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Italienergraben
Ortsnamenskunde in der Region Attersee - Attergau


Der im nördlichen Gemeindegebiet von Weyregg am Attersee im Bereich von Seeberg gelegene Rohrleitengraben wird auch als „Italienergraben“ bezeichnet. Um zu den Wurzeln dieses Namens zu gelangen, müssen wir das Rad der Zeit um etwa 120 Jahre zurückdrehen.  
Erfaßt sind hier alle Ortsgemeinden, im Einzugsgebiet der Region Attersee - Attergau. Die Illyrer, die Träger der [[Hallstatt Kultur]] bewohnten seit der älteren Eisenzeit (etwa 750 bis 400 v.Ch.)unser Land. In der jüngeren Eisenzeit (ca. 400 bis Christi Geburt) kamen die Kelten aus Westeuropa. Anschließend erfolgte durch die Besetzung des ehemaligen Königreiches Noricum die Eingliederung in das römische Weltreich. In der Folgezeit brachen vor allem germanische Völker ein. Die Völkerwanderung führte zum Zusammenbruch des römischen Imperiums. Odoaker schickte 488 n.Ch. die Romanen nach Italien. Ein kleiner Rest blieb. Im Attergau gab es noch im 8. Jahrhundert Romanen, meist als dienstpflichtige Ackerleute. An sie erinnern auch manche Walchen-(Welschen)orte wie Ainwalchen, Ehwalchen, Seewalchen, Walchen.


Zurückdrehen bis ins Jahr 1890, in dem im Einzugsgebiet des Rohrleitengrabens lediglich im Bereich der Wasserscheide das Steinwandtner-Haus (bzw. Haus des Forstner) und am Unterlauf des Rohrleitengrabens das Kaisengut des Jacob Reichl bestanden sowie im Seeuferbereich der Rohrleitengraben von der Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße gequert wurde. Zu dieser Zeit wird berichtet, dass am Rohrleitengraben seit „Menschengedenken“ immer Bewegungen festzustellen waren und dass „gegenwärtig 2 Häuser  und die Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße, welche wiederholt bereits durch Vermuhrung aus dem Rohrleitengraben in Abbruch versetzt wurde“  akut gefährdet sind. Im Jahr 1893 trat die „k.k. Statthalterei“ an die erst vor kurzem mit dem Wildbachverbauungsgesetz im Jahr 1884 gegründete „k.k. forsttechnische Abtheilung für Wildbachverbauung“ mit dem Ersuchen um Verfassung eines Verbauungsprojektes heran. Im Jahr 1895 wurde mit dem Landesgesetzblatt Nr. 27 die Verbauung des Rohrleitengrabens beschlossen und in der Folge diese unter Federführung durch die Wildbach- und Lawinenverbauung ausgeführt. Bis zum Frühjahr 1897 wurde am Rohrleitengraben ein umfangreiches Entwässerungssystem - bestehend aus etwa 970 lfm offenen Erdgräben, etwa 3.500 lfm Sickerschlitzen unterschiedlicher Bauart und einer etwa 600 m langen und mit Stützrippen versehenen Steinschale - errichtet.
Dieser geschichtliche Hiweis läßt uns verständlich erscheinen, daß wir in unseren Ortsnamen illyrische, keltische und alteinische (romaische) Wörter wiederfinden. So leitet man beispielsweise den Flußnamen [[Ager]], 810 Agria, aus einem keltischen oder illirischen '''agria, die Rasche''' ab(indogermaisch ac = schnell sein). Davon auch der Ortsname Ader an der Ager, Ortsgemeinde Timelkam, der ebenfalls 810 Agria hieß, also mit [[Attersee]] nichts zu tun hat. Siehe Schiffmann "Das Land ob der Enns" 1922, Seite 164.  


== Entwässerungssystem ==
Um etwa 800 n.Ch. kamen die [[Bayern]]. Sie setzten sich beim ertenmal in dünner Schicht, in den bereits bestehenden kelto-romanischen Wohnplätzen fest. Die bayrische Landnahme war in unserem Bezirk früh abgeschlossen. Der ältesten Siedlungsschicht gehören die sogenannten '''echten ing-Namen''' an, die einen Beweis deutschsprachiger Siedlungen vor dem 11. Jahrhundert darstellten. Als '''echte ing-Namen''' sind jene anzusehen, deren erste urkundliche Erwähnung vor dem 14. Jahrhundert erfolgte und nach diesem Beleg damals schon auf '''-ing''' oder ähnlich auslauteten. In die alte Zeit fallen auch Orstnamen auf -ham (heim), -hofen, -hausen, -kirchen, -stätten, -wang, und einige auf -dorf (Piesdorf, Schöndorf).
Durch das Entwässerungssystem konnte eine weitgehende Beruhigung der Rohrleitenrutschung erreicht werden, sodass noch Ende Mai 1897 berichtet werden konnte: „Trotz der außerordentlich niederschlagsreichen Witterung des Monats Mai, welche am 20. Mai das Entstehen eines neuen Murbruches am Gahberge, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rohrleitengrabens, zur Folge hatte, stellten sich im Rutschgebiete des letzteren keinerlei Anzeichen einer Bodenbewegung ein“.
Jedoch beschädigte ein Seitenarm der „Neuen Mure“ vom Süden her im Bereich des Kaisengutes die soeben erst fertiggestellte Entwässerungsanlage. Dies führte in der Folge auch im Rohrleitengraben zu neuerlichen Bodenbewegungen, die sich unweit des Kaisengutes beginnend nach aufwärts ausbreiteten. Die ganze Lage war so gefahrdrohend, dass eheste Sanierungsmaßnahmen am Rohrleitengraben und die Beruhigung des „Neuen Murbruches“ äußerst dringlich erschienen. Noch im Herbst 1897 wurde ein weiteres Projekt zur Vervollständigung der Entwässerungsmaßnahmen erstellt, in dem die Errichtung eines Entwässerungsstollens unter dem Murstrom der Rohrleitenrutschung das Kernstück der Verbauungsmaßnahmen bildete.


Mit dem Bau des Stollens wurde bereits im Februar 1898 etwa 140 m oberhalb des Kaisengutes begonnen. Der Stollen weist im Endausbau eine Länge von 84 m auf, wurde bergmännisch gezimmert und im Rückzug mit Steinen ausgekleidet. Zur Belüftung des Stollens wurden zwei Vertikalschächte angelegt.


== Italienergraben ==
== Ortsnamenlexikon ==
Da diese Verbauungsanlagen, insbesondere die auffällige 600 m lange Steinschale im Rohrleitengraben von in Oberitalien rekrutierten Facharbeitern ausgeführt wurden, hat sich lokal der Name „Italienergraben“ gebildet und bis heute erhalten.  
Die Benennung eines Ortes dient wie alle Bezeichnungen letztlich der Orientierung des Menschen in seiner Umwelt. Ältere Namen von Siedlungen aus der Antike und aus dem Mittelalter veränderten sich im Laufe der Zeit oftmals so sehr, dass man aus den heutigen Bezeichnungen der Ortschaften zumeist nicht mehr sofort seine ursprüngliche Bedeutung erkennen oder auf seine Herkunft schließen kann.  


== Quellen  und Weblinks ==
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* Dipl. Ing. Martin Strauß, Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Attergau und Innviertel, © des Artikels wurde nur für AtterWiki zur Verfügung gestellt.
| '''Bezeichnung'''
* [www.die-wildbach.at Wildbach- und Lawinenverbauung in Österreich]
| '''Ortsgemeinde'''
* Gemeindezeitungen: Weyregg am Attersee
| '''Beschreibung'''
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| [[Oberachmann|ACHMANN]]
| Lenzing
| 1350, Achmann. 1371 Achmann. ca. 1500 ober, Nider Achmann. 1630 Ober Under Aman; zu mittelhochdeutsch/althochdeutsch, fließendes Wasser - bei den Männern an der Ache.
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| AICHHORNBERG
| Seewalchen am Attersee
| Im Ortsverzeichnis nicht verzeichnet, keine urkundliche Formen vorhanden, nicht mehr gebräuchlich, lt. M. Jedinger, Berg mit Ahornbestand.
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| AINWALCHEN
| Seewalchen am Attersee
| 800, 807, Einwahlhesdorf. 14. Jahrhundert Ainwalihen. 1416 Ainwalchen. 1492 Ainwalhen.
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| ALEXENAU
| Weyregg am Attersee
| 1500 Allexnau. 1530, 1561, 1574 Allexenau. - Die Au eines Alex(ius), eines Alexander. Der historischen Lokalforschung bleibt es vorbeahlten, herauszufinden, ob dieser Alex der Herrenschichte angehörte oder ob er ein schlichter Bauersmann oder der Besitzer eines Hofes namens Alex war.
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|}


== Abkürzungen ==
* ahd. - althochdeutsch
* etym, Etym. - etymologisch (Etymologie = Lehre von der Herkunft der Wörter) 


[[Kategorie:Weyregg am Attersee]]
== Literatur ==
[[Kategorie:Geschichte]]
* Dr. Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamenslexikon des Landes Oberösterreich, 2 Bände, 1935, mit einem Ergänzungsband 1940
* Friedrich Trupp, Ortsnamenskunde im 26. Jahresbericht der Hauptschule Lenzing - Schuljahr 1974/75
* E. Förstemann, Althochdeutsches Namenbuch, 3. Auflage, Bonn; 1913
 
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 27. März 2011, 22:56 Uhr

Ortsnamenskunde in der Region Attersee - Attergau

Erfaßt sind hier alle Ortsgemeinden, im Einzugsgebiet der Region Attersee - Attergau. Die Illyrer, die Träger der Hallstatt Kultur bewohnten seit der älteren Eisenzeit (etwa 750 bis 400 v.Ch.)unser Land. In der jüngeren Eisenzeit (ca. 400 bis Christi Geburt) kamen die Kelten aus Westeuropa. Anschließend erfolgte durch die Besetzung des ehemaligen Königreiches Noricum die Eingliederung in das römische Weltreich. In der Folgezeit brachen vor allem germanische Völker ein. Die Völkerwanderung führte zum Zusammenbruch des römischen Imperiums. Odoaker schickte 488 n.Ch. die Romanen nach Italien. Ein kleiner Rest blieb. Im Attergau gab es noch im 8. Jahrhundert Romanen, meist als dienstpflichtige Ackerleute. An sie erinnern auch manche Walchen-(Welschen)orte wie Ainwalchen, Ehwalchen, Seewalchen, Walchen.

Dieser geschichtliche Hiweis läßt uns verständlich erscheinen, daß wir in unseren Ortsnamen illyrische, keltische und alteinische (romaische) Wörter wiederfinden. So leitet man beispielsweise den Flußnamen Ager, 810 Agria, aus einem keltischen oder illirischen agria, die Rasche ab(indogermaisch ac = schnell sein). Davon auch der Ortsname Ader an der Ager, Ortsgemeinde Timelkam, der ebenfalls 810 Agria hieß, also mit Attersee nichts zu tun hat. Siehe Schiffmann "Das Land ob der Enns" 1922, Seite 164.

Um etwa 800 n.Ch. kamen die Bayern. Sie setzten sich beim ertenmal in dünner Schicht, in den bereits bestehenden kelto-romanischen Wohnplätzen fest. Die bayrische Landnahme war in unserem Bezirk früh abgeschlossen. Der ältesten Siedlungsschicht gehören die sogenannten echten ing-Namen an, die einen Beweis deutschsprachiger Siedlungen vor dem 11. Jahrhundert darstellten. Als echte ing-Namen sind jene anzusehen, deren erste urkundliche Erwähnung vor dem 14. Jahrhundert erfolgte und nach diesem Beleg damals schon auf -ing oder ähnlich auslauteten. In die alte Zeit fallen auch Orstnamen auf -ham (heim), -hofen, -hausen, -kirchen, -stätten, -wang, und einige auf -dorf (Piesdorf, Schöndorf).


Ortsnamenlexikon

Die Benennung eines Ortes dient wie alle Bezeichnungen letztlich der Orientierung des Menschen in seiner Umwelt. Ältere Namen von Siedlungen aus der Antike und aus dem Mittelalter veränderten sich im Laufe der Zeit oftmals so sehr, dass man aus den heutigen Bezeichnungen der Ortschaften zumeist nicht mehr sofort seine ursprüngliche Bedeutung erkennen oder auf seine Herkunft schließen kann.

Bezeichnung Ortsgemeinde Beschreibung
ACHMANN Lenzing 1350, Achmann. 1371 Achmann. ca. 1500 ober, Nider Achmann. 1630 Ober Under Aman; zu mittelhochdeutsch/althochdeutsch, fließendes Wasser - bei den Männern an der Ache.
AICHHORNBERG Seewalchen am Attersee Im Ortsverzeichnis nicht verzeichnet, keine urkundliche Formen vorhanden, nicht mehr gebräuchlich, lt. M. Jedinger, Berg mit Ahornbestand.
AINWALCHEN Seewalchen am Attersee 800, 807, Einwahlhesdorf. 14. Jahrhundert Ainwalihen. 1416 Ainwalchen. 1492 Ainwalhen.
ALEXENAU Weyregg am Attersee 1500 Allexnau. 1530, 1561, 1574 Allexenau. - Die Au eines Alex(ius), eines Alexander. Der historischen Lokalforschung bleibt es vorbeahlten, herauszufinden, ob dieser Alex der Herrenschichte angehörte oder ob er ein schlichter Bauersmann oder der Besitzer eines Hofes namens Alex war.

Abkürzungen

  • ahd. - althochdeutsch
  • etym, Etym. - etymologisch (Etymologie = Lehre von der Herkunft der Wörter)

Literatur

  • Dr. Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamenslexikon des Landes Oberösterreich, 2 Bände, 1935, mit einem Ergänzungsband 1940
  • Friedrich Trupp, Ortsnamenskunde im 26. Jahresbericht der Hauptschule Lenzing - Schuljahr 1974/75
  • E. Förstemann, Althochdeutsches Namenbuch, 3. Auflage, Bonn; 1913

Quellen