal und die Ortschaft Thalham bis zum Holzplatz am Ortsende (in der Nähe des jetzigen Erstaufnahmezentrums und der Gruber-Mühle). Die Bahn sollte ursprünglich bis zum Lokalbahnhof St. Georgen geführt werden. Die Waldbahn diente vor allem der Brennholzbringung für die Stadt Linz und wurde auch von dieser finanziert.

Holztransport in alter Zeit

Im Heimathaus Steinbach steht ein Modell des Holzaufzuges
Modell des Holzaufzuges im Weißenbachtal
Vom Reihergupf in Nußdorf führte um 1900 eine Holzriese bis zum See

Der Holzaufzug im Weissenbachtal gehörte zu den ungewöhnlichsten Vorrichtungen für den Holztransport. Um Brennholz aus dem Atterseegebiet zu den Sudkesseln der Salinen in Ebensee zu liefern, wurde 1721/22 eine Holzkonstruktion mit den Merkmalen einer Standseilbahn errichtet. Sie bestand 150 Jahre lang und beförderte in dieser Zeit 3 Millionen Raummeter sogenanntes „Hallholz“. Ein sehenswertes Modell dieser Anlage ist im Heimathaus in Steinbach am Attersee zu besichtigen.

Zwischen Nussdorf und der Ortschaft Reith führte eine lange Holzriese vom Waldgebiet am Reithergupf bis zum See. In dieser Rinne aus kleinen Holzstämmen konnten schwere Bloche vom Berg bis zum See rutschen. Es sind nur mehr Reste dieser Anlage im See in Erinnerung geblieben.

Aus Erzählungen ist überliefert, dass von Sägewerksbesitzern am Attersee zuweilen Floß aus Blochen gebaut und mit gesägtem Holz beladen wurden. Ergänzt wurden die Floß mit einem einfachen Unterstand für Proviant, Kleidung und Werkzeug. Auf diese Weise wurde das Holz von den Flößern über Ager, Traun und Donau bis Wien und manchmal sogar bis Budapest geliefert. Mit dem Erlös in der Tasche erfolgte die Heimfahrt per Bahn.

Im Winter 1929 soll die Eisdecke des Attersees so stark gewesen sein, dass sogar schwere Holzfuhrwerke mit Pferden über den See gezogen werden konnten. Der Attersee friert sehr selten zu, bekannt sind die Jahre: 1707 - 1834 - 1879/80 - 1891 - 1893 - 1895 - 1901 - 1929 - 1940 - 1942 - 1943 - 1947 - 1954 – und 1963.

Aufsehen sollen Fuhrleute aus dem Innviertel mit ihren schweren Rössern ausgelöst haben, die gelegentlich an den Attersee kamen, um besonders große und lange Holzstämme aus den Wäldern zu holen. Die Salfinger waren bekannte Holzhändler, Besitzer von Sägewerken und eines stattlichen Bauernhofs in Gaspoltshofen. Das Schreien der Fuhrleute konnte man einen Kilometer weit hören, so die Erzählung. Sie belieferten unter anderem die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft mit ausgefallenen Holzdimensionen. Diese Geschäftsverbindung hatte länger als 100 Jahre Bestand.

Die Wälder rund um den Attersee waren bekannt für den Reichtum an besonders großen und hohen Fichten- und Tannenbäumen. In den drei Revieren der Bundesforste in Nußdorf, Weyregg und Steinbach gab es Waldstandorte auf denen mehr als 1.200 Festmeter Holz pro Hektar stand. Üblicherweise stehen etwa 450 Festmeter pro Hektar. Das Schiffbauholz musste 30 Meter lang sein und am kleinen Ende, dem Zopf, noch mindestens 44 cm Durchmesser aufweisen. Solche Bäume hatten eine Gesamtlänge von mehr als 50 Metern und am Stamm einen Durchmesser von über einem Meter. Viel langes und großes Holz aus dem Attergau wurde in der Monarchie nach Wien und Budapest und später für holländische Schiffswerften und italienische Kirchenbauten gebraucht.

Holztransport auf dem Attersee

Seefloß mit Rahsegeln

Der Wasserweg auf dem Attersee erleichterte bzw. ermöglichte in früheren Jahrhunderten den Transport. Je nach Bedarf wurde das Holz zu Flößen gebunden und zu den Verarbeitern am See oder an dessen Abfluss geflößt. Auch Baumstämme ohne weitere Bearbeitung folgten dem Wasserweg über Ager, Traun und Donau. Pester-Flöße lieferten langes, gerades Rundholz für Dachrinnen bis nach Budapest. Der Antrieb der großen Seeflöße erfolgte mit Rudern aber zusätzlich auch mit mehreren, auf langen Masten hintereinander gesetzten Rahsegeln. Ager flussabwärts wurden die Seeflöße zu kleineren Flussflößen zerlegt.

Außergewöhnlich war auch die Häuplplätte. Als Plätten wurden flache und breite Transportschiffe bezeichnet. Das Sägewerk Häupl in Attersee besaß eine Motor betriebene Plätte aus Stahl, mit welcher nicht nur Flöße gezogen, sondern auch ganze, mit Holz beladene Eisenbahnwaggons vom Sägewerk zu den Anschlussgeleisen der Bahn gebracht wurden. Weitere Plätten sind im Artikel Plätte beschrieben.

Holzbringung heute

Seilkran und Prozessor zur Entastung, Ablängung und Sortierung im Steilgelände

In den 1960er Jahren setzte ein großzügiger Ausbau des Güter- und Waldwegenetzes ein. Das ermöglichte das ganze Jahr über den Abtransport des Holzes mit schweren Traktoren und Lastkraftwagen mit hydraulischen Ladekränen direkt aus den Schlägerungsgebieten.

Zur Bringung im Steilgelände werden Seilkräne eingesetzt. Die Baumstämme werden mit teilautomatisierten Prozessoren von den Ästen befreit, auf die gewünschten Blochlängen geschnitten und kundengerecht vorsortiert.

Die alten Transportwege und -einrichtungen sowie die Vorzüge günstiger Betriebsstandorte am Wasser waren somit Geschichte.

Quellen

  • Walter Großpointner - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger
  • Sammlung Aichinger
  • OÖ. Landesarchiv (Waldbahn)