Predigtstuhl: Unterschied zwischen den Versionen

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Viele gaben sich nach außen als Katholiken und ließen sich und ihre Kinder auch taufen, im Herzen blieben sie aber Anhänger der neuen Lehre. Da sie nicht offiziell auftreten konnten, trafen sie sich an geheimen Orten. <br />
Viele gaben sich nach außen als Katholiken und ließen sich und ihre Kinder auch taufen, im Herzen blieben sie aber Anhänger der neuen Lehre. Da sie nicht offiziell auftreten konnten, trafen sie sich an geheimen Orten. <br />
Hinter dem Schörflinger Trattberg bei der sogenannten Loitzenwiese an der heutigen Gemeindegrenze zu [[Aurach am Hongar|Aurach]] war ein solcher Treffpunkt: der sogenannte sogenannte '''Predigtstuhl''' am Ende der Predigtstuhlstraße, auf rund 664 m Seehöhe.  
Hinter dem Schörflinger Trattberg bei der sogenannten Loitzenwiese an der heutigen Gemeindegrenze zu [[Aurach am Hongar|Aurach]] war ein solcher Treffpunkt: der sogenannte sogenannte '''Predigtstuhl''' am Ende der Predigtstuhlstraße, auf rund 664 m Seehöhe.  
Die Protestanten kamen aus der ganzen Umgebung, die Christen vom westlichen Seeufer fuhren über den See nach [[Weyregg am Attersee|Weyregg]]. Von dort gingen sie entlang des Weyregger Baches auf den Miglberg, weiter zum Modl in Schaffling, Richtung Almberg unterhalb von Kreuzing und dann zur Loitzenwiese hinunter und weiter zum Predigtstuhl<br />.
Die Protestanten kamen aus der ganzen Umgebung, die Christen vom westlichen Seeufer fuhren über den See nach [[Weyregg am Attersee|Weyregg]]. Von dort gingen sie entlang des Weyregger Baches auf den Miglberg, weiter zum Modl in Schaffling, Richtung Almberg unterhalb von Kreuzing und dann zur Loitzenwiese hinunter und weiter zum Predigtstuhl.<br />
Die Treffen fand zu unregelmäßigen Zeitpunkten statt, die Termine blieben geheim und wurden durch ein ausgeklügeltes System bekannt gegeben. (Jeder hatte zehn Vertrauensmänner, denen er Tag und Stunde weitersagte.)
Die Treffen fand zu unregelmäßigen Zeitpunkten statt, die Termine blieben geheim und wurden durch ein ausgeklügeltes System bekannt gegeben. (Jeder hatte zehn Vertrauensmänner, denen er Tag und Stunde weitersagte.)
Der Platz war günstig, wäre der Gottesdienst entdeckt worden, gab es genug Möglichkeiten in den Weiten der Hongarwälder unterzutauchen und sich zu verstecken. <br />
Der Platz war günstig, wäre der Gottesdienst entdeckt worden, gab es genug Möglichkeiten in den Weiten der Hongarwälder unterzutauchen und sich zu verstecken. <br />

Version vom 21. September 2010, 07:41 Uhr

Am Ende der Loitzenwiese in der Gemeinde Schörfling am Attersee gibt es eine „Predigtstuhlstraße“.
Der Name stammt aus der Zeit des Geheimprotestantismus. Nach dem Ende der Bauernkriege 1626 und den ersten erfolgreichen gegenreformatorischen Maßnahmen der Obrigkeit blühte die lutherische Lehre im Geheimen weiter. Viele gaben sich nach außen als Katholiken und ließen sich und ihre Kinder auch taufen, im Herzen blieben sie aber Anhänger der neuen Lehre. Da sie nicht offiziell auftreten konnten, trafen sie sich an geheimen Orten.
Hinter dem Schörflinger Trattberg bei der sogenannten Loitzenwiese an der heutigen Gemeindegrenze zu Aurach war ein solcher Treffpunkt: der sogenannte sogenannte Predigtstuhl am Ende der Predigtstuhlstraße, auf rund 664 m Seehöhe. Die Protestanten kamen aus der ganzen Umgebung, die Christen vom westlichen Seeufer fuhren über den See nach Weyregg. Von dort gingen sie entlang des Weyregger Baches auf den Miglberg, weiter zum Modl in Schaffling, Richtung Almberg unterhalb von Kreuzing und dann zur Loitzenwiese hinunter und weiter zum Predigtstuhl.
Die Treffen fand zu unregelmäßigen Zeitpunkten statt, die Termine blieben geheim und wurden durch ein ausgeklügeltes System bekannt gegeben. (Jeder hatte zehn Vertrauensmänner, denen er Tag und Stunde weitersagte.) Der Platz war günstig, wäre der Gottesdienst entdeckt worden, gab es genug Möglichkeiten in den Weiten der Hongarwälder unterzutauchen und sich zu verstecken.
Vieles ist bis heute unbekannt, so auch wer die Prediger waren und woher sie kamen.
Nach dem Toleranzpatent konnten die Protestanten die Gottesdienste in Rutzenmoos besuchen. Der erste öffentliche evangelische Gottesdienst war dort am ersten Adventsonntag im Jahr 1782. Die Gläubigen gingen die alten Wege bis zur Loitzenwiese und dann weiter nach Rutzenmoos. Dies war bis 1813, dann wurde in Attersee die erste evangelische Kirche des Attergaus gegründet.

Lageplan des „Predigtstuhles“.

Quelle

August Mayer, Schörfling