Holzfuhrwerk

Aus Atterwiki
Version vom 24. Juni 2009, 13:17 Uhr von Manfred Hemetsberger (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: == Holzfuhrwerk == Der Verwendungszweck bestimmte die Holzart, die Länge und Größe der Baumstämme und damit auch die Wahl der Transportmittel und -methoden. Blochh...)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Holzfuhrwerk

Der Verwendungszweck bestimmte die Holzart, die Länge und Größe der Baumstämme und damit auch die Wahl der Transportmittel und -methoden. Blochholz für die Sägewerke waren überwiegend Fichten, Tannen und Lärchen mit einer guten Qualität, einem Durchmesser von etwa 15 cm aufwärts und einer Länge von 3 bis 6 Metern. Zu Brennholz (für die Salzversiedung Hallholz genannt) mit einer Länge von 1 bis 2 Metern wurden andere Holzarten, mindere Qualitäten und kleinere Durchmesser aufbereitet.

Holzfuhrwerk im Winter
Anlegen von Holzglägern

Mit den Möglichkeiten, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung standen war der Winter die beste Jahreszeit für die Holzbringung aus dem Wald. Nur ausreichend Schnee und Kälte ermöglichten geeignete Schneefahrbahnen. Bei wenig Schnee blieb viel Holz bis zum nächsten Winter im Wald liegen. Bereits im Herbst wurden die oft tiefen und steilen Hohlwege von großen Steinen und Hindernissen befreit. Die schweren Sägebloche wurden mit Pferde- oder Ochsengespannen und das Brennholz überwiegend mit sogenannten Hörnerschlitten, von Hand gezogen, aus den Wäldern gebracht. Der gefahrvolle Umgang mit den unterschiedlichsten Bedingungen, der Witterung, dem unwegsamen Gelände, den Zugtieren und dem Werkzeug, erforderte viel Voraussicht, Kraft, Geschicklichkeit und gegenseitige Hilfestellung. Täglich standen Leben und Gesundheit auf dem Spiel.


Was nicht direkt zu Abnehmern in der Nähe kam, wurde am Seeufer zu sogenannten „Glägern“ gestapelt. Eigens für die Holzlagerung hergerichtete Ufergrundstücke mit befestigten Verladerampen wurden „Aufsätze“ genannt. (z.B. Zeller Aufsatz, Kohlbauern Aufsatz und andere). Diese standen zum überwiegenden Teil im Eigentum der Bundesforste – ehemals Kaiserwald – oder der Herrschaft Kogl und werden heute vor allem als öffentliche Badeplätze genützt. Das Holz aus den Bauernwäldern wurde in der Regel direkt zu den örtlichen Sägewerken geliefert. Zusätzlich standen Plätze am Seeufer mit Lagerrechten für die örtlichen Waldbesitzer zur Verfügung. Großteils im Eigentum der Gemeinden stehend, dienen sie jetzt ebenfalls als öffentliche Badeplätze.

Seefloß mit Rahsegeln

Der Wasserweg auf dem Attersee erleichterte bzw. ermöglichte in früheren Jahrhunderten den Transport. Je nach Bedarf wurde das Holz zu Flößen gebunden und zu den Verarbeitern am See oder an dessen Abfluss geflößt. Auch Baumstämme ohne weitere Bearbeitung folgten dem Wasserweg über Ager, Traun und Donau. „Pester-Flöße lieferten langes, gerades Rundholz für Dachrinnen bis nach Budapest. Der Antrieb der großen Seeflöße erfolgte mit Rudern aber zusätzlich auch mit mehreren, auf langen Masten hintereinander gesetzten Rahsegeln. Agerabwärts wurden die Seeflöße zu kleineren Flussflößen zerlegt.

In den 1960er Jahren setzte ein großzügiger Ausbau des Güter- und Waldwegenetzes ein. Das ermöglichte das ganze Jahr über den Abtransport des Holzes mit schweren Traktoren und Lastkraftwagen mit hydraulischen Ladekränen direkt aus den Schlägerungsgebieten. Die alten Transportwege und -einrichtungen sowie die Vorzüge günstiger Betriebsstandorte am Wasser waren somit Geschichte.


Beispiele: Holzfuhrwerk in alter Zeit

Datei:HolzaufzugWeissenb.jpg
Holzaufzug im Weissenbachtal

Der Holzaufzug im Weissenbachtal gehörte zu den ungewöhnlichsten Vorrichtungen für den Holztransport. Um Brennholz aus dem Atterseegebiet zu den Sudkesseln der Salinen in Ebensee zu liefern, wurde 1721/22 eine Holzkonstruktion mit den Merkmalen einer Standseilbahn errichtet. Sie bestand 150 Jahre lang und beförderte in dieser Zeit 3 Millionen Raummeter sogenanntes „Hallholz“. Ein sehenswertes Modell dieser Anlage ist im Heimathaus in Steinbach am Attersee zu besichtigen.

Zwischen Nussdorf und der Ortschaft Reith führte eine lange Holzriese vom Waldgebiet am Reithergupf bis zum See. In dieser Rinne aus kleinen Holzstämmen konnten schwere Bloche vom Berg bis zum See rutschen. Es sind nur mehr Reste dieser Anlage im See in Erinnerung geblieben.

Aus Erzählungen ist überliefert, dass von Sägewerksbesitzern am Attersee zuweilen Flöße aus Blochen gebaut und mit gesägtem Holz beladen wurden. Ergänzt mit einem einfachen Unterstand für Proviant, Kleidung und Werkzeug. Auf diese Weise wurde das Holz über Ager, Traun und Donau bis Wien und manchmal sogar bis Budapest geliefert. Mit dem Erlös in der Tasche erfolgte die Heimfahrt per Bahn.

Im Winter 1929 soll die Eisdecke des Attersees so stark gewesen sein, dass sogar schwere Holzfuhrwerke mit Pferden über den See gezogen werden konnten. Der Attersee friert sehr selten zu, bekannt sind die Jahre: 1707 - 1834 - 1879/80 - 1891 - 1893 - 1895 - 1901 - 1929 - 1940 - 1942 - 1943 - 1947 - 1954 – und 1963.

Aufsehen sollen Fuhrleute aus dem Innviertel mit ihren schweren Rössern ausgelöst haben, die gelegentlich an den Attersee kamen um besonders große und lange Holzstämme aus den Wäldern zu holen. Die „Salfinger“ waren bekannte Holzhändler, Besitzer von Sägewerken und eines stattlichen Bauernhofs in Gaspoltshofen. Sie belieferten die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft mit ausgefallenen Holzdimensionen. Diese Geschäftsverbindung hatte länger als 100 Jahre Bestand. Die Wälder rund um den Attersee waren bekannt für den Reichtum an besonders großen und hohen Fichten- und Tannenbäumen. Viel langes und großes Holz aus dieser Gegend wurde für holländische Schiffswerften und italienische Kirchenbauten gebraucht.

Außergewöhnlich war auch die „Häuplplätte“. Als Plätten wurden flache und breite Transportschiffe bezeichnet. Das Sägewerk Häupl in Attersee besaß eine motorbetriebene Plätte aus Stahl mit welcher nicht nur Flöße gezogen, sondern auch ganze, mit Holz beladene Eisenbahnwaggons vom Sägewerk zu den Anschlußgeleisen der Bahn gebracht wurden. Zu den in den 1950er Jahren obligaten Sommerfesten in Nussdorf wurden alljährlich von der „Häuplplätte“ aus imposante Feuerwerke in den nächtlichen Atterseehimmel gezeichnet, die über den ganzen See zu sehen waren.

Eine aus Holz gebaute Plätte wurde von den Familien Staufer und Lobe in Attersee betrieben. Die letzte Holzplätte der Familie Lobe wurde noch Mitte der 1960er Jahre neu gebaut. Die dafür nötigen, 26 Meter langen Fichtenstämme hatten einen Durchmesser von etwa 30 bis 80 cm und wurden vom Buchberg mit einem Sattellastwagen und einem lenkbaren Nachläufer-Anhänger zum Sägewerk Hemetsberger (Niedermeiersäge) nach Nussdorf gebracht. Die Sägewerkseinrichtung musste für diesen Spezialauftrag eigens adaptiert werden. Die gesägten, etwa 10 cm dicken Pfosten wurden zum naheliegenden See gestreift und von dort auf dem Wasserweg zum Schiffbauer Gebetsroither nach Buchberg geflößt. Der Bau einer Plätte erforderte sehr viel überliefertes Fachwissen und monatelange Schwerarbeit. Die dicken Holzplanken mussten um die Spanten gebogen, angepasst und wasserdicht aneinander gefügt werden. Zur Ausstattung der neuen Plätte gehörten ein Dieselantrieb und ein hydraulischer Bagger zum Be- und Entladen des Schotters aus der Weissenbachmündung. Früher musste der Schotter noch von Hand aus dem Wasser geschaufelt werden. Nach nur wenigen Jahren verdrängte der wesentlich günstigere Strassentransport die letzte Holzplätte vom Attersee.