Ager

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Die Ager oberhalb der Raudaschlmühle
Atterseeufer und Ager-Brücke bei Kammer

Der Fluss Ager ist der einzige Abfluss des Attersees bei Schörfling am Attersee und Seewalchen am Attersee und mündet nach rund 36 km bei Stadl-Paura in die Traun. Von 1810 bis 1816 war sie auch Staatsgrenze zwischen Bayern und Österreich.

Allgemeines

Die Ager hat eine Länge von rund 36 km. Von der Ager bis zur Vöcklamündung (13,6 km) eine durchschnittliche Breite von 35 m und ein Gefälle von 2,6%.

Entstanden ist die Ager nach dem Ende der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit) vor rund 10.000 Jahren. Sie war der Hauptabfluss der Gletscher im Attergau.

Die Ager verdankt ihre Entstehung einem Seitenzweig des Traungletschers, der die tektonischen Mulden geschürft hat, in denen heute der Zeller-See, der Mondsee, die Seeache und der Attersee liegen. Die Ager entwässert den Fuschlsee, den Zeller-See, den Mondsee und den Attersee.

Die Ager ist somit neben der Vöckla Hauptentwässerungsader des Bezirkes Vöcklabruck. Während sich der Fluß früher seinen Lauf in einem breiten Tal suchen konnte, ist die Ager heute durch Regulierungen (Uferbefestigung, gesteuertes Klappwehr bei Seewalchen) auf ein vorgegebenes Bett eingeschränkt. Kurzfristige Hochwasserspitzen sind nur mehr durch den Zufluß der Vöckla möglich, da diese keine Seen durchfließt, welche als Rückhaltespeicher dienen.

Anmerkung: Die Dürre Ager ist ein Fluss im Attergau, der mit der aus dem See kommenden Ager nichts zu tun hat. Die Dürre Ager mündet bei Timelkam in die Vöckla und diese bei Vöcklabruck in die Ager.

Name und Herführung

  • 810: „Agira“, „Agre“, „Agra“, später „Aeger“ oder „Eger“,
  • seit 1400 allgemein „Ager“ , aus dem keltischen oder illyrischen Agria = die Rasche (indogermanisch: ac = schnell, treiben) abgeleitet.
  • gelegentlich auch als „Atter“ (1455), „Ätter“ (1580) oder „Ader“ (1663) bezeichnet
  • Bemerkenswert ist, dass der Name Ager vom keltischen oder illyrischen agria abgeleitet wird, die Flußnamen im Vöcklatal aber allesamt deutschen Ursprungs sind. (Maria Jedinger, 1954))

Beschreibung 1834

Im Franzisceischen Kataster (Beschreibung von Seewalchen) heißt es: „Der Agerfluß wird durch das Ablauf des Attersees gebildet und läuft zwischen hier - Kammer und Oberachmann nördlich bis zur Gemeinde Pichlwang.

Er treibt an den Ufer dieser Gemeinde drey Mahlmühlen mit 12 Gängen, 3 Brettersagen und eine Papiermühle.

Dieser Fluß ist den umliegenden Gründen nicht schädlich, weil er sich nie über sein Ufern erhebt, auch ist durch die vielen Wasserwerke mit Bauten und Wöhren in der Art versehen, daß er ziemlich geregelt freien Lauf einhält.“

Zuflüsse

  • Die Ager entwässert den Attersee und damit auch den Mondsee, den Irrsee und den Fuschlsee. Das gesamte Einzugsgebiet am Atterseeausfluss beträgt 463,5 km²; bis zur Mündung in Stadl-Paura entwässert die Ager insgesamt 1261,4 km².

Weitere Zuflüsse:

  • (Schörflinger) Steinbach in Oberachmann
  • Kraimser Bach in Lenzing
  • Vöckla bei Vöcklabruck (sie hat eine Länge von 51 km)
  • Aurach bei Wankham (Attnang)
    Die Aurach entspringt im Höllengebirge (Aurach-Ursprung, unterhalb des Hochleckens) und fließt über die Gemeindegebiete von Altmünster, Pinsdorf und Aurachkirchen bis nach Wankham, wo sie nach ca. 26 km in die Ager mündet;
  • Ottnanger Redlbach kurz vor Schwanenstadt.
  • Staiger Bach nach Schwanenstadt.

Wasserwirtschaft

Abflussmenge der Ager

Der Seeabfluss beträgt im Mittel 17,8 m³ /s,
bei Hochwasser steigt der Wert auf rund 100 m³, /s
(beim Hochwasser 1899 waren es 160 m³ /s),
die mittlere Niederwasserführung (1966-1975): 5,2 m³/s.

Klauswehr

Ager - Seeklause

Nach langem Vorbereitungen und Einwendungen wurde im Jänner 1972 mit dem Bau eines Klauswehrs begonnen.

Die wasserwirtschaftlichen Ziele waren:

  • Stabilisierung und Sicherstellung des Seewasserspiegels,
  • Sicherstellung einer Abflussmenge von 7m³/s,
  • Dämpfung von Hochwasserspitzen.
  • Sicherstellung des Attersees und des Fuschlsees als Trinkwasserspeicher.

Vor der Steuerung durch das neue Klauswehr wurde der Abfluss durch eine natürliche Schwelle unterhalb der Agerbrücke bestimmt. Das bestehende Raudaschlwehr (Raudaschlmühle) konnte aber nur mangelhaft auf Nieder- und Hochwasser reagieren und war überdies stark veraltet.

  • Im Mai 1973 wurde das neue Klauswehr an der Ager in Betrieb genommen.
  • Seit 1976 ist der Seespiegel um 6 cm höher.
  • Eine Klauswehrordnung seit Mitte der 1970er Jahre regelt den Betrieb.

Wirtschaftliche Bedeutung

Siebenmühlen Urmappe

Mühlen, Sägen und Flößer

Die wirtschaftliche Bedeutung der Ager lag in früherer Zeit bei den Mühlen. Allein im oberen Agertal standen sieben Mühlen. Sie alle hatten ein Mahlwerk, eine Säge und eine Landwirtschaft.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Flößerei. Der Großteil der Flöße auf der unteren Traun kam, wegen des größeren Einzugsgebietes, aus dem Attergau.
Die Müller und Flößer standen in heftiger Konkurrenz. Für den Holztransport brauchte es „Floßgassen“, was aber für die Mühlen und Sägen einen unerwünschten Wasserverlust verursachte. Verordnungen und Abkommen, welche die Breite der Floßgassen sowie die Frequenz der Durchfahrten regelten, bildeten die Grundlage eines geordneten Zusammenlebens.

Holzindustrie

In der Raudaschlmühle (eine der Siebenmühlen) wurde seit über 200 Jahren eine Sägewerk betrieben. Ab 1907 gehörte sie zur Papierfabrik Lenzing, ab 1969 zur Lenzing AG, im Oktober 1989 wurde die Holzindustrie Lenzing gegründet.

  • In der Holzindustrie Lenzing wurden vorwiegend heimische Hölzer (großteils Fichte und Tanne) zu Schnittholz, Profilhölzern und innovativen Leimholzprodukten für Innenausbau, dem konstruktiven Holzbau und die Möbelerzeugung geschnitten und verarbeitet.
  • Einige Daten (2006)
    Mitarbeiter: 95; Jahresmenge:rund 250 000 Festmeter Holz; Jahresumsatz: 26,66 Mio €;
    Importquote: 15 %, Exportquote: 60 % (Exportländer: Italien, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Ungarn, Slowenien, Frankreich, Spanien).
  • Im Jahr 2012 wurde der Betrieb geschlossen. Der Schließungsplan sah die Stilllegung des Sägewerkes zum 30.9.2012 und der Weiterverarbeitungsbetriebe zum 31.10.2012 vor.

Der Geschäfstführer Hans-Günther Sturm meinte in einer Presseaussendung: "Die in den letzten Jahren sich dramatisch verschlechterten Rahmenbedingungen für die Sägeindustrie haben Gesellschafter und Geschäftsführung zu diesem Schritt bewogen. Durch die erheblichen Überkapazitäten in Mitteleuropa ist eine stabile Rohstoffversorgung der Sägewerke zu international wettbewerbsfähigen Preisen seit geraumer Zeit nicht mehr darstellbar. Es ist tragisch, dass dadurch in der Sägewerksbranche auch einem gut funktionierenden Betrieb, wie der Holzindustrie Lenzing, mit einer überdurchschnittlich guten Belegschaft, guten Produkten, einem guten Namen sowie starken Kunden und Lieferanten die Geschäftsgrundlage entzogen wird und damit 100 Arbeitsplätze verloren gehen."
Das Unternehmen hatte im Vorjahr noch einen Umsatz von 32 Mio € erzielt.

Am 9. Mai 2014 führten Schweiß- und Abrissarbeiten an den Gleisen der alten Transportbrücke des ehemaligen Sägewerkes gegen 19 Uhr zu einem Großbrand. 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Ein Teil der Halle stürzte ein, der Großteil konnte aber gehalten werden. Die Brücke über die Ager konnte nicht gerettet werden, sie fiel brennend ins Wasser. Verletzt wurde niemand. Gegen 20.30 Uhr hatte die Feuerwehr die Flammen weitgehend unter Kontrolle gebracht.

Papier und Zellwolle

Die Papiermühle in der Au (Pettighofen) stellte ab dem 17. Jh. Papier her.
Gegen Ende des 19. Jh. entstanden in Lenzing und Pettighofen Papierfabriken. 1939 wurde die Zellwolle-Fabrik in Lenzing errichtet, aus der sich die heutige Lenzing AG entwickelt hat. Die Errichtung der Zellwolle-Fabrik erfolgte an diesem Platz nicht zuletzt wegen ihres Standortes an der Ager.

Kraftwerke an der oberen Ager

Die Kraftwerkskette der Lenzing AG

Bei den Sägen gab es häufig kleine Kraftwerke: Papierfabrik Pettighofen: 1916, Raudaschlmühle 1937, Sägewerk Koch in Pichlwang 1948. Es waren Kraftwerke, die für die Sägewerksmotoren ausgerichtet waren und rund 100 PS leisteten.
Die Lenzing AG entschloss sich die Kraftwerke Raudaschl, Pettighofen, Koch und Lenzing ab 2005 zu erneuern.
Den Ausbau und Betrieb der Kraftwerkskette übernahm die Brandstetter Kraftwerke AG.
Die Leistungen dieser neu errichteten Kraftwerke liegen nun zwischen 280 KW und 840 KW.
Am 19. Jänner 2006 fand die offizielle Übergabe- und Segnungsfeier der vier neuen bzw generalsanierten Kraftwerke an der Ager statt.
Bei diesem Bau wurden auch ökologische Gesichtpunkte beachtet und unter anderem aufwändige Fischaufstiege gebaut, die die Bestimmungen der EU-Wasserrahmen-Richtlinie 2015 erfüllen.

Die Kraftwerke der Kraftwerk Glatzing-Rüstorf eGen

  • WKW Timelkam (Jahresarbeit: 3,1 Mio. kWh, Nennleistung: 585 kW, Erstinbetriebnahme: 2017)
  • KW Wankham 1 (Jahresarbeit: 0,2 Mio. kWh, Nennleistung: 30 kW , Erstinbetriebnahme: 1923)
  • KW Wankham 2 (Jahresarbeit: 0,4 Mio. kWh, Nennleistung: 50 kW, Erstinbetriebnahme: 1928)
  • KW Deutenham (Jahresarbeit: 16 Mio. kWh, Nennleistung: 2,5 MW, Erstinbetriebnahme: 1987)
  • KW Mühlwang (Jahresarbeit: 2 Mio. kWh, Nennleistung: 300 kW, Erstinbetriebnahme: 1956)
  • KW Kaufing (Jahresarbeit: 5 Mio. kWh, Nennleistung: 650 kW, Erstinbetriebnahme: 1954)
  • KW Hart (Jahresarbeit: 15 Mio. kWh, Nennleistung: 2,9 MW, Erstinbetriebnahme: 1924)

Siehe: Kraftwerke der Kraftwerk Glatzing-Rüstorf eGen

Weitere Kleinkraftwerke

  • Im September 1991 wurde bei der Birmühle in Pettighofen ein privates Kraftwerk mit 70 KW in Betrieb genommen.
  • Bei der Stinglmühle ist seit 2018 ein privates Kraftwerk mit 25 KW in Betrieb.
  • Bei Vöcklabruck steht das Laufkraftwerk Dürnau. Es wurde 1897 gebaut und zuletzt 1997 saniert. Zwei Francisturbinen mit einer Fallhöhe von 4,6 m erzeugen in zwei Asynchrongeneratoren Wirkleistung: 200 bzw. 137 KW. Dieses Kraftwerk gehört der Energie AG.

Wassergüte

Besonders durch Industrieabwässer war die Ager, besonders in der Nachkriegszeit, stark verschmutzt. Verschiedene Einrichtungen und Kläranlagen führten zu entscheidenden Verbesserungen. Laut Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums liegt die Ager 2005 unterhalb des Attersees bei Güteklasse I-II, im gesamten weiteren Verlauf wird Güteklasse II eingehalten.

Grenze zwischen Bayern und Österreich

Von 1810 bis 1816 wurde ein Teil des Attergaus in das Königreich Bayern einverleibt. Dank der Kriegserfolge Napoleons wurde der westliche Teil des Attergaus von den Franzosen an die mit Napoleon verbündeten Bayern übergeben. Die Grenze zwischen Bayern und Österreich verlief mitten durch den Attersee und der Ager entlang. Mit dem Münchner Vertrag vom 14. April 1816 wurde das 6-jährige Zwischenspiel wieder beendet.

Bildergalerie Ager

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Lage

Quellen und Links

  • Seen, Flüsse und Bäche in OÖ, Zeitschrift des Fischereiverbandes Heft 2/1959;
  • Rosenauer: Gewässer in OÖ, 1946;
  • Hydrographische Daten auf der Werbseite des Landes Oberösterreich
  • Oberösterreichischer Landesfischereiverband: Flusssystem Vöckla-Ager
  • Franz Pisar u.a.: Der Bezirk Vöcklabruck, 1981
  • Zekmagazin (Zeitschriften: Zukunftenenergie Kommunaltechnik, Mag. R. Gruber, G. Seefried, Bad Ischl) im Internet
  • Webseite der Energie AG
  • Webseite: Firmenabc.at
  • Adolf Bocksleitner, Heimatbuch Seewalchen am Attersee, 1929;
  • Anton Kastenhuber: diverse Veröffentlichungen in Lenzinger Zeitschriften: Lenzella, Jahresberichte der Hauptschule Lenzing, 1958 - 1963;
  • Maria Jedinger: Ortsnamen des Bezirkes Vöcklabruck, 1954 (K. Schiffmann: Ortsnamen 1935);
  • Reutner u.a.: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Vöcklabruck, Verlag der öst. Akademie d. Wissenschaften, 1997;
  • Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich.
  • Häuserverzeichnis der Marktgemeinde Seewalchen, 1991

(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)

Siehe auch