Autobahn: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 7. April 1938 wurde von Adolf Hitler der Spatenstich für das erste Autobahnteilstück in Salzburg vorgenommen. Damit wurde die Grundlage für die Umsetzung einer Autobahn von Salzburg über Linz nach Wien gelegt. Für die Abstimmung am 11. April 1938 über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der geplante Autobahnbau in Werbeanzeigen für das gewünschte "Ja" verwendet. Innerhalb von drei Jahren sollte laut Hitler die gesamte Autobahn bis Wien fertiggestellt sein.
Am 7. April 1938 wurde von Adolf Hitler der Spatenstich für das erste Autobahnteilstück in Salzburg vorgenommen. Damit wurde die Grundlage für die Umsetzung einer Autobahn von Salzburg über Linz nach Wien gelegt. Für die Abstimmung am 11. April 1938 über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der geplante Autobahnbau in Werbeanzeigen für das gewünschte "Ja" verwendet. Innerhalb von drei Jahren sollte laut Hitler die gesamte Autobahn bis Wien fertiggestellt sein.


Der Bau von Salzburg bis zur Aurachtalbrücke wurde von München aus - über die Bauabteilungen in Salzburg und Seewalchen bzw. Kammer-Schörfling - überwacht. Mit Kriegsbeginn wurde der Materialmangel und Arbeitskräftemangel so eklatant, dass um Baustoffkontingente und Kriegsgefangene angesucht wurde, die dann auch unter teils unmenschlichen Bedingungen eingesetzt wurden. Von einer schnellen Fertigstellung konnte keine Rede mehr sein. Nur das Teilstück vom Walserberg bis Salzburg-Mitte konnte für den Verkehr freigegeben werden. Ende 1941, Anfang 1942 wurden alle Bauarbeiten kriegsbedingt eingestellt. Im Bereich der [[Region Attersee-Attergau]] wurden bis dahin vor allem Brückenbauwerke und ein erheblicher Teil der Erdarbeiten fertiggestellt.  
Der Bau von Salzburg bis zur Aurachtalbrücke wurde von München aus - über die Bauabteilungen in Salzburg und Seewalchen (im [[Eschenhaus]]) bzw. Kammer-Schörfling - überwacht. Mit Kriegsbeginn wurde der Materialmangel und Arbeitskräftemangel so eklatant, dass um Baustoffkontingente und Kriegsgefangene angesucht wurde, die dann auch unter teils unmenschlichen Bedingungen eingesetzt wurden. Von einer schnellen Fertigstellung konnte keine Rede mehr sein. Nur das Teilstück vom Walserberg bis Salzburg-Mitte konnte für den Verkehr freigegeben werden. Ende 1941, Anfang 1942 wurden alle Bauarbeiten kriegsbedingt eingestellt. Im Bereich der [[Region Attersee-Attergau]] wurden bis dahin vor allem Brückenbauwerke und ein erheblicher Teil der Erdarbeiten fertiggestellt.  


Die Linienführung der Reichsautobahn in unserem Gebiet wurde nicht etwa entlang der Westbahn bzw. Bundesstraße 1, sondern wegen der schönen Aussicht auf das Gebirge und die Seenlandschaft weiter südlich festgelegt. Damit sollte auch der Tourismus beflügelt werden. Dass man bei dieser Linienführung auch mit geologischen Problemen zu kämpfen haben wird, war schon bekannt. Die geplante Linienführung entlang des Mondseeberges sowie über Oberaschau, Lichtenbuch und oberhalb Nußdorfs entlang des Attersees bis St. Georgen war damals schon für die Geologen bedenklich.
Die Linienführung der Reichsautobahn in unserem Gebiet wurde nicht etwa entlang der Westbahn bzw. Bundesstraße 1, sondern wegen der schönen Aussicht auf das Gebirge und die Seenlandschaft weiter südlich festgelegt. Damit sollte auch der Tourismus beflügelt werden. Dass man bei dieser Linienführung auch mit geologischen Problemen zu kämpfen haben wird, war schon bekannt. Die geplante Linienführung entlang des Mondseeberges sowie über Oberaschau, Lichtenbuch und oberhalb Nußdorfs entlang des Attersees bis St. Georgen war damals schon für die Geologen bedenklich.

Version vom 17. Juni 2020, 07:20 Uhr

Autobahn bei Alkersdorf 1963 - vorerst nur eine Richtungsfahrbahn

Durch die West Autobahn A 1 ist die Region Attersee-Attergau hervorragend an das internationale Straßennetz angebunden.

Geschichte

Die steigende Motorisierung ließ schon in den 1930er Jahren den Wunsch nach kreuzungsfreien, kurvenarmen, fußgängerfreien und sicheren Fernstraßen laut werden. Obwohl einige österreichische Pioniere ein Autobahnnetz planten, das sowohl für die Wirtschaft wie auch dem Tourismus dienen sollte, kam es vor dem Anschluss an das Deutsche Reich zu keiner Umsetzung.

Reichsautobahn 1938-1945

Geplante Trasse der Reichsautobahn über Nußdorf
RAB-Lager in Hainbach bei Aurach am Hongar
Baufirma Via Nova, die spätere Fa. Plana in Regau

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde auch die Idee der Reichsautobahnen auf Österreich übertragen. Die damalige Zielsetzung hatte interessanterweise in geringerem Ausmaß das schnelle Fahren von einem Ort zum anderen zum Ziel, sondern das Landschaftserlebnis des Automobilisten. Dass der Verkehrsteilnehmer auf der Strecke von Linz zum Attersee direkt den Traunstein im Blickfeld hat oder von Aurach kommend die Kirche in Schörfling, ist kein Zufall, sondern es war Vorgabe, dass über weite Strecken interessante Kultur- und Naturdenkmale den Automobilisten "begleiten" sollten. So ist auch die Trassierung entlang der Seen zu verstehen.

Am 7. April 1938 wurde von Adolf Hitler der Spatenstich für das erste Autobahnteilstück in Salzburg vorgenommen. Damit wurde die Grundlage für die Umsetzung einer Autobahn von Salzburg über Linz nach Wien gelegt. Für die Abstimmung am 11. April 1938 über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der geplante Autobahnbau in Werbeanzeigen für das gewünschte "Ja" verwendet. Innerhalb von drei Jahren sollte laut Hitler die gesamte Autobahn bis Wien fertiggestellt sein.

Der Bau von Salzburg bis zur Aurachtalbrücke wurde von München aus - über die Bauabteilungen in Salzburg und Seewalchen (im Eschenhaus) bzw. Kammer-Schörfling - überwacht. Mit Kriegsbeginn wurde der Materialmangel und Arbeitskräftemangel so eklatant, dass um Baustoffkontingente und Kriegsgefangene angesucht wurde, die dann auch unter teils unmenschlichen Bedingungen eingesetzt wurden. Von einer schnellen Fertigstellung konnte keine Rede mehr sein. Nur das Teilstück vom Walserberg bis Salzburg-Mitte konnte für den Verkehr freigegeben werden. Ende 1941, Anfang 1942 wurden alle Bauarbeiten kriegsbedingt eingestellt. Im Bereich der Region Attersee-Attergau wurden bis dahin vor allem Brückenbauwerke und ein erheblicher Teil der Erdarbeiten fertiggestellt.

Die Linienführung der Reichsautobahn in unserem Gebiet wurde nicht etwa entlang der Westbahn bzw. Bundesstraße 1, sondern wegen der schönen Aussicht auf das Gebirge und die Seenlandschaft weiter südlich festgelegt. Damit sollte auch der Tourismus beflügelt werden. Dass man bei dieser Linienführung auch mit geologischen Problemen zu kämpfen haben wird, war schon bekannt. Die geplante Linienführung entlang des Mondseeberges sowie über Oberaschau, Lichtenbuch und oberhalb Nußdorfs entlang des Attersees bis St. Georgen war damals schon für die Geologen bedenklich.

Ein Relikt dieser Trassenführung, die Autobahnbrücke bei Oberaschau an der Verbindungsstraße Oberwang-Mondsee, kann noch heute im Wald besichtigt werden.

Zur Unterbringung der Bauarbeiter wurden mehrere sogenannte Reichsautobahnlager (RAB-Lager) errichtet. In der Region Attersee-Attergau sind die Lager beim Wieserbauernhof in Nußdorf, das Lager in Hainbach bei Aurach, das Lager bei Seewalchen und andere zu erwähnen. Diese Lager dienten während des Krieges auch als Gefangenenlager und nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingslager.

Entgegen der stark verbreiteten Meinung, dass der Autobahnbau die Arbeitslosenzahlen drastisch senkte, ist zu bemerken, dass vor allem die Rüstungsindustrie die meisten Arbeitskräfte aufnahm.

Autobahnunterführung in Seewalchen als Depot

In der Autobahnunterführung (Müllnerweg) befand sich ab ca. 1943 ein Warenlager der Wehrmacht, welches unter dem Befehl der Marine-Infanterie stand. Beide Seiten der Durchfahrt waren mit Brettern verschlagen, am südlichen Ausgang war ein Raum für Wachesoldaten. Das Depot enthielt unter anderem Stoffe, Wäsche, Handtücher, Seifen, Perserteppiche, Schreibmaschinen, Bleche, Radioapparate, Elektromotore, aber auch Sattlermaschinen und Fahrzeuge, aber keine Munition oder Kriegsgerät. Kurz vor dem „Zusammenbruch“ zogen die deutschen Soldaten ab und das Lager war für ein paar Tage herrenlos. Der Bürgermeister und einige NS-Verantwortliche wollten nun am 4. Mai 1945 die Waren an die Bevölkerung verteilen. Da plötzlich das Gerücht auftauchte, man hätte schon die Amerikaner am Schlosserberg gesehen, brach jede Organisation zusammen und die Bevölkerung plünderte das Lager. Die Amerikaner, die am nächsten Tag kamen, ordneten in der Folge an, dass die Waren zum Gemeindehaus gebracht werden müssen. Die Bevölkerung kam dieser Anordnung jedoch nur sehr zögerlich und auch nur teilweise nach. Die abgegebenen Gegenstände fanden wiederum das Interesse der Bevölkerung und wurden von dort erneut nach Hause getragen.

West Autobahn 1954-1964

Autobahn am Kematinger Berg, 1973
noch ohne Wildzaun

Zu Kriegsende wurde Inventur über den aktuellen Zustand der Autobahnerrichtung gemacht. Ab 1948 wurde die Verwaltung durch die Bundesstraßenverwaltung unter Aufsicht der Besatzungsmächte übernommen. Schließlich setzte sich die Idee eines Weiterbaus durch. Der Mangel an Baumaterialien, Baumaschinen und die Klärung rechtlicher Probleme mit den Besatzungsmächten ließen aber vorerst keinen Weiterbau zu.

In der Zeit vom Baustopp im Zweiten Weltkrieg bis zur Wiederaufnahme der Bauarbeiten in den späten 1950er Jahren übernahm die Natur das Gelände. Ein Wildwuchs an Sträuchern entstand. Ein Eldorado für Wildtiere und Kinder. Verschiedene Plätze auf dem Gelände eigneten sich hervorragend für das Fussballspielen, aber auch für andere Vergnügungen.

Am 17. Juli 1954 erfolgte durch Bundeskanzler Julius Raab der Spatenstich für die Westautobahn. 1958 wurde der erste Abschnitt von Mondsee bis zur Landesgrenze Oberösterreich/Salzburg eröffnet.

Während die Trasse entlang des Mondsees beibehalten wurde, wurde der Abschnitt von Loibichl bis St. Georgen im Attergau nicht mehr über die ursprünglich geplante Trasse oberhalb Nußdorfs geführt, sondern durch das Tal Loibichl-Oberwang-Straß-St. Georgen. Diese Linienführung war kürzer und man umging auch die zu erwartenden geologischen Schwierigkeiten der Flyschzone, die das Baulos entlang des Mondseehanges überhaupt zum teuersten pro km werden ließ. Der Rechnungshof kritisierte die Verfünffachung! des ursprünglich angesetzten Wertes. Weiters wurde versucht, Steigungen zu minimieren, so musste der sogenannte "Kematinger Berg" zwischen Seewalchen und St. Georgen weiter abgetragen werden. Mit dem überschüssigen Material wurden viele Gruben in der Umgebung zugeschüttet.

Der Autobahnbau wurde in Baulose eingeteilt und diese Baulose nach einer Ausschreibung an Baufirmen, meistens waren es Arbeitsgemeinschaften, vergeben. Viele dieser damals großen Baufirmen wie Hamberger, Zehethofer, Zwettler, Plana, Auteried und andere, die Aufträge in unserer Region hatten, existieren nicht mehr oder wurden übernommen. Zur Unterbringung der Arbeiter wurden wiederum Barackenlager errichtet, zum Teil wurden die Arbeiter auch in Privatquartieren und Gasthäusern untergebracht.

1963 wurde das Teilstück zwischen Regau und Mondsee abschnittweise auf nur einer Richtungsfahrbahn freigegeben. Die zweite Richtungsfahrbahn mit der endgültigen Betondecke wurde erst im Herbst 1964 freigegeben.

Rastplätze und Raststätten

Neben den Raststätten in Mondsee und Lindach war auch eine Raststätte in Seewalchen am Attersee geplant, die nie zur Ausführung kam. Rastplätze wurden in kürzeren Abständen installiert. Sie wurden oft landschaftlich gut eingebunden. So wurde für den Rastplatz auf der Richtungsfahrbahn Salzburg, kurz nach der Auffahrt St. Georgen, der schöne Baumbestand einer Villa genützt, die selbst dem Autobahnbau weichen musste. Viele Rastplätze sind in der Zwischenzeit verschwunden, andere wurden umfangreicher ausgebaut.

In Seewalchen am Attersee ist eine Autobahnpolizeistation und eine Autobahnmeisterei stationiert, die die früheren Autobahnmeistereien in Vorchdorf und Oberwang ersetzt und die für den Bereich Sattledt bis zur Landesgrenze Oberösterreich/Salzburg zuständig ist.

Generalsanierung

Die Betondecken zeigten in den 1980er Jahren starke Abnützung und wurden brüchig. Die Spurrillenproblematik ist noch vielen Autofahrern in Erinnerung. 1994 entschloss man sich zu einer Generalsanierung, die den Abbau und Neuaufbau der gesamten Fahrbahn bedeutete und bis 2010 durchgeführt wurde.

Massenkarambolagen

Die Gefahrenquellen auf der Autobahn waren und sind vielfältig. Gab es früher viele Unfälle mit querendem Wild, so wurde dem durch die Errichtung von Wildzäunen in den 1970er Jahren Einhalt geboten.

Eine besondere Herausforderung für die Verkehrsteilnehmer ist die Nebelzone im Seengebiet. Mehrmals im Jahr kann es vorkommen, dass der Autofahrer plötzlich mit einer "Nebelwand" konfrontiert ist. Diese Situation führte bisher zu vielen Unfällen. Die größten Unglücke waren am 29. Oktober 1984 eine Massenkarambolage bei Straß im Attergau mit 5 Toten und 25 Schwerverletzten. Das größte Unglück passierte am 30. September 2002 bei einer Massenkarambolage bei Seewalchen am Attersee mit 8 Toten und 57 Verletzten und einer Unmenge von zerstörten Fahrzeugen. Dieses Unglück führte zur Errichtung einer umfassenden Nebelwarnanlage im Bereich der Region Attersee-Attergau.

Lärmschutz

Der stärker werdende Verkehr verursacht auch verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen. Eine große Diskussion gab es in den letzten Jahren über den - vor allem im Zuge der Generalsanierung eingerichteten - Lärmschutz. Während Anwohner davon profitieren, wird der eingeschränkte Blick in die Landschaft, die Materialwahl (Kunststoff) und vor allem auch die mögliche Behinderung der Einsatzkräfte kritisiert. Die Region Attersee-Attergau ist von dieser Maßnahme besonders betroffen.

Aus einer ursprünglich die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten einbeziehenden Autobahn, wurde in der Zwischenzeit eine reine Zweckstraße, bei der kaum mehr Rücksicht auf die umgebende Landschaft gemacht wird.

Bildergalerie Autobahn

Weblinks

Quellen