Gasthof Stallinger: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. März 2020, 09:34 Uhr

Hauptstraße 2, früher Seewalchen 29

Gasthof Stallinger in der Seewalchner Hauptstraße.

Mittelalter

Das Gasthaus hat eine lange Tradition und wird auch in ältesten Schriften als „Wirtshaus“ bezeichnet.
Im Mittelalter hieß es „Oberwirtshaus“, „Hofwirtshaus“ oder „Wirtshaus in der Freidgassen“.

Die Familie Stämpfl

Die Familie Stämpfl war im 16. Jh. eine sehr wohlhabende Familie in Seewalchen. Ihr Vermögen stammte unter anderem aus der „Ehe-Tafern“, einem Gasthaus mit der Gewerbeberechtigung zur Abhaltung von Hochzeitsessen und Leichenschmaus. (Wir gehen heute davon aus, dass diese Ehe-Tafern“ das heutige Gasthaus Stallinger war. Bis 1608 war es im Besitz dieser Familie.
Das Wirtshaus muss sehr gut gegangen sein, denn die Familie Stämpfl erwarb bald noch einige andere Güter in Seewalchen, wie das Büchsenmeistergut am Brunnen (heute: Bandlkramerey) und das „Schöndorfergut * auf der Freidgasse (heute Kirchenplatz).

Michael Lazenberger und Matthias Gugg

1777 scheint Michael Lazenberger mit seiner Frau Elisabeth als „Hofwirt“ auf. 1845 verkaufte sein Sohn Michl den Besitz an Mathias Gugg. Bis 1896 gehörte das Haus nun zwei Generationen lang der Familie Gugg.

   Ein „Kaufs Vertrag“ wird zwischen Michael und Anna Maria Lazenberger, gemeinschäftlichen Besitz des Bauern und Wirthshauses zu Seewalchen Nº 29 als Verkäufer eines und Mathias Gugg, ledig, großjähriger Wirthssohn von Attersee Nº 31 und Aloisia Stiegler, ledig, großjährige Wirthstocher von St. Georgen Nº 85 als gemeinschäftliche Käufer anderen Theils geschlossen.
Da heißt es: Die Michael und Anna Maria Lazenberger verkaufen ihr Salzmanngütl samt Schankgerechtigkeit insgemeind das obere Wirthshaus gesamt. Dazu gehören rund 33 Joch an Ackern, Wiesen und Waldgrund.
Ferner werden Vieh und Farnisse, wie 1 Pferde, 8 Stück Rind, 4 Wägen, 2 Pflüge, 2 Eggen , 4 Schaufeln, 10 Sensen, 3 Mistgabeln, 6 Heugabeln, ... , 20 Tische, 28 Schammeln und Leinzeug im Ankaufswerte von 500 fl..angeführt.
Dazu kommt die gesamte Gerätschaft wie Vorhänge, Küchengeschirr, 15 Maßkrüge, 33 Gläser, 11 steinerne Krüge, Zinnschüsseln, Zinnleuchter, Salzfassel, Branntweinfassel usw. genau gewertet, womit sich ein gesamter Kaufpreis von 8152 fl. und 15 xr ergab.

Mehrere Töchter der Familie Gugg heirateten in Seewalchner Bürger und Bauernhäuser ein. Nach dem Tod Josef Guggs 1896, heiratete seine Witwe Juliana noch im selben Jahr den ebenfalls verwitweten Anton Stallinger. Der Ehevertrag sah vor, dass die überlebende Familie den gesamt Besitz erbt. Die Wirtin Juliane stirbt im Februar 1924, Anton Stallinger im November desselben Jahres. Damit fiel Haus und Hof an die Familie Stallinger, die es seither als Familienbetrieb führt.

Gasthaus Stallinger

Erinnerungsfoto an das Dreschen um 1920

Neben der großen Landwirtschaft zum Haus wurde später auch einer Fleischhauerei geführt. Ein Foto aus den 1920er Jahren zeigt, wie viele Leute beim Maschindreschen mitgeholfen haben.
Daneben spielte das Gasthaus auch für die Entwicklung Seewalchens eine bedeutende Rolle. Auf dem Areal des Gasthauses standen das erste (1848) und zweite Feuerwehrdepot (1904-1927). Die Verlegung von der Südseite des Gastgartens nach Norden war notwendig, weil Stallinger einen „Salons“ (Stallinger-Saal) baute.
Im Saal fand 1920 das Dilettanten-Theater seine erste Heimstätte, dort wurden um 1928 auch die ersten Stummfilme im Ort Seewalchen gezeigt, der Saal war auch eine Zeit lang

das Probenlokal des Musikvereines. Im Gasthaus (damals noch Gugg) wurde die Raiffeisenkasse (1892) gegründet. Im August 1945 waren auch im Stallinger-Saal 17 Flüchtlinge untergebracht: Im Jahre 1965 wurde der Saal abgerissen. An Stelle des Saales wird ein Geschäftsgebäude (u.a.: Fleischhauerei, Blumengeschäft, Quelle-Agentur, Fahrzeuggeschäft und Wettbüro) errichtet

Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs wurde im vorigen Jahrhundert ein Gästehaus (heute „Doktorhaus“, Kirchenplatz 3) erbaut. Dieses Gebäude beherbergte das erste Postamt Seewalchens und später die Ordination der Gemeindeärzte Dr. Fritz Seifert und seinem Sohn Dr. Günther Seifert.

Salon 1903

Viele Seewalchner*innen haben Erinnerung an alte Zeiten: Kondukte mit „bahter Suppe“, Konduktsemmel, Rindfleisch und Semmelkren; Frühschoppenkonzerte im Gastgarten oder an die legendären Hausbälle am Faschingsdienstag.
Nördlich der Zufahrt zum Kirchenplatz befindet sich das ehemalige Wirtschaftsgebäude ("Stadl"). Hier war ab ca. 1962 eine Kegelbahn untergebracht, die sich großer Beliebtheit erfreute. Sie bestand mehrere Jahre wurde aber dann geschlossen. Die Probleme waren: die Kegelbahn war durch die Zufahrt zum Kirchenplatz vom Stammhaus getrennt, zu kurze Bahn, Schäden durch Vandalismus. Aber auch rund um das Wirtshaus gab es Aktivitäten:

Stallinger vor dem Umbau auf einem Aquarell von Anton Schmoller.

1970 wurde gegenüber dem Gemeindeamt an Stelle des Stallinger-Obstgartens ein Eissportplatzes errichtet. Im Oktober 1972 wurde der erste Elisabeth-Brunnen geweiht. Im Mai 1971 genehmigt der Gemeinderat den Grundtausch zwischen den Ehegatten Stallinger und der Gemeinde. Zur Vergrößerung des Gasthausbetriebes wurde ein Teil des Kirchenplatzes gegen einen Grundstücksstreifen entlang der Seewalchner Bezirksstraße getauscht.

Die alte Feuerwehrzeugstätte (Stallinger, Steindorfer Straße gegenüber Kroiß) wurde in diesem Zuge zur Sichtverbesserung abgetragen. 1985 stimmte der Gemeinderat einem Grundtausch mit den Ehegatten Stallinger zu. Dadurch kann gegenüber dem Amt ein Gehsteig errichtet werden, die Familie Stallinger kann das öffentliche Gut zwischen Gasthaus und ehemaligem Salon verbauen. Bis dahin konnte man rundum das Wirtshaus fahren.
1999 mietete die Gemeinde den Eislaufplatz von der Familie Stallinger auf die Dauer von 29 Jahren.

Derzeit wird das Gasthaus von der vierten Generation (Anton Stallinger III.) betrieben.

Links und Quelle

(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)
Regine Karl: Bandlkramerey in der Zeitschrift "Mölkerstiege"
Chronik der Marktgemeinde Seewalchen.