Holzfuhrwerk

Aus Atterwiki
Holzbringung im Winter mit Hornschlitten um 1950

Das Holzfuhrwerk wurde von den Bauern aus den eigenen Wäldern, aber auch gegen Fuhrlohn vom Kaiserwald, heute Österreichische Bundesforste, von angestellten Forstarbeitern und gewerblichen Fuhrleuten betrieben.

Holzbringung - vom Bergwald zum Wasser

Hohlwege haben im Gelände bleibende Spuren hinterlassen

Der Holztransport aus den Wäldern des Attergaues war bis zur Aufschließung durch ein Netz von Forststraßen ab den 1950er Jahren schwierig und gefahrvoll. Das Holz wurde mit handgezogenen Hornschlitten und mit Pferde- und Ochsengespannen vor allem im Winter über steiles Gelände ins Tal gebracht.

Die weiterführenden Wasserwege über den Attersee, die Ager, Traun und Donau eröffneten seit jeher große Absatzgebiete. Die technische Entwicklung ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts revolutionierte die Holzbringung und den Transport grundlegend.

Mit den Möglichkeiten, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung standen, war der Winter die beste Jahreszeit für die Holzbringung aus dem Wald. Nur ausreichend Schnee und Kälte ermöglichten geeignete Schneefahrbahnen. Bei zu wenig Schnee blieb viel Holz bis zum nächsten Winter im Wald liegen.

Der Verwendungszweck bestimmte die Holzart, die Länge und Größe der Baumstämme und damit auch die Wahl der Transportmittel und -methoden. Blochholz für die Sägewerke waren überwiegend Fichten-, Tannen- und Lärchenstämme mit einer guten Qualität. Der Zopfdurchmesser (am kleineren Ende) musste größer als 15 cm sein und die Länge war üblicherweise drei bis sechs Meter. Für Dachstühle und sonstige Spezialzwecke wurden auch längere Stämme aus dem Wald gebracht. Verschiedene Nadel- und Laubholzarten, mindere Qualitäten und kleinere Durchmesser wurden zu Brennholz (für die Salzversiedung Hallholz genannt) in Längen von einem bis zwei Metern, aufbereitet.

Die Fuhrwege hatten oft jahrhundertelang den selben Verlauf. Jede Fuhre Holz schürfte auch Steine und Geröll zu Tal. Gemeinsam mit Ausschwemmungen im Sommer bildeten sich tiefe Einschnitte - Hohlwege genannt - im Waldgelände. Bei viel befahrenen Strecken gab es einen Weg für die Talfahrt und einen separaten Weg für die Bergfahrt mit den leeren Schlitten. Um gute Schneefahrbahnen zu bekommen wurden bereits im Herbst die oft mehrere Meter tiefen und steilen Hohlwege von großen Steinen und sonstigen Hindernissen befreit.

Die schweren Sägebloche wurden mit Pferde- oder Ochsengespannen und das Brennholz überwiegend mit sogenannten Hornschlitten, von Hand gezogen, aus den Wäldern gebracht. Der gefahrvolle Umgang mit den unterschiedlichsten Bedingungen, der Witterung, dem unwegsamen Gelände, den Zugtieren und dem Werkzeug, erforderte viel Voraussicht, Kraft, Geschicklichkeit und gegenseitige Hilfestellung. Täglich standen Leben und Gesundheit auf dem Spiel.

Was nicht direkt zu Abnehmern in der Nähe kam, wurde am Seeufer zu sogenannten „Glägern“ gestapelt. Eigens für die Holzlagerung hergerichtete Ufergrundstücke mit befestigten Verladerampen wurden Aufsätze genannt. (z.B. Zeller Aufsatz, Kohlbauern Aufsatz und andere). Diese standen zum überwiegenden Teil im Eigentum der Bundesforste – ehemals Kaiserwald – oder der Herrschaft Kogl und werden heute vor allem als öffentliche Badeplätze genutzt. Das Holz aus den Bauernwäldern wurde in der Regel direkt zu den örtlichen Sägewerken geliefert. Zusätzlich standen Plätze am Seeufer mit Lagerrechten für die örtlichen Waldbesitzer zur Verfügung. Großteils im Eigentum der Gemeinden stehend, dienen sie jetzt ebenfalls als öffentliche Badeplätze.

Schlittenwaschen

Zum Ende der Wintersaison, nachdem die letzten Holzfuhren erledigt waren, ging es zum "Schlittenwaschen". Die Fuhrwerker und ihre Pferde steuerten dazu ein Wirtshaus an, in dem zur Freude über die erledigte Arbeit eher die Kehlen der Fuhrwerker "gewaschen" wurden und die Schlitten verschont blieben.


Gefahrvolle Arbeit

Die Waldarbeit und das Holzfuhrwerk ist mit vielen Gefahren verbunden. Auch wenn sich die Sicherheit durch die Mechanisierung erhöht hat, fordert die Arbeit im Wald nach wie vor Menschenleben. In den Attergauer Wäldern erinnern manche Holzknechtmarterl an verunglückte Forstarbeiter. Seit länger als 300 Jahren findet alljährlich am Samstag vor Michaeli eine Fußwallfahrt der Holzarbeiter - Holzknechtwallfahrt - zur Wallfahrtskirche Maria Attersee statt.

Die Schindelbaumstube, eine von Freiwilligen wiedererrichtete alte Holzknecht - Sölln, gibt Einblick in die Waldarbeit vergangener Zeiten und ist ein beliebtes Wanderziel.

Holztransport auf der Waldbahn

In Thalham bei St. Georgen im Attergau wurde 1920 eine Waldbahn vom Klauswald/Saurüssel bis zum Holzplatz in Thalham von der Eisenbahnabteilung Oberösterreich errichtet. Die Bahn verwendete einen 4,2-PS-Puch-Motor als Antriebseinheit und nützte auch das leicht fallende Gelände. Auf der "Startneigung" im Klauswald wurde der Holzzug mit Seilen gesichert und talwärts gebremst. Die Fahrt ging durch das Tal und die Ortschaft Thalham bis zum Holzplatz am Ortsende (in der Nähe des jetzigen Erstaufnahmezentrums und der Gruber-Mühle). Die Bahn sollte ursprünglich bis zum Lokalbahnhof St. Georgen geführt werden. Der Transport vom Holzlagerplatz bis zum Lokalbahnhof erfolgte mit Pferdefuhrwerken. Die Waldbahn diente vor allem der Brennholzbringung für die Stadt Linz und wurde auch von dieser finanziert.

Holztransport in alter Zeit

Im Heimathaus Steinbach steht ein Modell des Holzaufzuges
Modell des Holzaufzuges im Weißenbachtal
Vom Reithergupf in Nußdorf führte um 1900 eine Holzriese bis zum See

Der Holzaufzug im Weissenbachtal gehörte zu den ungewöhnlichsten Vorrichtungen für den Holztransport. Um Brennholz aus dem Atterseegebiet zu den Sudkesseln der Salinen in Ebensee zu liefern, wurde 1721/22 eine Holzkonstruktion mit den Merkmalen einer Standseilbahn errichtet. Sie bestand 150 Jahre lang und beförderte in dieser Zeit 3 Millionen Raummeter sogenanntes „Hallholz“. Ein sehenswertes Modell dieser Anlage ist im Heimathaus in Steinbach am Attersee zu besichtigen.

Zwischen Nussdorf und der Ortschaft Reith führte eine lange Holzriese vom Waldgebiet am Reithergupf bis zum See. In dieser Rinne aus kleinen Holzstämmen konnten schwere Bloche vom Berg bis zum See rutschen. Es sind nur mehr Reste dieser Anlage im See in Erinnerung geblieben.

Aus Erzählungen ist überliefert, dass von Sägewerksbesitzern am Attersee zuweilen Floß aus Blochen gebaut und mit gesägtem Holz beladen wurden. Ergänzt wurden die Floß mit einem einfachen Unterstand für Proviant, Kleidung und Werkzeug. Auf diese Weise wurde das Holz von den Flößern über Ager, Traun und Donau bis Wien und manchmal sogar bis Budapest geliefert. Mit dem Erlös in der Tasche erfolgte die Heimfahrt per Bahn.

Im Winter 1929 soll die Eisdecke des Attersees so stark gewesen sein, dass sogar schwere Holzfuhrwerke mit Pferden über den See gezogen werden konnten. Der Attersee friert sehr selten zu, bekannt sind die Jahre: 1707 - 1834 - 1879/80 - 1891 - 1893 - 1895 - 1901 - 1929 - 1940 - 1942 - 1943 - 1947 - 1954 – und 1963.

Aufsehen sollen Fuhrleute aus dem Innviertel mit ihren schweren Rössern ausgelöst haben, die gelegentlich an den Attersee kamen, um besonders große und lange Holzstämme aus den Wäldern zu holen. Die Salfinger waren bekannte Holzhändler, Besitzer von Sägewerken und eines stattlichen Bauernhofs in Gaspoltshofen. Das Schreien der Fuhrleute konnte man einen Kilometer weit hören, so die Erzählung. Sie belieferten unter anderem die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft mit ausgefallenen Holzdimensionen. Diese Geschäftsverbindung hatte länger als 100 Jahre Bestand.

Die Wälder rund um den Attersee waren bekannt für den Reichtum an besonders großen und hohen Fichten- und Tannenbäumen. In den drei Revieren der Bundesforste in Nußdorf, Weyregg und Steinbach gab es Waldstandorte auf denen mehr als 1.200 Festmeter Holz pro Hektar stand. Üblicherweise stehen etwa 450 Festmeter pro Hektar. Das Schiffbauholz musste 30 Meter lang sein und am kleinen Ende, dem Zopf, noch mindestens 44 cm Durchmesser aufweisen. Solche Bäume hatten eine Gesamtlänge von mehr als 50 Metern und am Stamm einen Durchmesser von über einem Meter. Viel langes und großes Holz aus dem Attergau wurde in der Monarchie nach Wien und Budapest und später für holländische Schiffswerften und italienische Kirchenbauten gebraucht.

Holztransport auf dem Attersee

Seefloß mit Rahsegeln
Plätte mit Holzladung und Ruderantrieb um 1900
Die Häupl-Plätte mit Langholz für den Schiffsbau um 1950

Floß

Der Wasserweg auf dem Attersee erleichterte bzw. ermöglichte in früheren Jahrhunderten den Transport. Je nach Bedarf wurde das Holz zu Flößen gebunden und zu den Verarbeitern am See oder an dessen Abfluss geflößt. Auch Baumstämme ohne weitere Bearbeitung folgten dem Wasserweg über Ager, Traun und Donau. Pester-Flöße lieferten langes, gerades Rundholz für Dachrinnen bis nach Budapest. Der Antrieb der großen Seeflöße erfolgte mit Rudern aber zusätzlich auch mit mehreren, auf langen Masten hintereinander gesetzten Rahsegeln, später auch mit Plätten, die die Flöße schoben oder zogen. Ager flussabwärts wurden die Seeflöße zu kleineren Flussflößen zerlegt.

Plätte

Plätten sind flache und breite Transportschiffe mit denen früher vorwiegend Holz- und Schottertransporte auf dem Attersee durchgeführt wurden. Sie sind im Artikel Plätte näher beschrieben. Plätten wurden auch zum Schieben oder Ziehen von großen Holzflößen verwendet.

Eine aus Holz gebaute Plätte wurde von den Familien Staufer und Lobe in Attersee betrieben. Die letzte Holzplätte der Familie Lobe wurde noch Mitte der 1960er Jahre neu gebaut. Zur Ausstattung der neuen Plätte gehörten ein Dieselantrieb und ein hydraulischer Bagger zum Be- und Entladen. Wenige Jahre später verdrängte der wesentlich günstigere Strassentransport die letzte Holzplätte vom Attersee.

Im den Jahren 2001-2004 bauten vier Schörflinger eine Plätte nach historischen Vorbildern nach. Diese einzige Plätte am Attersee erinnert an ein legendäres Transportmittel vergangener Zeiten.

Der Trajektverkehr mit der Häuplplätte

Die Häuplplätte bringt die beladenen Waggons zur Mole
Der elektrische Triebwagen zieht die Waggons bis nach Vöcklamarkt

Eisenbahnfähren werden als Trajektschiffe bezeichnet. Das Sägewerk Franz Häupl in Attersee erwarb 1942 von der Schiffswerft Linz ein solches motorbetriebenes Trajektschiff zum Transport von Holzlieferungen mit Güterwaggons vom Sägewerk zur Schmalspurbahn in Attersee. Auf dem Stahlplattendeck des Schiffes waren Geleise montiert, auf denen drei Waggons der Länge nach Platz fanden. Gewöhnlich wurde dieses Schiff Häuplplätte genannt.

Der Schienenstrang der Attergaubahn wurde zu diesem Zweck vom Bahnhof Attersee bis zur Mole bei der Zentrale der Attersee-Schifffahrt verlängert. Der Gleisanschluss war mit Handwinden verstellbar um zwischen Schiff und Mole eine flexible Verbindung herzustellen. Die leeren Waggons wurden vom elektrischen Triebwagen mit einem leichten Zwischenwagen auf das Schiff geschoben und die beladenen Waggons mit einer Trosse vom Schiff über den steilen Anstieg vom See hinauf zum Bahnhof gezogen. Am Bahnhof Vöcklamarkt musste das Holz von den Schmalspurwaggons zum Weitertransport händisch in die Normalspurwaggons der Westbahn umgeladen werden. Auf Grund der Entwicklung im Straßenverkehr wurde der Trajektverkehr 1966 aufgelassen und die Mole 1972 abgetragen. An ihrer Stelle wurde ein Schrägaufzug errichtet um die Atterseeschiffe an Land ziehen zu können.

Zu den in den 1950er Jahren obligaten Sommerfesten in Nussdorf wurden alljährlich von der Häuplplätte aus imposante Feuerwerke in den nächtlichen Atterseehimmel gezeichnet, die über dem ganzen See zu sehen waren.

Holzbringung heute

Seilkran und Prozessor zur Entastung, Ablängung und Sortierung im Steilgelände

In den 1960er Jahren setzte auch im Attergau ein großzügiger Ausbau des Güter- und Waldwegenetzes ein. Das ermöglichte den Abtransport des Holzes mit schweren Traktoren und Lastkraftwagen mit hydraulischen Ladekränen direkt aus den Schlägerungsgebieten zu jeder Jahreszeit. Witterungseinflüsse sind kein bestimmender Faktor mehr für die Verfügbarkeit des Holzes, wodurch die Holzernte und Bringung kurzfristig dem Bedarf angepasst werden kann. Viele Gefahren bei der Waldarbeit wurden erheblich vermindert.

Zur Bringung im Steilgelände kommen Seilkräne und Vorwarder zum Einsatz. Harvester mit teilautomatisierten Prozessoren fällen die Bäume, befreien sie von den Ästen, schneiden sie auf die gewünschten Blochlängen und sortieren sie kundengerecht vor. In Extremlagen im Gebirge werden auch Hubschrauber eingesetzt. Im Artikel Forstwirtschaft wird auf die moderne Waldarbeit näher eingegangen.

Die alten Transportwege, Werkzeuge und Einrichtungen sowie die in früheren Zeiten vorteilhaften Betriebsstandorte an Wasserläufen sind Vergangenheit.

Ausstellung im Museum

In den lokalen Museen wie dem Heimathaus Steinbach, Heimathaus Schörfling und vor allem im Aignerhaus in St. Georgen können die alten Holzwerkzeuge, Schlitten und Bilder besichtigt werden.

Quellen

  • Walter Großpointner - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger
  • Sammlung Aichinger
  • OÖ. Landesarchiv (Waldbahn)
  • Firmenarchiv Stern & Hafferl