Promenade in Seewalchen

Aus Atterwiki
Die Promenade um 1900 vom See gesehen.

Im September 1933 verfasste der Schörflinger Baumeister Franz Lösch „Eine kleine Beschreibung der Seepromenade von Seewalchen“ für das Gedenkbuch des Johanneshäuschens in Seewalchen, die hier (ergänzt um Erläuterungen) wiedergegeben wird und um die letzten 50 Jahre ergänzt wurde.

Im 19. Jahrhundert

Zu Anfang der 1870er Jahre fand man über die Agerbrücke kommend das Haus „Tischler beim See”, jetzt Seewirtshaus. (Anm.: heute Raiffeisenbank, Atterseestraße/Raiffeisenplatz)

Beim Eingang zur Promenade um 1950.
Das Bäckerhaus mit der langen „Hoangartenbank" 1870.

Dann zweigte von der Bezirksstraße, die in das Dorf Seewalchen führt, ein unansehnlicher Weg nach dem See zum „Burgstallerhaus” ab, ein Haus, unten gemauert, oben gezimmert, mit flachem Dach und steinernen Schindelnägeln. Ein Bruder dieses Burgstallers war Amtmann vom Amthof Seewalchen.

Weiter am See entlang stand eine aufgelassene Dampfsäge des Nikolaus Wang, umgeben von teils hölzernen, teils gemauerten Arbeiterhäusern. Nach einigen Wiesenparzellen kam man zum „Bäcker am See” (Anm.: heute: Promenade Nr. 4), ein größeres Haus mit dazugehörigen Grundstücken und auch einer Schiffshütte. Vor demselben befand sich eine lange „Hoangartenbank” und ein auslaufender Brunnen lud zum Trinken ein. Auf dem Hause war das Bäckergewerbe und eine Segnfischerei. Man bekam bei dem Besitzer Paul Pfeffer (Bäcker-Bäu) um einen Kreuzer einen kleinen Salzwecken, den sogenannten „Krebsscheren” und zu gewissen Zeiten auch Fische. Gleich nebenan war das Ramsauerhaus, „Schuster beim See” (heute Promenade Nr. 5) genannt. Dann kamen noch zwei Häuser, nämlich „Scheckenberger” (Seebinderhaus) und nebenan das „Botenhäusl”, letzteres nicht besonders gut erhalten. Am See fand man noch eine alte Hütte, wahrscheinlich zum Waschen für die Dorfbewohner bestimmt und genannt „krumme Hütte”.

Der Weg als solcher war ganz niedrig zum Seespiegel. Beim geringsten Hochwasser musste man vielfach von einem Felberstock (Weidenstrunk) zum anderen springen. Vom Dorf herunter führten zwei Hohlgassen und zwar beim Bäck´ beim See und beim Pfarrhof. Die zwei Hohlgassen waren durch einen öffentlichen Fahrweg miteinander verbunden, während das Seewegerl durchwegs zu den anrainenden Grundparzellen gehörte.
Ungefähr dort, wo heute der Eingang zur großen Paulick-Villa ist, verließ man das Seeufer und kam dort, wo heute die Schneckenvilla steht zur Bezirksstraße (Anm.: Die Schneckenvilla besteht heute nicht mehr, dort steht nun das Haus Atterseestraße 59). Dieses Wegerl wurde offenbar von den Leuten aus Litzlberg, Attersee und St. Georgen, die nach Schörfling oder Vöcklabruck wollten, benützt.

Die erste Veränderung kam mit dem Bau der „Christ-Villa”. Eine Ramsauertochter heiratete den Kaufmann Christ aus Linz, der dann das Ramsauerhaus in eine, zur damaligen Zeit sehr schön geltende, Villa umbaute. Diese Christ-Villa war damals neben der Villa des Baron Ransonnets in Nußdorf und Loidl Michls Villa in der Burgau die erste Villa am Attersee.

Die Villenbauten

In den besseren Zeiten der 1870er Jahre kamen Wiener Herren, die, die herrliche Lage des Seewalchner Seeufer würdigend, sich ankauften und Villen bauten. Wahre Schmuckkästchen an Ausführung. Es sind dies Friedrich Paulick am Seegelände, Friedrich Schmidt mehr der Bezirksstraße zugekehrt und etwas gegen den Sandberg die „Bäumler-Villa“.
Durch den Bau dieser Villen musste der Seeweg längs des Paulick'schen Garten zur Straße hinauf verlegt werden. Diese Verlegung verlief allerdings nicht ganz reibungslos. Es kostete manche Konzessionen zur endgiltigen Regelung dieser Angelegenheit. Der Seeweg wurde dann meistens durch die Nunifizenz des Herrn Paulick verbessert.

Bei der Abzweigung von der Straße hat dann der Müller Stallinger das Burgstallerhaus gekauft und an dessen Stelle eine schöne Villa (heute Atterseestraße 27) errichtet, später sein Auszugshaus. Er machte auch eine Seeanschüttung, wodurch der Weg verbessert wurde, aber beim Wangbesitz bis zum Bäckerhaus blieb noch immer der alte Zustand. Bei den Wang-Objekten war übrigens dichtes Weidegesträuch. Diesen Zustand schildert auch Schweiger-Lerchenfeld in einem Buche „Sommerfrische am Attersee”, wo er sagt: „Das undurchdringliche Gebüsch in Seewalchen beim Wang”. 1895 wurde dann dieser Weg als öffentlich erklärt.

Inzwischen hat Herr Friedrich Paulick das Scheckenbergerhaus und das Botenhäusl angekauft und an Stelle des letzteren 1887 das heutige „Eschenhaus” erbaut.
1892 kaufte Herr Ludwig Christ das Bäckerhaus. Es wurden nun folgende Villen errichtet: Die Villa Lettmayr aus dem Pfefferhaus, Villa Laingruber (Anm.: Atterseestraße 45), die große Ramsauer-Villa - heute Müller, (Anm.: heute Betreubares Wohnen, Atterseestraße 43). Da gab es auch eine Wegverbesserung, aber ein öffentlicher Weg wurde es noch lange nicht. 1902 entstand die kleine Ramsauer-Villa (Bräutigam, Atterseestraße 41).
Nach dem Tode des Nikolaus Wang kamen auch dessen Objekte daran. Es entstand eine größere Villa (heute SPAR, Atterseestraße 37), die Arbeiterhäuschen wurden umgestaltet, Seeanschüttungen gemacht und gelegentlich dieser Kommissionen kam auch der Strandweg auf seine Rechnung. Dadurch sind die Ausmaße der heutigen Strandpromenade fixiert worden und in die Mappe gekommen. Nicht unerwähnt kann bleiben, dass sich fast alle Villenbesitzer mit Schiffs- und Badehütten behaftet haben, was allerdings die Seepromenade nicht verschönerte und auch der Aussicht nachteilig war.

Das Schreinerhaus (Johanneshäuschen) auf einer alten Ansichtskarte.

Von all dem Schönen aus der guten alten Zeit sieht man heute nur mehr das einzige Kleinod, das Scheckenberger-oder auch Seebinderhäusl, genannt „Johannes-Häuschen”, wegen der alten Johannesstatue, die am Giebel des Hauses sichtbar ist.
Unsere Vorfahren hatten den schönen Brauch, einen Schutzheiligen für ihr Haus zu wählen und durch ein sichtbares Zeichen darzustellen. Daher werden auch die alten Scheckenbergerleute die Johannesstatue als ihren Schutzheiligen aufgestellt haben, der bis heute noch gar freundlich die Vorüberziehenden unbemerkt grüßt und segnet.
(Anmerkung: Das Johanneshäuschen, auch „Schreiner-Haus“ genannt, war über 350 Jahre alt und bereits in der Ansicht von Merian im 17. Jh. sichtbar. Die Johannes-Statue wurde im September 1964 gestohlen. Anfang Mai 2002 wurde das Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.)

Der Schreiber dieser Zeilen hat diese Zeiten alle miterlebt und gesehen und auch als Baumeister mitgewirkt. Schon mein Vater hat für Herrn Friedrich Paulick das Eschenhaus erbaut, mir war er ein großer Gönner, möchte sagen, väterlicher Freund.
Durch 40 Jahre führte ich Neubauten, Umbauten und jedes Jahr jede Menge Reparaturen, besonders an den Schiffshütten, die eine kurze Lebensdauer haben, aus. Es bliebe nur zu wünschen übrig, dass auch mein Sohn mit den Bauaufträgen der alten Kundschaften weiter beehrt werde.
gez. Franz Lösch

Die Promenade in den letzten 50 Jahren

In den 1960er Jahren stand noch das alte Seewirtshaus, früher „Tischler am See“. Es war längere Zeit geschlossen, bis es 1974 einem Neubau, der „Pension Astecker“ weichen musste. Diese Pension war zuletzt Asylantenunterkunft, wurde 2006 abgerissen und die neue Raiffeisen-Bank errichtet.
Am Eingang zur Promenade war ein kleiner Garten mit einem Kiosk, wo im Sommer gelegentlich Eis verkauft wurde. Seit einigen Jahren steht dort das Blumengeschäft Mayer sowie das Café Eiszeit. Das Café Liehmann gibt es schon seit den 1920er Jahren. Früher war es ganzjährig geöffnet.

Das dominierende Objekt ist wohl das Strandbad Seewalchen. An Stelle des alten „Hasse-Bades“ (nach dem Besitzer Gustav Hasse) und der noch früheren Bootsvermietung Wang entstand 1957 ein modernes Bad, welches sich seinerzeit großen Ansehens und Beliebtheit erfreute. Im Lauf der Zeit in die Jahre gekommen, wurde1996 das Strandbad generalsaniert und bekam ein beheiztes Becken mit Wasserrutsche. Dabei konnte die Promenade, die beim alten Bad eher unschön um einen Kabinentrakt geführt wurde, wieder begradigt werden.
Der letzte Villenbesitzer der „Großen Ramsauervilla“ war der Wiener Stadtbaumeister Müller. 1959 erwarb die Gemeinde die „Müllervilla“ und diese fand für verschiedene Zwecke wie Kindergarten, Notklassen der Schule und Räumlichkeiten für politische Parteien Verwendung. Die Villa wich 2003 einem Neubau für die Anlage des Betreubaren Wohnens.

Die ehemaligen Villen wurden umgebaut (Villa Christ, Rosenvilla), neu gebaut (Schreinerhaus) oder es entstanden auf den Grundstücken weitere Gebäude (Christ, Bräutigam, Urban), meist um den Erben ein Haus am See zu ermöglichen.
Am Westende der Promenade (Lösch schreibt vom Eingang zur großen Paulick-Villa) ist heute ein kleiner Badesteg, der vor allem von den Einheimischen genützt wird. Früher war dort ein „Dampfersteg“, dann ein öffentlicher Wasch-und Schwemmsteg. Die Hausfrauen brachten die (gewaschene) Wäsche zum See um sie dort zu schwemmen. Im Winter eine wohl sehr ungemütliche Arbeit! Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand dort ein kleines Bad, das sogenannte Kinderbad - ein Name der noch heute verwendet wird.

Quellen und Weblinks