Chronik (Seewalchen) 1881-1900: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Atterwiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (+ Kategorie(n))
Zeile 174: Zeile 174:


[[Kategorie:Seewalchen am Attersee]]
[[Kategorie:Seewalchen am Attersee]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Chroniken]]

Version vom 12. Dezember 2010, 10:01 Uhr

Dieser Artikel berichtet aus der Chronik der Marktgemeinde Seewalchen am Attersee aus den Jahren 1881 bis 1900.

←- Chronik von Seewalchen a. A. 1851-1880

Die Jahre 1881-1890

1881

  • Im Jahre 1881 erfolgt die Trassierung wegen Erbauung der Vöcklabruck-Kammer-Bahn, wobei wegen verweigerter Grundabtretung einiger Besitzer die Enteignung erfolgt.

1882

  • Gemeindevorsteher 1882-1885: Anton Stallinger, Sägemüller in Pettighofen 14.
  • 16.4.1882: Mit Gemeindeausschussbeschluss wird Herr Anton Peyr, ehemaliger Papiermüller in der Au, in Würdigung seiner Verdienste als 1. Bürgermeister zum Ehrenbürger der Gemeinde Seewalchen ernannt.
    Peyr war auch Abgeordneter zu den Reichstagen in Frankfurt 1848 und Kremsier 1849.
  • 30.4.1882: Feierliche Inbetriebnahme der „k.u.k. Priv. Localbahn“ Vöcklabruck-Kammer mit einem Jubiläumszug: Wien-Kammer. Am nächsten Tag beginnt der reguläre Betrieb.

1883

  • Der Amthof wird an den ehemaligen Schlossherrn von Starhemberg, Rudolf Seyrl, Haag a.H., verkauft. Wirtschaftliche Überlegungen dürften zu diesem Entschluss des Klosters Michaelbeuern geführt haben.
    Einige Joch kommen zum Pfarrhof, aber zur Verbuchung ans Stift Michaelbeuern.
    Der Kaufpreis beträgt fl. 32.000.-- öst. Währung.

Amthof

(Originaltext von Max Laminger)

Der Amthof Seewalchen war im jahrzehntelangen Besitze des Stiftes Michaelbeuern, verwaltet von den jeweiligen Pfarrern der Pfarre Seewalchen, welche neben der Seelsorge für ihre Pfarrkinder nur nebenbei sich der Verwaltung des großen landwirtschaftlichen Betriebes widmen konnten, und so nach und nach ein offensichtlicher Rückgang der Erträge dieses so schönen Besitzes eintreffen musste. Alle möglichen und unmöglichen Arbeitskräfte wurden für die landwirtschaftlichen Arbeiten eingestellt, ohne Prüfung deren Leistungsfähigkeit, so wurden auch unter anderem für die Erntedruscharbeiten Drescher in langjähriger Verwendung durch die dem Amthof umliegenden Häuseln, welche infolge der langjährigen Einstellung der Besitzer als Drescherhäusl bekannt waren, eingestellt. Zur Druschzeit zogen die Drescher ihre breitgehaltenen Raschschuhe an, welche die entsprechenden Weiten und Größen hatten und begannen den Drusch mit gewohntem Pflichteifer.
Sie konnten nicht verhindern, dass bei „eifriger Arbeit“ sich auch die leeren Stellen der Raschschuhe mit dem Getreide füllten, so dass sie gezwungen waren, sehr oft an den Druschtagen sich zu ihren Häuserln zu bemühen, um durch Entleeren und Reinigen der Raschschuhe für ihre Füße Platz zu schaffen und so ihrer Pflicht als Drescher wieder nachkommen zu können.
Natürlich konnte man den Dreschern nicht zumuten nach Druschendigung das in ihren Häusln angesammelte Getreide, das ohne ihr Zutun sich in den Schuhen verirrte, in den Amthof zurückzubringen, sondern zum eigenen Lebensunterhalt zu verwenden. Es ist selbstverständlich, dass dieser Vorgang der Getreideverirrung nur ein kleiner Auszug der verschiedenen anderen Vorgänge, die das Erträgnis des Amthofes nicht förderten, ist, so dass das Stift Michaelbeuern beschloss, das Gut samt den zugehörigen Gründen an den Herrn Gutsbesitzer Rudolf Seyrl in Haag a. H. zu verkaufen.
Der neue Besitzer des Amthofes schaffte sofort Ordnung durch Einstellung geschulter landwirtschaftlicher Dienstboten sowie eines tüchtigen Maurers.
Natürlich waren durch diese Einstellungen alle früheren Angestellten einschließlich der Drescher ihrer Arbeit enthoben. Die so lange Jahre in Verwendung gestandenen Raschschuhe konnten infolge Alter keine Verwendung als Schuhbekleidung finden, so wurden dieselben zu Hühner-Legenestern zugerichtet und es soll dem Vernehmen nach den Hühnern gelungen sein, während des Eierlegens noch Körner aus den ehemaligen Raschschuhen herauszupicken.

________________________________________________________________________________________________________

1884-1885

  • Im Jahre 1884 wird die Haltestelle Siebenmühlen errichtet.
  • Gemeindevorsteher 1885-1888: Franz Stigler, Bauer in Kemating Nr. 7.
  • Von 1885-1889 wirkt als Pfarrer P. Modest Lienbacher.
  • Im Jahre 1885 ist großer Hagelschlag in der Gemeinde und werden aus dieser Ursache Steuerabschreibungen in der Höhe von fl. 1075.44 xr. seitens des Steueramtes Vöcklabruck vorgenommen.

Restaurierung der Pfarrkirche

Mit der Restaurierung der Pfarrkirche wurde begonnen und im Jahre 1887 beendet. Die Kosten des neuen Hochaltars betrugen fl. 1400, die der Kanzel fl. 500.
In der Chronik wurde der frühere Altar als in „Zopfstil“ [soll heißen Barockstil] erbaut bezeichnet und geschildert als ein „Konglomerat“ von hässlichen Statuen und Vasen, von wurmstichigen, von Zeit zu Zeit herabstürzenden Verzierungen und Brettern und massiven Balken. Die Seitenaltäre waren um nichts besser.
Die Skizze zum neuen Hochaltar entwarf Kunsttischler Karl Maurer von Linz und diese wurde verbessert und abgeändert durch den Domarchitekten Otto Schirmer aus Linz. Der alte Altar wurde Ende Juni 1887 abgetragen und das mittlere Fenster ausgebrochen. Der jetzige Hochaltar wurde am 26. Juni 1887 geweiht. Die neue Kanzel stammt von Linzinger aus Linz.
Große Wohltäter der Kirche sind an den Fenstern verewigt, zum Beispiel Theresia Schachl, Auszugbäuerin von Ainwalchen, Anton Stallinger, Kleinmüller von Siebenmühlen-Pettighofen, Anna Maria Ebetsberger, ledige Bauerntochter vom Starzbauerngute in Gerlham, der Jungfrauenbund, Theresia Paulick, Villenbesitzerin aus Wien, und ungenannte Spender. Das dritte, auf der Nordseite des Presbyteriums gelegene Fenster mit einem lieblichen Engelsköpfchen (Paulick-Fenster) wurde von der Firma Geyer in Wien hergestellt, während die übrigen von Rudolf Schadmayr in Salzburg angefertigt wurden.
Die Herz-Jesu-Statue spendete Anna Maria Ebetsberger (Gerlham), auch im Namen ihrer Angehörigen und die „Immaculata“ die Egger-Geschwister (Steindorf).

________________________________________________________________________________________________________

  • 5.5.1885: Aus unbekannter Ursache brennt das Anwesen „Bauer in Baum“ nieder.
  • Im Jahre 1885 wird die Kapellermühle an der Ager versteigert. Der neue Besitzer heißt Raudaschl (seither Raudaschlmühle).
Rechnungsabschluss der Gemeinde 1885:
 Einnahmen 1885: fl. 3078.80 xr. 
 Ausgaben: fl. 2200.24 ½ xr.


1886

  • Im September ertrinkt beim Baden im Attersee Mathias Mayr, Bauernsohn vom Koaserbauerngut. Er badete gewöhnlich unter der Bäumler-Villa und stand im Alter von ca. 80 Jahren.
    Der Verunglückte hatte 50 fl. zur Kirchenverschönerung vermacht, welcher Betrag zur Anschaffung des Fensters nächst der Sakristei verwendet wurde.

1887

  • 19.5.1887: Die Maria-Lourdes-Kapelle in Kraims wird eingeweiht. Der Bauernsohn Wolfgang Starzinger, gestorben am 9. Juni desselben Jahres, hat es von seinem Heiratsgute erbauen lassen.
  • Im Juni 1887 brennt das Anwesen Kroiß, Ainwalchen 13, bis auf die Grundmauern ab.
  • Im September 1887 brennt das Anwesen der Mathias Mühlbacher, Kraims Nr. 6, bis auf den Grund nieder.
  • Friedrich Paulick lässt an Stelle eines baufälligen Bauernhauses (Nr. 54) [Botenhäusl auch Reifhaus] eine Villa, das Eschenhaus (Promenade 8) ausschließlich für Sommerwohnungen erbauen.

1888

  • Gemeindevorsteher 1888-1891: Michael Aicher, Bauer in Buchberg 9.
  • Im Jahre 1888 wird die Gemeinde von Hagelschlag betroffen.

1889

  • Von 1889-1893 wirkt als Pfarrer P. Wolfgang Stockhammer.
  • 14.1.1889: Nachts um 10 Uhr brennt das Brauhaus in Litzlberg ab. Der Brand im Brauhaus entsteht durch Selbstzündung des Malzes auf der Darre. Sud- und Wohngebäude fallen dem Feuer zum Opfer. Die Stallungen werden mit Not gerettet. Wäre rechtzeitig eine Handspritze zur Verfügung gestanden, so hätte das Brauhaus leicht gerettet werden können, da der brennende niedere Torbogen, welcher den Brand vermittelte und fortsetzte, leicht abzudämpfen gewesen wäre.
    Der Sohn der Herrschaft Kammer, Husarenleutnant Anton Baron Horváth, stürzt bei einem scharfen Ritt zur Brandstatt und zieht sich eine Verletzung zu, der er aber keine Beachtung schenkt. Er hilft eifrig bei den Bergungsarbeiten mit. Wenige Tage später erliegt er einer Blutvergiftung. Sein Grab befindet sich links vom Haupteingange der Pfarrkirche in Schörfling.
  • Im März beginnen die Aushebungsarbeiten für die Errichtung der Wirtschaftsgebäude beim Pfarrhof. Ende Juni stehen die Gebäude, aber zu klein, daher muss dann noch ein hölzerner Bau an der Straße errichtet werden.

1890

  • Anfang des Jahres herrscht die „Influenza“ (Grippe), so dass in sämtlichen Häusern zu gleicher Zeit die Leute liegerhaft werden.
  • 15.2.1890: Das Aberlbauerngut in Steindorf Nr. 25 brennt ab.
  • Im Mai Hagel, im Juli Hagel und Wolkenbruch, am 14. August wieder Hagel.
  • 22.7.1890: Ein Blitz schlägt während des sonntäglichen Hauptgottesdienstes in den Kirchturm, glücklicherweise ohne zu zünden.
  • 26.7.1890: Die neue Orgel von Albert Mauracher in Salzburg wird aufgestellt und geweiht. Beim Orgelbau wird auch die Sängerempore um den vorspringenden Teil erweitert.
  • 31.7.1890: Feierliche Primiz eines Pfarrkindes, des hw. Herrn Gottlieb Gebetsberger von Haining, derzeit Pfarrer in Theresienfeld in Niederösterreich.
  • 1.-6.9.1890: Der Attersee tritt infolge Hochwasser an vielen Stellen aus den Ufern.

Volkszählung 1900

(aus der Pfarrchronik)
In der letzten Dezemberwoche 1890 wird durch Kooperator Pater Coelestin, Schulleiter Gattringer und Lehrer Hebmüller (?) die allgemeine Volkszählung von Haus zu Haus vorgenommen.

Ergebnis der Volkszählung: 
 politische Gemeinde Seewalchen: 1623 (1956: 3160) 
 von der politischen Gemeinde Timelkam gehören zur Pfarrgemeinde Seewalchen 129, 
 und von der politischen Gemeinde Berg 125. 
Die Pfarrgemeinde Seewalchen zählt also 1877 Seelen davon 70 Protestanten. (Anmerkung: 1956 waren es 368 Protestanten).
Anmerkung: Zum Vergleich zu 1956 ist zu beachten, dass sich die Gemeindegrenzen geändert
haben und viele Heimatvertriebene nach dem 2. Weltkrieg Protestanten waren.
Rechnungsabschluss des Jahres 1890:
 Einnahmen 1890: fl. 4905.10 xr.
 Ausgaben; fl. 3680.89 xr.

Die Jahre 1891-1900

1891

  • Gemeindevorsteher 1891-1894: Josef Moser, Bauer in Staudach 3.
  • In der Zeit vom 17. auf den 18. Jänner 1891 friert der Attersee infolge der grimmigen Kälte zu und bleibt durch 70 Tage als Eisfläche, so dass mit beladenen Fuhrwerken am See gefahren werden kann.
  • 30.6.1891: Das Haus Nr. 9 des Josef Leitner in Neißing brennt um 11 Uhr nachts vollständig ab.
  • Im Jahre 1891 ist starker Hagelschlag, von dem die ganze Gemeinde verhagelt wird, sämtliche Fechtung (Feldfrüchte) wird vernichtet.
    Die Schloßen fallen wie Taubeneier, besonders über Kemating, Staudach, Steindorf, Roitham, Neubrunn, Haidach.

1892

  • Im Februar 1892 ist großes Wasser, der Sturm verwüstet die Seewege, Herr Pfeffer Paul, Bäckermeister am See (respektive seine Frau Carolina als Witwe), verkauft das Anwesen und jetzt stehen dort die zwei Villen Lettmayr und Enstein.
  • Am 22. Juni 1892 um 8 Uhr vormittags brennt das Bauershaus zu Gerlham des Josef Heistinger (vulgo Draxler) nieder.
  • Am 24. August 1892 ist mit 44 Grad R [= ca. 35° C] seit 1797 der heißeste Tag.
  • Im Jahre 1892 erfolgt die Gründung einer gewerblichen Kollektiv-Genossenschaft und Krankenkasse für die Gemeinde Seewalchen.
    Im Jahre 1920 wird die Krankenkasse mangels der gesetzlich genügenden Mitgliederanzahl aufgelöst.
  • Im Jahre 1892 werden die Kaisermanöver in Seewalchen und Umgebung abgehalten.
  • Im Jahre 1892/93 wird am Amthof Seewalchen durch Herrn Seyrl ein 2. Stockwerk aufgeführt und erhält hiedurch der Bau einen schlossartigen Stil.
  • Im Jahre 1892 erhält die Pfarrkirche zwei neue Seitenaltäre vom Bildhauer Rifesser aus Gröden um den Preis von fl. 984.50 xr. (Teile der beiden alten Seitenaltäre werden für die Kirche in Buchberg verwendet).
  • 8.9.1892: In Attersee wird der „Verband zur Hebung der Sommerfrischen am Attersee“ gegründet, dem auch der Verschönerungsverein Seewalchen beitritt.
  • 21.12.1892: Im Gugg'schen Gasthaus gründen 47 Bürger den Vorschusscassenverein (Raiffeisenkasse) für die Pfarrgemeinde Seewalchen. Zum Obmann wird Carl Leiß, Kalkbrenner in Seewalchen, gewählt. Schrift- und Kassenführer ist der Lehrer Anton Stelzmüller.

1893

  • 4.1.1893: Der Gemeindeausschuss stimmt der Errichtung eines Postamtes in Seewalchen nicht zu.
  • Der Winter 1893/94 ist sehr streng, 10 bis 20 Grad R.
    Von Mitte Jänner anhaltende Kälte, so dass der See Mitte Februar zufriert und erst Anfang April eisfrei wird. Es gibt massenhaft Schnee und Schneestürme.
  • Der Amthof erhält seine jetzige Ausgestaltung mit zwei Ecktürmen.

„Nordufer des Attersees“

Origialtext von Max Laminger:
Als im Jahre 1848 die Freiheitsbewegung ganz Österreich in Aufruhr brachte, hat auch Graf Khevenhüller, Besitzer des Schlosses Kammer, durch Aufstellung einer Nationalgarde in die Bewegung eingegriffen und dadurch sich die Ungnade des Kaisers und des gesamten kaiserlichen Hofes zugezogen und hiedurch auch das gesamte nördliche Atterseeufer mit samt seinen Bewohnern in Mitleidenschaft gezogen.
Als im Sommer 1893 Kaiser Franz Joseph mit dem rumänischen König von Weißenbach aus eine Rundfahrt am Attersee machte, durfte das Dampfschiff nur bis Steinbach fahren und musste dort Richtung Unterach wieder umkehren, damit das verpönte Nordufer nicht erreicht werden konnte. Selbst bei nicht zu umgehenden Durchfahrten des Hofes wurden die Wagen geschlossen und erst nach Passieren von Kammer durften die Wägen wieder geöffnet werden.
Anmerkungen:

  • Leo Schreiner: Dieser angebliche Konflikt des Herrscherhauses mit der Familie Khevenhüller-Frankenburg konnte bisher nicht geschichtlich belegt werden.
  • August Mayr [Chronist aus Schörfling]: Der Konflikt ging so weit, dass Graf Wurmbrand, der Entdecker der Pfahlbauten es nicht wagte, diese jungsteinzeitliche Epoche „Atterseekultur” zu nennen, die Bezeichnung heißt „Mondseekultur”.

________________________________________________________________________________________________________

1894

  • Gemeindevorsteher 1894-1897: Mathias Wenninger, Bauer in Steindorf 2.
  • 25.1.1894: Der Gemeindesekretär Josef Aicher wird über Verfügung des Gemeindevorstehers Moser wegen Differenzen in der Kassengebarung außer Dienst gestellt. Nachdem jedoch eine gerichtliche Überprüfung die Haltlosigkeit der Beschuldigung ergibt, wird derselbe im Juli 1894 rehabilitiert und wieder in Dienst gestellt.
  • Von 1894-1905 wirkt als Pfarrer P. Felix Kohler.
  • 28.11.1894: Mit Beschluss des Gemeindeausschusses wird Dr. Hauttmann in Kammer am Attersee als Gemeindearzt der Gemeinde Seewalchen für 3 Jahre mit jährlich fl. 230.-- bestellt.
  • 20.1.1895: Der Weg längs des Attersees vom Seewirt bis Deckert (Rosenvilla, Promenade 4) wird als öffentlicher Weg erklärt.

Der Streit ums Schulhaus

Der im Jahre 1870 begonnene Streit zwischen dem Stifte Michaelbeuern und der Gemeinde Seewalchen wegen Eigentumsrecht des alten Schulhauses wurde mit Erkenntnis des Obersten Gerichtshofes vom 14.2.1894 zugunsten des Stiftes Michaelbeuern entschieden und demselben das Eigentumsrecht zuerkannt.
Im Jahre 1894 erfolgte die exekutive Räumung und es wurden sämtliche Registraturakten der Gemeinde, nachdem dieselbe den Abtransport nicht rechtzeitig veranlasste, beim Fenster der im 1. Stock untergebrachten Gemeindekanzlei hinausgeworfen. Mangels einer anderweitigen Kanzlei wurden die Akte im Gasthaus Gugg (jetzt Stallinger) im Vorhause des 1. Stockes untergebracht und hiedurch wertvolle Behelfe der Registratur nicht mehr vorfindlich sind.

Papierfabrik Pettighofen

Im Jahre 1894 erfolgte die Erbauung und Inbetriebsetzung (1.8.1895 [richtig ist: 1.8.1896]) der von den Brüdern Theodor und Emil Hamburger erbauten Holzstoff- und Pappenfabrik durch Ankauf der Mühle und Säge des Anton Stallinger samt zugehörigen Gründen, somit an gleicher Stelle, an welcher die Papiermühle des Herrn Anton Peyr in der Au seit dezenium in Betrieb war, jedoch durch die Konkurrenz der maschinellen Papiererzeugung aufgelassen und in eine Sägemühle umgewandelt wurde.
Die ursprüngliche Anlage der Papierfabrik war sehr primitiv und hat sich durch die vorgekommenen großen Unfälle den Namen „Krüppelfabrik“ zugezogen, bis die Umwandlung der Betriebe Pettighofen und Lenzing in eine Aktiengesellschaft und Umbau derselben mit geeigneten Sicherheitsmaßnahmen die Unfälle verminderten.

Schloss Litzlberg

Im Jahre 1895 kaufte Herr Eduard Springer aus Wien die nächst dem Mayrgute in Litzlberg gelegene Insel von Anton Hofmann und baute auf derselben ein kleines Schlösschen. In den Folgejahren vergrößerte derselbe die Insel durch mit Piloten gesicherte Steinumfriedung.
Die Insel seit 1780 (nach Gilbert im Jahre 1800), in welchem die Gebäude abgetragen wurden, war ursprünglich eine Feste mit den dazugehörigen Gebäuden des Mayrhofbauerngutes. Auch diese Gebäuden wurde im Lauf der Zeit umgebaut und verkleinert.
Schon im Jahre 1315 schienen als Besitzer der Herrschaft Litzlberg die „Winder zu Windern“ auf und noch im Jahre 1606 lebte ein Wolfgang Winder von Schliemating dortselbst.
Nach einer Grabsteininschrift ist „Frau Anna Katharina Riedlin, Pflegerin zu Litzlberg, anno 1720 den 17 Marty umb ¾ auf 10 h Nacht in Gott seelisch entschlafen ihres Alters im 74-igsten Jahre“.
Nach den noch ersichtlichen Piloten führte auch in früherer Zeit vom Mayrhof zur Insel eine Brücke.
Anmerkungen:

  • Angeblich wurde das Abbruchmaterial zum Wiederaufbau des abgebrannten Ortes Schörfling verwendet (Brände in Schörfling 1787 und 1828).
  • Nach Erzählungen der Maria Schreiner, geb. Paulick (1865-1937), war die Insel in den Jahren 1880-1890 ein beliebtes Ausflugsziel für Ruderbootpartien. Es wurden dort sogenannte Picknicks veranstaltet, wobei Bier aus dem gegenüberliegenden Brauhause gebracht wurde Die Insel war damals unbesiedelt, die Brücke wurde erst in späterer Zeit (1917) zum Festland gebaut.

________________________________________________________________________________________________________

1895

  • 14.-16.8.1895: In Seewalchen und Umgebung finden größere militärische Übungen statt.
Rechnungsabschluss des Jahres 1895:  
 Einnahmen: fl. 4976.57 xr. 
 Ausgaben: fl. 4340.05 xr.

1896

  • 13.6.1896: Herr Rudolf Seyrl, Amthofbesitzer in Seewalchen Nr. 1 wird mit Beschluss des Gemeindeausschusses wegen seiner Verdienste um den Ausbau der Ortswasserleitung zum Ehrenbürger der Gde. Seewalchen ernannt.
  • Am 1. August 1896 wird die Papierfabrik Pettighofen in Betrieb genommen.
    Diese wird 1939 geschlossen.
  • 5.9.1896: Infolge Blitzschlag brennt das Bauerngut Mayr in Buchberg, wobei die Wirtschaftsgebäude und die Dachung des Heustadels samt Fechsung (= Ernte) vernichtet werden.
  • Im Jahr 1896 geht der Consum-Verein-Seewalchen in Konkurs (Kreisgericht Wels).
    Der Verein besaß das Haus Seewalchen 27, welches nun von Anton Hackl und 1900 von Georg Kump erworben wurde. Bis 1985 wurde dort eine Gemischtwarenhandlung betrieben.

1897

  • Gemeindevorsteher 1897-1900: Georg Sulzberger, Bauer in Seewalchen.
  • Hochwasser
    Infolge lang anhaltender Regengüsse im Sommer kommt es zu größeren Überschwemmungen in fast allen Ländern. In Vöcklabruck und in Ebensee entsteht großer Schaden.
    Der Attersee ist auf Straßenhöhe beim Seewirt aus den Ufern getreten.
    Die Promenade ist überschwemmt und kann mit Booten befahren werden. Im Haus Nr. 55 (Schreinerhaus, heute Promenade Nr. 7) steht das Wasser mehrere cm hoch.
    Der Weizen kann erst im August eingebracht werden und wächst vor dem Schnitt auf dem Felde aus. Nach Timelkam muss die Wasserwehr der Frw. Feuerwehr Seewalchen zur Hilfeleistung.
  • Im Juli 1897 ist Fahnenweihe des 1894 gegründeten Mil. Veteranenvereines Seewalchen.
    Obmann Josef Mahringer, Protektor Carl Leiß, Fahnenmutter Maria Leiß.
    An der Fahnenweihe beteiligen sich sehr viele Vereine aus weiter Umgebung. Die Feldmesse ist am Goldberg bei schönem Wetter.
    (Am 8.2.1948 muss das Vereinsvermögen infolge Auflösung des Mil. Veteranenvereins im Wege der Gemeinde abgeführt werden.)
  • 1897 wird der Verschönerungsverein Seewalchen gegründet.

1898

  • Der Winter 1897/1898 ist sehr mild mit wenig Schneefall und im Monat März vorüber.
  • Mit dem Jahre 1898 wird die Schule nach Zahlung der letzten Rate des Schulbaudarlehens per fl. 475 schuldenfreies Eigentum der Schulgemeinde Seewalchen.

1899

  • Hochwasser
    Das Jahr 1899 ist ein nasses Jahr und bringt dem Lande Oberösterreich große Überschwemmungen.
    Vom 5. bis 15. September prasseln schwere Regengüsse herab. Der Attersee tritt aus den Ufern. Zwischen Litzlberger Keller und Scheibenhof (Moos 2) kann man auf der Straße mit Ruderbooten bequem fahren. Auch auf der Promenade kann man mit Booten fahren. Das Haus Nr. 55 (heute Promenade Nr. 7) ist überschwemmt, das Wasser steht ca. 30 cm hoch.
    Die Ager wird zu einem reißenden Strom. Die Holzjochbrücke über die Ager wird weggerissen und eine „Überfuhr“ mit einem „Trauner“ eingerichtet, wofür man einige Kreuzer zahlen muss. Die Brücke wird als 3jochige Holzbrücke wieder errichtet und erst 1914 als Betonbrücke erbaut.
  • 10.7.1899: Im Haus Seewalchen 76 (Kirchenplatz 3) wird ein „Sommerpostamt“ in Betrieb genommen (Ganzjahresbetrieb ab April 1905).
    Die erste „Postexpedientin“ war Anna Friedberger. Sie hatte ein Gehalt von 320 K. Dazu kamen 120 K Ortszulage, 40 K Amtspauschale und 744 K Dienerpauschale (vermutlich für die gesamte Saison). Die letztere erhielt sie für die Post- und Telegraphenzustellung, den Kanzleidienst, die Briefkastenaushebung und für Botengänge zum Postamt Kammer. Täglich waren 4 Botengänge vorgesehen.
  • Im Jahre 1899 wird der Helmbaum des Kirchturmes, nachdem dieser durch eindringendes Wasser morsch geworden war, ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wird auf die Laterne eine 4 m hohe Pyramide aufgesetzt. Am 15. Oktober erfolgt die Kreuzsteckung.
    In der Kugel unter dem Kreuz befindet sich eine Urkunde.

1900

  • Gemeindevorsteher 1900-1903: Carl Leiß, Kalkbrenner, Seewalchen 66.
    Die Gemeindekanzlei wird im Auszughause Nr. 42 Seewalchen (Kapellenweg 7) samt Isolierlokalitäten um eine jährliche Miete von 50 Kronen gemietet.
  • 12.9.1900: Die Erwerbung des Anwesens Nr. 46 (Hauptstraße 1) in Seewalchen bei der zu gewärtigenden Versteigerung wird beschlossen.

Quellen

Chronik der Marktgemeinde Seewalchen

1850 - Beginn der Aufzeichnungen - Übersicht

1851-1880  |  1881-1900  |  1901-1920
1921-1940  |  1941-1960  |  1961-1970
1971-1980  |  1981-1990  |  1991-2000
2001-2010  |  2011-2020  |  2021-2030


Die vollständigen Versionen der letzten Jahre finden Sie auf der Webseite der Marktgemeinde Seewalchen am Attersee mit nachstehendem Link:
Chronik auf der Homepage der Marktgemeinde Seewalchen