Chronik (Seewalchen) 1851-1880

Aus Atterwiki

Aus der Chronik der Marktgemeinde Seewalchen a. A.

-- Chronik von Seewalchen a. A. 1861-1870


Die Jahre 1871-1880

1871

  • Im Jahre 1871 wird das Haus Nr. 57 in Seewalchen (Christ-Villa, Promenade 5) durch Herrn Karl Rosenauer als Villa umgebaut und für den Sommeraufenthalt eingerichtet.
  • Im Jahre 1871 wird infolge Sprunges einer Glocke die Anschaffung von 3 neuen Glocken beschlossen. Im Jahre 1872 erfolgt die Weihe und der Aufzug der Glocken. Diese Glocken (1037 kg, 512 kg und 318 kg) haben ein harmonisches Geläute und werden am 21.3.1917 aus Anlass der Metallsammlung für Kriegszwecke abmontiert und abgeliefert.

1872

  • Johann Sompeck ist vom September bis November provisorischer und dann bis 1.6.1878 wirklicher Schulleiter. Ab Februar 1872 wird die Schule zweiklassig geführt. Als Unterlehrer wird am Georg Haulbersch angestellt, er bleibt bis.1874. Die zweite Klasse ist im Pfarrhof Seewalchen mit fl. 40.-- Jahreszins untergebracht.
  • 1.3.1872: Die Auflassung des Schulgeldes wird beschlossen.
  • 3.3.1872: In Schörfling wird ein Gendarmerieposten, der auch für Seewalchen zuständig ist, errichtet.

Chronik 1873

  • Gemeindevorsteher: 1873-1876: Josef Leitner, Bauer in Reichersberg.
  • Im Jahre 1873 herrscht in der Umgebung starke Blatternepedemie. Seewalchen bleibt bis auf einige unbedeutende Fälle verschont.

Chronik 1874

  • 1874 wird die Schmidt-Villa vollendet.

Khevenhüller-Kapelle

Am 15.4. wird die Erbauung einer Familiengruft für die Familie Horvath-Kammer wird bewilligt und im gleichen Jahr erbaut.
Nachdem diese Gruft in Form einer Kapelle von der Familie Horvath nicht in Anspruch genommen wurde, wird dieselbe vom Veteranenverein 1917 als Kriegerdenkmal ausgestattet und besteht seither als solches für die Gefallenen im 1. Weltkrieg.
Aus den Prozessakten „Friedhof-Schulhausstreit“ geht hervor, dass die Mutter des Schlossbesitzers Horvath in dieser Gruft in Seewalchen begraben wurde.
Die Mutter des Besitzers von Schloss Kammer Frau von Horvath ist am 6.7.1874 an Blattern verstorben. Aus unbekannten Gründen wird jedoch die Leiche nicht am Schörflinger Friedhof geduldet, weshalb das Grab über Nacht offenbleibt.
Am nächsten Tag kommt der Bote des Herrn von Horvath, namens Anton Bodenwieser, im Namen seines Herrn mit dem Ersuchen, die Leiche der Frau v. Horvath in Seewalchen bestatten zu lassen. Herr v. Horvath hat für den Fall der Zustimmung, für die Armen der Gemeinde eine größere Spende und zum Schulbau 25 Baumstämme angeboten. Vom Bürgermeister wird die Zustimmung erteilt. Über dem Grab wird schließlich die Kriegerkapelle errichtet.
Das Kriegerdenkmal wird am 6.11.2000 abgerissen.

Chronik 1875

  • 16.3.1875: Mit Beschluss des Gemeindeausschusses werden für ihre Verdienste wegen Freilassung des Attersees als öffentliches Gut zu Ehrenbürgern der Gemeinde Seewalchen ernannt:
Dr. Ritter von Chlumsky, Ackerbauminister,
Dr. Karl Graf, Bezirkshauptmann in Vöcklabruck,
Dr. Adolf Dürnberger, Hof- u. Gerichtsadvokat in Linz.
Die Gemeinde wird dadurch von der Grundsteuer für den See befreit.
  • Im Jahre 1875 werden die Druschgemeinschaften Steindorf und Seewalchen gegründet.
(1976 beschloss der Druschverein, sein gesamtes Inventar der Frw. Feuerwehr Seewalchen zur Verwertung zu übergeben).
  • Rechnungsabschluss der Gemeinde: Einnahmen: fl. 14032.04 xr.; Ausgaben: fl. 12498.16 xr.

Chronik 1876

  • Gemeindevorsteher 1876-1879: Mathias Holzinger, Bauer in Haining Nr. 5.
  • Von 1876 - 1880 wirkt als Pfarrer P. Nikolaus Gründinger.
  • Im März 1876 herrscht Hochwasser. In Attersee wird die Straße nach Seewalchen durch eine Hangrutschung verlegt.
  • 8.8.1876: Der Blitz schlägt in das Mayr-Gut in Arnbruck, später Arbeiterwohnhaus der Lenzinger AG, ein und äschert es ein.
  • Das alte Schulhaus Seewalchen (Messnerhaus: Kirchenplatz) wird nach der Fertigstellung der neuen Volksschule als Gemeindekanzlei verwendet.
  • Im Jahre 1876 herrscht große Kälte. Der Attersee ist vom 12. auf 13. Februar bei 16 Grad R. (=Reaumir) zugefroren.

Schulbau:
Durch die Einführung der 8-jährigen Schulpflicht erwies sich die zweiklassige Volksschule zu Seewalchen zu klein, da schon 1872/73 die Schülerzahl auf 261 gestiegen ist.
Im Oktober 1873 wurde dem Ortsschulrat die Errichtung einer Kommission wegen der Errichtung eines Schulbaus angeboten. Der Kommission wurden drei Bauplätze angeboten, da aber diese zu teuer waren, entschloß man sich das alte Schulhaus entsprechend zu erweitern. Am 12. Februar 1874 kam man jedoch mit Herrn Josef Kletzl wegen eines Schulgrundes ins Gespräch. Im Herbst des Jahres wurde der neue Schulbau in Angriff genommen, nachdem die Schulgemeinde ein unverzinsliches Landesdarlehen aus dem oberöst Landeschulden-Tilgungsfonde im Betrag von 9500 fl. aufgenommen hatte. Dieses Kapital sollte oder musste vielmehr in 20 Raten zu 475 fl vom Jahre 1877 an zurückgezahlt werden.
Aus der Schulchronik:
Den Bau leitete Baumeister Herr Mathias Ströbl von Schörfling... Der gesamte Schulbaukostete 15.086.76 fl, samt Einrichtung: 17.516 fl. Im Jahre 1876 gegen Ende April war der Bau soweit fortgeschritten, daß die I. Klasse daselbst untergebracht werden konnte. Für die II. Klasse wurde noch das alte Schulgebäude benützt.
Im Monate Juli wurde der Gesamtbau bis auf die Gartenanlage fertig, die Eröffnung der neuen Schule konnte vor sich gehen.
Leider ist es zu bedauern, daß eine feierliche Eröffnung des Schulhauses aus lokalen Gründen unterbleiben mußte.
Dafür veranstaltete der Zweiglehrerverein Vöcklabruck gelegentlich seiner Jahresversammlung am 25. Oktober 1876 eine dießbezüglich kleine Gedenkfeier, welche in unserem Schulgebäude abgehalten wurde. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle belebten Gesänge und Toaste verschiedener Art das gesellige Zusammensein, bis der hereinbrechende Abend die Versammlung zum Aufbruch mahnte. Zwanzig Lehrer und Lehrerinnen hatten sich eingefunden, darunter auch Gäste aus der Umgebung.
Die Vollendung des Baus wurde am 28.10.1877 dem oö. Landesamt angezeigt.
Bis 1972 war die Volksschule, dann bis 1983 die Hauptschule und seit 1991 die Landesmusikschule in diesem Haus untergebracht.

Chronik 1877

Paulick-Villa
Friedrich Paulick (1824 -1904), k.u.k. Hoftischler, erbaut sich 1877 in Seewalchen eine Villa, die er zu einer Sehenswürdigkeit ausgestaltet. Die Pläne stammen von den Wiener Architekten Professor Rudolf Feldschareck und Professor Karl König. In der Villa baute Paulick Teile des Kaiser-Pavillons der Wiener Weltausstellung 1873, den er hergestellt hatte, als Salon ein. Ein Arbeitskabinett, das auf der internationalen Ausstellung, gleichfalls von Paulick ausgeführt, zu sehen war, diente als Bibliothek. Die Villa wurde von vielen Persönlichkeiten, einmal auch von Erzherzog Johann (Orth), besucht. Die Baukosten betrugen, wie in der Familie erzählt wird, 80.000 fl.
Da damals die Bahnverbindung nach Kammer noch nicht bestand, musste das ganze Material mit Pferdefuhrwerken von der Station Timelkam nach Seewalchen transportiert werden.
Nach dem Tode Friedrich Paulicks ging die Villa in den Besitz der ältesten Tochter Therese über, die später den Prokuristen Hermann Flöge heiratete. Therese vererbte den Besitz ihrer Tochter Gertrude (Trude) Flöge, die am 28.7. 1971 starb. Von ihr ging der Besitz an die Familie Messner.

  • 1.5.1877: Dem Gemeindebeamten Mathias Holzwieser wird sein Gehalt pro Monat von fl. 17.-- auf fl. 20.-- erhöht. Für Steuereinhebung an Sonntagen werden 8 xr., an Wochentagen 6 xr. bewilligt.

Gründung der Feuerwehr
Am 2.11.1877 werden die Statuten der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Seewalchen genehmigt.

  • Gründer der Frw. Feuerwehr waren:
Lehrer Johann Sompeck,
Brauer Josef Hofmann, Feuerwehrhauptmann,
Tischlergehilfe Johann Deutsch,
Bäckermeister Georg Pfeffer,
Tischlermeister Franz Köstler, Feuerwehrhauptmann-Stellvetreter.

Innerhalb kurzer Zeit gelang die Anschaffung einer kleinen hölzernen Feuerspritze.
Es war eine große hölzerne Spritze mit befestigtem beweglichen Stahlrohr ohne Schlauchverwendungsmöglichkeit. Die Wasserzubringung erfolgte mittels imprägniereten leinernen Wasserkübeln. Die links und rechts der Feuerspritze angebrachten schweren Pumpstangen wurden von Hand aus bedient.

Chronik 1878

  • 5.10.1878: Zum definitiven Schulleiter wird Herr Adolf Gattringer an der dreiklassigen Volksschule Seewalchen bestellt. Derselbe bleibt bis zum Jahre 1904.

Chronik 1879

  • Für die Periode 1879 - 1882 wird als Gemeindevorsteher Wolfgang Starzinger, Bauer in Kraims 2, gewählt, nachdem er im Dezember stirbt, wird für die restliche Periode Bernhard Aigner, Neubrunn 4, gewählt.
  • 27.12.1879 : Das Auszughäusl „zum Lacher Toffn“ in Roitham 4 brennt nieder.
  • Vom 1.-29. Dezember herrscht große Kälte, der Attersee ist bei 16 Grad R zugefroren.

Chronik 1880

  • 11.11.1880: Die öffentliche Armenpflege erfolgt nun an Stelle der Pfarrgemeinde durch die politische Gemeinde. Armenvater wird Josef Mayr, Seewalchen 49.
  • Im Jahre 1879/80 tritt in den ganzen mitteleuropäischen Staaten die Krebspest auf, sodass im Jahre 1880 in allen Gewässern die Krebse aussterben. Erst durch Legen neuer Brut ist wieder ein neuer Nachwuchs entstanden, welcher jedoch an den früheren Stande nicht heranreicht.
  • In diesem Jahr wird die Totenkammer auf dem Friedhof erbaut.
  • Der Attersee ist im Winter 1879-1880 30 Tage zugefroren.
  • Der Schuhmacher Franz Achleitner aus Kraims gründet den Musikverein Seewalchen.
  • Im Jahr 1880 beginnt Johann Gebetsroither in Unterbuchberg mit dem Bau von Plätten.
  • Die Gemeinde Seewalchen hat nach dem Stande der Volkszählung 1880 1929 Personen.
  • Rechnungsabschluss der Gemeinde: Einnahmen: fl. 4994.52 xr; Ausgaben: fl. 4080.85 xr.


Chronik von Seewalchen a. A. 1881-1890--